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Im Original Karl Knortz

Aus dem Wigwam – Die Entdeckung der Oberwelt

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Die Entdeckung der Oberwelt
Eine Sage der Minnetari

ie Minnetari und alle anderen Indianerstämme wohnten zuerst im Inneren der Erde. Der Große Geist hatte sie dort untergebracht, weil er oben noch nicht alles für sie eingerichtet hatte. Im inneren der Erde lebten sie wie die Maulwürfe in einer großen Höhle, und nur sehr wenige hatten Menschengestalt. Die Paukunnawkut waren Hasen, die Delawaren Schildkröten und die Tuscarora, Sioux und andere waren Klapperschlangen; aber die Minnetari waren immer Menschen und der Teil ihrer Höhlenwohnung befand sich in der Nähe der Schneegebirge. Er wurde durch die Sonnenstrahlen, welche durch die zahlreichen Felsspalten drangen, erleuchtet, währenddessen die Wohnplätze der anderen Stämme gänzlich in Dunkel gehüllt waren. Ihr Leben war eintönig und traurig, da sie aber von keinem besseren Weiterlesen

Aus dem Wigwam – Wakondas Sohn

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Wakondas Sohn

ls die Oto noch ihre Jagdgründe im Schatten der Berge des Großen Geistes durchstreiften, stand ihnen in Kriegs- und Friedenszeit ein tapferer und weiser Häuptling namens Wasabadschinga oder der Kleine schwarze Bär mit Rat und Tat zur Seite. Seine abenteuerlichen Kriegsfahrten und erstaunlichen Heldentaten bildeten lange Zeit das fast ausschließliche Gesprächsthema aller Stämme zwischen dem Mississippi und den Bergen der untergehenden Sonne und zwischen dem Missouri und dem See der Wälder. Er war stärker als ein Bär, schneller als ein Reh und schlauer als ein Puma. Keiner war so geschickt im Pferdestehlen wie er. Vor seiner Tür standen stets die besten Pferde des ganzen Landes, die er den Kusa, Omahas, Punka, Sioux und anderen Stämmen abgenommen hatte. In sternheller Nacht hatte er sich einst in das Lager der Missouri-Indianer geschlichen und denselben zahlreiche Skalpe Weiterlesen

Aus dem Wigwam – Die Mutter der Welt

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Die Mutter der Welt
Eine Sage der Hundsrippen-Indianer

u den eisigen Gegenden des Nordens, weit hinter dem Land, wo die Jagdgründe der Schlangen- und Kupferminen-Indianer sind, wohnte zur Zeit, als sonst gar kein menschliches Wesen existierte, eine Frau, welche die Mutter der Welt wurde. Sie war nach der Erzählung der alten Medizinmänner klein und reichte einer Jungfrau kaum bis an die Schultern; aber sie war sehr schön und klug. Ob sie gutmütiger oder zänkischer Natur war, ist unbekannt geblieben, denn sie hatte keinen Mann und sonst war auch niemand in ihrer Nähe, der sie ärgern oder ihre Geduld auf die Probe hätte stellen können. Sie brauchte nicht, wie die anderen Indianerinnen, schwere Büffel in die Hütte zu schleppen oder im eiskalten Wasser herum zu waten und Fische zu speeren, während ihr fauler Herr Gemahl ruhig beim Wigwamfeuer saß und behaglich seine Pfeife rauchte. Sie hatte nur für sich selber zu sorgen, und das war keine schwere Arbeit, denn die Weiterlesen

Aus dem Wigwam – Der Wasserfall von Melsingah

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Der Wasserfall von Melsingah

ange Zeit, ehe der Urwald von den Axtschlägen der Blassgesichter ertönte, lebte in dem Wasserfall von Melsingah ein Manitu, der von allen Indianern hoch verehrt wurde. Am Tag hielt er sich gewöhnlich im Wasser auf und am Abend sah man ihn häufig auf dem hohen Felsen in der Mitte des Falles stehen. Niemand konnte jedoch eine genaue Beschreibung von ihm geben, denn je näher man ihm kam, in desto unbestimmteren Umrissen erschien seine Gestalt. Da er niemand ein Leid zugefügt hatte, so hielt man ihn allgemein für einen guten Geist und freute sich, wenn er sich in der Ferne blicken ließ.

So kam es denn, dass ihn die Tochter eines Häuptlings zu ihrem Schutzgeist erwählte. Eines Tages wollte sie ihm ein Weiterlesen