Oberhessisches Sagenbuch Teil 77
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der Grenzreiter
Vor langer, langer Zeit waren einmal die beiden Gemeinden Bersrod und Reiskirchen wegen eines gemeinschaftlichen Waldes in einen sehr heftigen Streit geraten. Um denselben zu beenden, beschlossen sie denselben zu teilen, indem sie die Sache einem Gottesurteil anheimstellten. Zu diesem Behuf wurde von beiden Seiten ein bis dahin unbescholtener Mann aus einem Nachbardorf erwählt, der auf einem Schimmel mit verbundenen Augen mitten durch den Wald reiten und so die Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 76
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Spuk in den Hommelwiesen
Ein Unterförster von Heimertshausen, der bei jedermann in gutem Ansehen stand und dem niemand eigentlich etwas Böses nachsagen konnte, sollte, dem Leutgeschmätz nach, ruhelos nach seinem Tod im Reviere umgehen, doch wusste man nicht recht, was der Mär war.
Einst hütete der Schäfer auf den Hommelwiesen und betrachtete sich zufällig den gegenüberliegenden Wald. Da kam plötzlich auf den Wipfeln der Bäume ein Mann daher. Als er mit Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 75
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Im Wahlebachsgrund
zwischen Nieder-Ohmen und Merlau hat es immer gespukt. Es wandert dort ein eisgraues Männchen in altmodischer Kleidung mit kurzen Hosen und Schnallenschuhen, das kann nicht zur Ruhe kommen, weil es bei Leibes Leben aus Gewinnsucht die Grenzsteine verrückt hatte. Bei sehr später Tageszeit mähte ein Mann aus Nieder-Ohmen noch eine Last Gras dort, da stand auf einmal das unheimliche Wahlebachsmännchen vor ihm und bat ihn flehentlich: »Reiche mir doch deine Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 74
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der Lichtermann
In der Adventszeit sieht man viele Heerwische fliegen, die nennt man auch feurige Männer, oder sagt von ihnen allen: »Der Lichtermann geht um.« Das sind die Geister von Menschen, welche ungerechterweise bei nächtlicher Weile die Grenzsteine verrückt haben. Wenn man einen Irrwisch fliegen sieht, ruft man ihm den Spottreim zu:
Irrwisch, bernst (brennst) wie Hawwerstroh,
komm und leucht mir aach e so.
Wenn du mich kräist vor der Tür,
darfst, du mir geben ein Tritt hinne für.