Deutsche Märchen und Sagen 133
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
173. Gottvertrauen belohnt
Im Jahr 1539 lebte im Sachsenland eine ehrbare Witwe mit zwei Söhnen. Es war in dem Jahr eine große Hungersnot und die Frau wusste kein Brot mehr für die Kinder und sich zu beschaffen.
Da kleidete sie eines Morgens sich und die Söhne in ihre besten Kleider und ging auf eine nahe Quelle zu, um dort Gott zu bitten, dass er sich ihrer erbarmen möge. Indem sie vor die Tür trat, sah sie einen ehrenhaften Mann, der sie freundlich grüßte und nach einigen Worten sie fragte, ob sie an jenem Quell Essen zu finden glaube.
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Deutsche Märchen und Sagen 132
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
172. Unschuldige gehängt
In einem Wirtshaus hatte die Tochter heimlich unerlaubten Umgang mit einem Mann und die Folge davon war, dass sie ein Kind gebar. Weil die Mutter welche ein böses und heimtückisches Weib war, nun fürchtete, das möge unter die Leute kommen, tötete sie das Kind und legte die Leiche ins Bett der Magd. Als diese nun abends schlafen gehen wollte und ihr Bett aufdeckte, da schrie sie laut auf vor Schrecken ob des Kindes.
Da lief die Wirtin nebst ihrer Tochter herbei und sie riefen: »O du Teufelin, du Mörderin, du bringst unser Haus in Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 131
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
171. Hecke und Alene
In der Zeit, als noch die Heiden in Brabant waren, wohnte zu Dilbeek, einem zwei Stunden von Brüssel gelegenen Dorf, ein grausamer Heidenkönig, der hieß Hecke, und hatte eine überaus schöne Frau, die er auch innig liebte, und die hieß Alene. Diese hörte eines Tages erzählen von einem Christenprediger, der auf der anderen Seite von Brüssel, im Forst, das Wort Gottes verkündigte. Sie beschloss zur Stunde, einmal den Predigten des Apostels beizuwohnen. Das wurde ihr umso leichter, als ein unterirdischer Gang von ihrem Schloss aus unterhalb Brüssel Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 130
Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
169. Duns Scotus
Duns Scotus hatte gelobt, die Heilige Schrift zu übersetzen, ohne einige Speise zu sich zu nehmen, denn er gedachte, bei solchem heiligen Werk dürfe ihn kein irdisches Bedürfnis stören. Das führte er auch aus. Als er aber kaum den letzten Buchstaben seiner Übersetzung niedergeschrieben hatte, da fiel er hin und war tot.
170. Doktor Faust