Aus dem Wigwam – Wassamo
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Wassamo
assamo lebte lange, ehe die Flagge des weißen Mannes in Amerika gesehen wurde, mit seinen Eltern an der Ostküste des Michigansees.
Eines Tages sagte seine Mutter zu ihm: »Mein Sohn, geh dort an den Teich und sieh zu, ob du nicht einige Fische fangen kannst. Nimm aber deinen Vetter mit.«
Sie gingen fort und kamen gegen Nachmittag bei der bezeichneten Stelle an. Sie warfen ihre Netze ins Wasser, bauten ein Schutzdach und machten ein Feuer an. Der Teich war ruhig und der Himmel hell und klar.
Aus dem Wigwam – Der Wendigo (Riese, Ungeheuer)
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Der Wendigo (Riese, Ungeheuer)
n einem einsamen Wald lebte ein Mann mit seiner Frau und einem Sohn. Als der Vater eines Tages auf die Jagd gegangen war, sah seine Frau aus der Hütte und bemerkte, wie ein großer Mann mit rüstigen Schritten über das Wasser des Sees auf sie zuschritt. Bald war er so nahe, dass eine Flucht nutzlos gewesen wäre. Sie lief also in den Wigwam, nahm ihren dreijährigen Sohn bei der Hand und rief laut aus: »Siehe, dort kommt dein Großvater!«
Der Riese antwortete: »Jawohl, mein Sohn!« Und dann bat er die Frau um Essen. Glücklicherweise hatte dieselbe großen Vorrat an getrocknetem Fleisch und stellte ihm denselben vor. Doch er wies das Fleisch unwillig zurück und nahm einen frischgeschossenen Hirsch, der vor der Tür lag. Zerriss ihn, trank sein Blut und nagte die Knochen ab.
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Aus dem Wigwam – Der Sturm
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Der Sturm
s lebte einst eine alte Frau, namens Monedo Kwä (Prophetin), an den Dünen des Michigansees, welche gewöhnlich der schlafende Bär genannt werden. Dieselbe hatte eine Tochter, die so außergewöhnlich schön war, dass die Alte fürchtete, sie würde ihr eines Tages geraubt werden. Sie setzte sie daher in eine große wasserdichte Kiste, band einen starten Strick daran und ließ sie hinaus in den See schwimmen. Jeden Morgen zog sie die Kiste ans Ufer, kämmte und wusch das Mädchen und gab ihm die nötigen Lebensmittel.
Dies sah nun eines Tages ein schöner junger Mann. Da ihm das Mädchen gefiel, so ging er hin zu seinem Oheim, der ein Zauberer war, und bat ihn um Rat.
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Aus dem Wigwam – Wawanosch und seine Tochter
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Wawanosch und seine Tochter
or vielen Jahren lebte am Ufer des Superiorsees ein Tschippewä-Krieger, namens Wawanosch. Er stammte aus einer sehr berühmten Familie und hatte sich auch selber durch kühne Taten seinen Vorfahren würdig gezeigt.
Wawanosch war ein großer, stattlicher Mann, wegen seiner Stärke und Kriegstüchtigkeit allgemein bekannt und geehrt, weshalb man ihm auch gern in den Ratsversammlungen das erste Wort ließ.
Er hatte eine einzige Tochter, ein schönes Mädchen von achtzehn Sommern, das von einem jungen Mann zur Ehe begehrt wurde.
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