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Im Original Johannes Wilhelm Wolf

Deutsche Märchen und Sagen 174

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

229. Trappler zu Coolscamp

Zu Coolscamp bei Lichtervelde liegt eine weite Haide, Stuifoen genannt. Durch dieselbe führt ein Weg, der nun sehr viel gebraucht ist, vor etwa fünfzig Jahren aber so sehr gescheut wurde, dass kein Mensch es wagte, denselben gegen Abend und noch weniger nachts zu betreten, und dies darum, weil sich dort ein Nachtspuk aufhielt. Nie oder selten nahm der Geist eine Gestalt an, man hörte ihn nur, und zwar trappelte er stets in der Nähe herum, wovon er auch den Namen der Trappler erhielt. Seit undenklichen Zeiten trug er den schon, aber noch keiner hatte den Spuk gesehen. Das war einem betrunkenen Bauern aufbehalten, der eines Nachts, des erwähnten Weges Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 173

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

228. Geist verfolgt

In Konstanz wohnte ein Buchdrucker und in dessen Haus war es nicht geheuer. Zu einer Zeit hörte man in einer Ecke der Druckerei wie schwere Seufzer. Die Druckergesellen lachten darüber, aber nicht für lange, denn es blieb bald nicht mehr bei dem Seufzen. Sie hörten wiederholt starke Schläge an die Mauer jener Ecke. Gesellen und Lehrburschen erhielten Ohrfeigen von unsichtbarer Hand und ihre Mützen und Hüte wurden zur Erde geworfen. Der Herr des Hauses ging endlich zu den Kapuzinern und die kamen und beschworen den Geist, der auch drei Tage lang sich ruhig verhielt. Am vierten begann er aber sein Treiben noch ärger denn früher, er warf selbst die Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 172

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

227. Kind im Keller

Am 11. Juli des Jahres 1646 fiel ein dreijähriges Kind zu Freiburg durch ein Kellerloch in den Keller des Stadtgefängnisses. Mit sehr großer Betrübnis suchten die Eltern drei Tage lang, doch nirgends war das Kind zu finden; kein Mensch hatte es gesehen. Am 15. endlich wurde ein Soldat, der sich gegen die Hauptwache zur Wehr gesetzt und dabei einen Offizier verwundet hatte, zum Gefängnis gebracht. Die, welche ihn bewachten, hörten des Nachts die Stimme eines Kindes, nicht weinen oder klagen, sondern nur »Vater!« rufen und um etwas zu trinken bitten. Zur Stunde öffnete man den Keller, aus dem die Stimme drang und der seit langer Zeit zugemauert war. Man fand das Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 171

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

226. Geist und Kind

In dem Städtchen Wilmar, welches in der Trierer Diözese gelegen ist, hatte sich um das Jahr 1595 folgende merkwürdige Geschichte zugetragen. Es lebte dort ein ehrsamer Bürger, namens Johann Eisenkopf, mit seiner Frau Margaretha. Diese gebar ihm einen Sohn, den er Conrad nannte. Dieses Kind wurde von Christi Himmelfahrt bis zum Fest Apostelteilung häufig von einem Geist aus der Wiege geholt und an irgendeinen anderen Ort gebracht. Nun legte er es in das Bett der Mutter, dann barg er es auf der Treppe des Weinkellers, ein anderes Mal im oberen Stock des Hauses, wieder ein anderes Mal auf dem heimlichen Gemach. Dabei trug der Geist stets die größte Weiterlesen