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Im Original Johannes Wilhelm Wolf

Deutsche Märchen und Sagen 193

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

261. Unsere liebe Frau vom weißen Zweig zu Ronsse

Zu Ronsse findet man unter viel anderen Kapellchen auch das unserer lieben Frau vom weißen Zweig. Wo es nun steht, da stand vor vielen hundert Jahren eine ge­waltige uralte Eiche, zwischen deren dichten Zweigen ein hölzernes Marienbild hing. Dies hatte Wunderkraft und viel Kranke fanden bei ihm Genesung; kein Wunder al­so, wenn es bald in der ganzen Gegend bekannt und berühmt wurde und Pilger aus allen Städten und Dör­fern sich zu ihm drängten. Was jeden der Pilger aber am meisten wunderte, war, dass der Zweig, an dem es hing, ganz schneeweiße Blätter trug. Von ihm hieß man das Bild Maria zum weißen Zweig. Den Satan ärgerte die Andacht der Gläubigen zu dem Bild und er trieb einige Bösewichte an, den weißen Zweig abzuschneiden und ihn in einen tiefen Pfuhl zu verbergen. Doch damit gewann er nichts, denn zu gleicher Zeit fühlte die Witwe von Graf Johann von Nassau sich gedrungen, über dem Bild eine Kapelle zu bauen. Dadurch nah­men die Wallfahrten zu der Eiche nur zu und bis heute bleibt die Kapelle eine der Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 191

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

259. Geist an den Eichen

Wenn man von Cortemarke bei Turnhout nach Hooglede gehen will, sieht man in einiger Entfernung eine einzelnstehende Gruppe von Bäumen, und näherkommend, findet man zwischen denselben das alte Schloss Volmerbeke, dessen Grundstein zu Zeiten Balduins des Eisernen gelegt sein soll. Nun ist das Schloss eine Meie­rei und eine ganz friedliche Wohnung. Das war es aber nicht so ganz in früherer Zeit und selbst bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts; es hielt sich nämlich dort der Geist eines alten Herrn des Schlosses auf, der vor vielen Hundert Jahren gestorben ist, ohne dass er vor sei­nem Tod Zeit fand, den Ort anzugeben, wohin er eine große Summe Geld nebst vielen Kleinodien verbarg. Jede Nacht kam der Geist und klopfte auf Türen und Fenster, während er rief: »Slaep je öl? Slaep je öl? Slaep je öl?«1

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Deutsche Märchen und Sagen 190

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

255. Das weiße Mütterchen

In Haltern geht abends gegen acht Uhr und spä­ter ein weißes Mütterchen um. Wenn jemand ihm be­gegnet, den bittet es, mitzugehen, indem es ihm einen Schatz zeigen und geben wolle. Wer ihr aber folgt, den tötet sie und der ist unrettbar verloren.

256. Gebrochen Gelübde

In Osnabrück erscheint nachts um zwölf Uhr eine Frau, die trägt eine glühende Krone auf dem Haupt und glühende Ketten um den Hals, ist auch mit glü­henden Ketten an den Händen geschlossen. Sie ruft: »So geht es, wenn man Gott getane Gelübde nicht hält.«

257. Gott segne euch!
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Deutsche Märchen und Sagen 189

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

254. Die Nonne zu Gehofen

Eine Frau von Eberstein wollte in ihrem Schloss Gehofen, welches im Amt Allstedt liegt, aus einer klei­nen Küche und Kammer eine schöne große Küche machen lassen. Während nun die alten Mauern abgerissen wur­den, ließ sich eine schöne Nonne vor ihr sehen mit einem roten Kreuz auf der Stirn. Die dankte der Edelfrau dafür, dass sie die Küche vergrößern lasse, fügte auch hinzu: »Viel reiche Leute haben vor Euch in diesem Schloss gewohnt, doch keiner hat so weit gedacht; dafür sollt ihr auch einen Schatz bekommen, der unaussprech­lich groß ist.«

Die Edelfrau entsetzte sich darüber und sprach: »Behaltet Euren Schatz für Euch. Ich trage kein Begehren zu demselben.«

Da kniff die Nonne sie bunt und blau, dass sie den Schatz nehme, ging ihr vier ganze Wochen lang nach, fuhr mit ihr in die Kirche und Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 188

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

252. Schatz zu Orbe

Zwei Männer aus Orbe im Elsass sahen in einem Garten ein Kästchen aus der Erde steigen, in dem sie zuversichtlich glaubten, einen großen Schatz zu finden. Sie gingen darauf zu, um es zu nehmen, aber da ver­schwand das Kästchen wieder und sank unter die Erde zurück.

Das erzählten zwei Mönche einer nahegelegenen Abtei, die es von den Männern selbst gehört hatten, dem Dom Calmet und fragten ihn um seinen Rat, aber er wusste ihnen wenig darauf zu antworten.

253. Magister Videns

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