Deutsche Märchen und Sagen 125
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
164. Feuer verrät die Hexe
Es ist noch nicht lange her, dass in Cerneghem eine Hexe auf die folgende Weise verraten wurde.
Die Kinder eines Bauern lagen krank und schienen nicht mehr genesen zu können. Was der Mann auch für Mittel anwenden mochte, die Krankheit nahm täglich mehr zu, sodass endlich kein Zweifel mehr blieb an einer Bezauberung der Kinder. Um sich inzwischen hiervon zu überzeugen und die Hexe zugleich kennen zu lernen, gab jemand den Rat, ein groß Feuer von Buchen-, Ulmen- und Eichenholz zu machen und wohl Sorge zu tragen, dass Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 124
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
163. Apfel bricht den Zauber
Zwei Leutchen in Kortryk hatten ein wunderschönes Kind. Eines Abends spät saß die Mutter noch bei der Wiege, als sie auf einmal – kloff, kloff, kloff – jemand mit Holzschuhen durch die stille Straße laufen hörte. An ihrem Haus hielt er an. Zu gleicher Zeit tat das Kind einen lauten Schrei und wand sich in der Wiege. Als die Mutter zusah, hatte es hinten und vorne einen Buckel. Kloff, kloff, kloff scholl es wieder von der Straße und der Jemand lief weg. Die Frau war in Angst und Not und lief überall hin, zu allen Doktoren, aber keiner konnte dem Kind helfen. Es war Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 123
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
162. Wie die Hexen erkannt werden
Wenn der Priester in der Messe Dominus vobiscum sagt, dann sieht er an einem besonderen Zeichen, welche Frauen Hexen sind.
Wenn man die Schuhe von Knaben mit Wagenschmiere oder mit Schweinefett bestreicht und sie alsdann in die Kirche schickt, dann kann keine Hexe heraus, bevor die Knaben heraus sind. Auch stellt man einen Besen umgekehrt an die Kirchtür, wenn man die Hexen zwingen will, zuletzt in der Kirche zu bleiben, um sie so zu Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 122
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
161. Zauberschlaf
In der Gegend von Zülpich lebte vor einigen Jahren ein blinder Mann von großer Frömmigkeit mit Namen Engelbert. In seiner Jugend schlief er eines Nachts im Hause seiner Tante, welche sehr reich war, und hörte – es war noch vor Mitternacht – wie zwei Diebe die Wand durchbrachen und in das Haus drangen. Nachdem sie die Herdasche durchwühlt hatten, steckten sie Licht an, öffneten Kisten und Kasten und begannen laut miteinander zu sprechen. Als Engelbert das hörte, versuchte er die neben ihm liegenden Diener zu wecken, doch das gelang Weiterlesen