Deutsche Märchen und Sagen 92
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
114. Das Schloss von Vinderhouthem
Einer der Herren von Vinderhouthem hatte keine Kinder. Da wandte er sich nach langem und vergeblichem Hoffen und Harren endlich an die heilige Mutter Anna und gelobte, falls er Kinder bekäme, dieselben bis zum siebenten Jahr in Ordenskleider zu kleiden, die Knaben als Minderbrüder, die Mädchen als Nonnen und außerdem der Heiligen auch noch eine Kapelle zu bauen. Bald darauf war die Gräfin gesegneten Leibes und sie schenkte ihm einen Sohn und eine Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 91
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
113. Getreide gelobt und nicht gegeben
Zu Assenede liegt eine Meierei, die heißt der Lampaertshof. Da wohnte vor langen Jahren ein Bauer und der reiste eines Tags über See. Ein großes Unwetter überfiel ihn und das Schiff wurde also sehr von den Wellen auf und niedergeworfen, dass alle nicht anders meinten, als sie wären verloren gewesen. Besonders ängstlich war es dem Bauern zumute. Er fiel auf seine Knie und tat ein Gelübde zu Gott, dass, wenn er aus dieser großen Gefahr errettet würde, er den Armen so viel Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 90
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
112. Das verzehrte Getreide
In Schwaben lebte einst ein reicher und mächtiger Edler, namens Rickberger, dessen jährliche Einkünfte sich gut auf mehr denn dreißigtausend Goldstücke beliefen. Der war dabei aber so geizig, dass es nicht zu sagen ist, und seine einzige Sorge, immer mehr und mehr Reichtümer aufzuhäufen, gleichviel, ob mit Recht oder mit Unrecht. Eines Jahres waren die Feldfrüchte über Maßen gut geraten und er hatte all seine Speicher so gefüllt, dass sie drohten, Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 89
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
111. Korn verwandelt
Es war ein Bischof grauen Ordens von Zitel, gar ein guter heiliger Mann. Zu dem kam einmal ein gar reicher Mann, der bat ihn, dass er seine Beichte hören möge. Das tat der Bischof und er vernahm, dass der Mann viel unrechtmäßigen Gutes hatte.
Da sprach der Bischof zu ihm: »Nun geh hin und gib einer armen Wittib deines Kornes zwei Malter um Gottes willen.« Der Mann sprach: »Ja gerne«, tat es auch, kam wieder und sagte zu dem Herrn: »Herr, was Ihr mir Weiterlesen