Deutsche Märchen und Sagen 108
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
142. Sieben Hexen
Ein trüber (böser) Junge von Veurne wollte wissen, wie viele Hexen wohl in der Stadt wären. Er beschloss also, dieselben einmal in Gegenwart der ganzen Gemeinde in die Kirche zu schließen. Um dies ausrichten zu können, musste er etwas Geweihtes unter die Schwelle der Kirchtür legen. Um das Geweihte zu bekommen, ersann er folgendes Mittel. Bei dem ersten Begräbnis, das stattfand, stellte er sich dicht neben das Grab und ließ seine Mütze just auf den Sarg fallen, als der Pfarrer die geweihte Erde darauf warf. Schnell sprang er zu, nahm die Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 107
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
141. Hufeisen auf Händen und Füßen
Zwei Pferdeknechte schliefen zusammen in einem Bett im Stall. Der eine von ihnen war ein dicker, fetter Bursche und wurde mit jedem Tag noch dicker und fetter; der andere aber war mager wie ein Skelett und wurde mit jedem Tag noch magerer.
Das konnte der Fette nicht gut begreifen und fragte ihn einst: »Aber sag mir doch, wie es zugeht, dass du mit jedem Tag mehr abzehrst?«
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Deutsche Märchen und Sagen 106
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
140. Wagen mit Katzen bespannt
Anno 1633 wurde zu Strasburg ein Junge aus Molzheim, nicht mehr als sechzehn Jahr alt, zum Tode verurteilt, weil er ein erwiesener Teufelskünstler war. Sein Lehrer in der Zauberkunst war ein Jesuit aus Molzheim gewesen, der nebst ihm noch viele andere Jungen verleitet hatte. Der Teufel war einmal zu ihm in die Schule gekommen in Gestalt eines ansehnlichen schwarzen Mannes und hatte ihm Geld verehrt. Dieser Junge konnte sich in allerlei Gestalten verwandeln; so hatte er einmal in Gestalt eines Raben sich einer Kuh auf den Rücken gesetzt und sie Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 105
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
139. Beschwörer in Strasburg
Ein Mann aus Strasburg saß im Jahre 1625 mit einigen Studenten auf einem Wagen, hörte da, wie die von Zaubereien und Beschwörungen sprachen, und drückte sich die Worte der Beschwörung recht tief in seinen Sinn. Als er nun bald darauf hörte, dass sich in einem Dorf bei Strasburg ein Geist sehen lasse, ging er dahin und beschwor denselben. Dieser sprach, eine Bauerndirne habe ihre in Unehe heimlich gewonnene Frucht umgebracht und darum spuke er so lange beim Grab des Kindes, bis die Mörderin gestraft sei. Der Mann trieb ihn aber von der Weiterlesen