Deutsche Märchen und Sagen 116
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
152. Kätzchen unter der Bütte
Ein Lehrjunge kehrte spät von einem Trinkgelage zu seines Meisters Haus zurück und fand auf der Straße ein artiges, kleines, schwarzes Kätzchen. Das nahm er auf und trug es mit sich nach Hause, wo er es unter eine Bütte ohne Ohren setzte. Wollen sie das Tierchen morgen behalten, dachte er bei sich selbst, dann können sie es tun; wenn nicht, dann lasse ich es wieder laufen. Am nächsten Morgen kam er zu der Bütte zurück und hob sie auf, um das Kätzchen seinem Meister zu zeigen. Aber wie erschrak er, als er nicht mehr das Kätzchen, sondern ein Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 115
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
151. Die Kastenlinde zu Auweghem
Zwischen Huysse und Auweghem steht eine uralte Linde, die in der ganzen Gegend unter Jung und Alt nur unter dem Namen Katzenlinde bekannt ist. Einem Bauer aus Auweghem begegnete daselbst Folgendes. Er hatte sich nach langem Arbeiten an einem heißen Sommertag abends neben die Linde gesetzt, um ein wenig auszuruhen. Langsam fiel er in Schlaf. Daraus wurde er erst tief in der Nacht durch süße Laute geweckt, die ihm aus der Luft zu kommen schienen. Er rieb sich die Augen und sah einmal nach oben. Da bemerkte er denn zu seinem großen Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 114
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
150. Lichtchen auf dem Baum
Ein alter Bauer aus Avecapelle, namens Clabau, kam abends spät noch über die Weiden, die das Dorf umgaben, und wollte nach Hause. Da sah er plötzlich eine Katze neben sich laufen, welche er meinte zu erkennen als die seines Nachbarn. Weil er ein großer Liebhaber von Katzen war, auch verwundert stand, das Tier so weit von Zuhause weg zu sehen, fragte er: »Nun, schöne bunte Katze, wo gehst du hin?«
Aber die Katze lief ihres Weges weiter und war bald aus seinen Blicken.
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Deutsche Märchen und Sagen 113
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
148. Hänschen Zimmermann und die Katzen
Auf der Brüsslerstraße zu Dendermonde liegt ein Haus, welches Zur Sonne heißt. Darin befand sich in früheren Zeiten eine Brauerei, worin Hänschen Zimmermann als Knecht diente. Das erste, zweite und dritte Gebräu misslang und das konnte Hänschen nicht begreifen, denn er verstand sein Handwerk so gut wie der Beste. Nun hatte Hänschen bemerkt, dass jedes Mal, wenn er am Brauen war, eine Katze rund um den Kessel lief. Und die beschloss er nun einmal ins Auge zu fassen. Er begann also sein viertes Gebräu. Kaum kochte das Bier, als die Weiterlesen