Oberhessisches Sagenbuch Teil 85
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Die stumpfe Kirche unter Burkhards
Eine halbe Stunde unterhalb Burkhards im Grunde, die Nidder entlang, stehen hart am Wasser die spärlichen Mauerreste einer uralten Kapelle, auf welche von Wingershausen aus ein Fußpfad über die Bach führt, der noch heute der Pfaffenweg heißt. Es ist nun schon lange her, da machten zwei Burkhardser Männer auf einer Wiese bei dieser stumpfen Kirche Heu. Es war um die Mittagszeit und der Schweiß lief ihnen unter dem Wenden vom Gesicht. Indessen sah der eine zwei alte Mönche mit grauen, langen Bärten und in ihrem klösterlich schwarzen Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 84
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der erlöste Geist
Ein Mann, der ein Haus neu erkauft hatte, wachte in der Nacht über einem furchtbaren Kettengerassel auf und sah einen Geist in Menschengestalt vor sich stehen, der ihm in einem fort winkte. Weil er sich indessen fürchtete, ließ er den Geist bitten und winken, so lange er wollte, bis seine Zeit um war. Am Morgen erzählte er seinem Bruder den Vorfall. Sie beschlossen, in der nächsten Nacht beieinander zu schlafen, und wenn der Geist wiederkäme, ihm zu folgen. Wirklich geschah dies. Also taten sie schnell ihre Kleider an und folgten dem Geist, welcher sie die Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 83
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Das Frauchen von Hartershausen
Hartershausen liegt im Schlitzer Land und soll ehedem eine Burg gehabt haben, aus welcher der Graf erst einen Pachthof machte, nun aber ist es das Schulhaus. Es ist ein uraltes Gebäude mit riesig dicken Mauern und winzig kleinen Fenstern, dunklen Treppen und weiten Vorplätzen. Kein Wunder, dass die weiße Frau drin umgeht und sonst noch allerlei Unheimliches passiert. Eins hat aber nun aufgehört. Nämlich: Ehedem, wenn eine Frau im Haus in Kindsnöten lag, sahen die Bewohner ein uraltes Frauchen mitten auf der Türschwelle der Stube sitzen in ganz Weiterlesen
Oberhessisches Sagenbuch Teil 82
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der rote Geiger am Forellenteich
Der Forellenteich im Oberwald hat etwas an sich, darüber lässt sich nicht disputieren. Selten vergeht ein Jahr, ohne dass irgendein Mensch hineinspringt und so eines bösen Todes verstirbt. Darum ist es dort auch niemals recht geheuer, absonderlich des Nachts. So war dort einmal ein Kohlenbrenner, der gedachte des Nachts auf die Wildbretsknapperei auszugehen, denn, wahrhaftig, bequemer konnte er es nicht haben, wie hier im stillen Wald. Also ging er zu dem Forellenteich. Allein als er über den Seedamm hinschritt, stand ein großer, fürchterlicher Mann Weiterlesen