Aus dem Wigwam – Aberglaube der Dakota
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Aberglaube der Dakota
in Dakota würde um keinen Preis der Welt beim Bauen eines Wigwams ein anderes Fell als das eines Büffels nehmen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil vor vielen Jahren eine Frau einmal ein Hirschfell benutzt hatte, wonach sie plötzlich in eine tödliche Krankheit verfiel, an der, nach dem Urteil Sachverständiger, nur jenes Hirschfell schuld war.
Keine Dakota-Frau würde jemals in den Spiegel sehen, denn die Medizinmänner behaupten, dass augenblicklich der Tod darauf erfolge.
Kein Glaube hat jedoch einen größeren Einfluss auf jene Indianer als der an Haokah, den Riesen. Derselbe soll Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Unkatahe
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Unkatahe
hah-co-pee war ein alter Häuptling, der aber, da er drei Frauen hatte, nie recht zur Ruhe kam. Die Älteste war runzlig, hager und hässlich, und es lag ihm so wenig an ihr wie an dem dürren Reis, das sie abbrach und ins Feuer warf. Sie zankte den ganzen Tag mit jedermann, der ihr in die Quere kam, denn dies war die einzige Weise, wie sie sich noch bemerklich machen konnte. Die Glanztage seiner zweiten Frau waren auch schon vorbei. Sie flocht zwar ihr Haar noch immer kunstgerecht und behing sich immer noch mit allerlei Schmucksachen wie ein junges Mädchen, aber der alte Gemahl wollte doch nichts mehr von ihr wissen, denn er hatte sein ganzes Herz seiner jüngsten Frau, die er mit wertvollen Geschenken ihren Eltern abgekauft hatte, zugewandt.
Aus dem Wigwam – Die Götter der Dakota
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Die Götter der Dakota
ie Dakota glauben an einen Großen Geist, haben aber in Bezug auf dessen Eigenschaften weit auseinander gehende Ideen. Diejenigen, welche in der Nähe von Missionsstationen wohnen, behaupten, er sei ewig. Ihrem eigenen Gehirn scheint diese Ansicht jedoch nicht entsprungen zu sein. Einige sagen auch, dass der Große Geist eine Frau habe und dass alles auf der Welt, ausgenommen der Donner und der wilde Reis, von ihm herrührt. Die Erde mit allen Tieren darauf habe er ihnen zum Erbe gegeben und ihre Feste und Gebräuche seien Gesetze, durch welche sie regiert würden. Den Zorn dieser Gottheit fürchten sie jedoch nicht nach dem Tod.
Der Donner ist ein großer Vogel, dessen ungeheure, weit voneinander entfernte Fußstapfen in der Nähe der Quelle des Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Die Geisterfrau
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Die Geisterfrau
((Tradition der Winnebago)
ie Tage von Mischikinakwa oder der Kleinen Schildkröte waren gezählt. Häufig hörte man in der Nacht leise Stimmen von den Bergen rufen: »Komm, Mischikinakwa! Sie wartet auf dich!«
Die Nantina oder die Geister, welche die Erde, die Luft, das Feuer und das Wasser bewohnen, hatten bereits weit und breit erzählt, dass der Häuptling der Winnebago bald die Leiden der Erde mit den Freuden der glücklichen Jagdhütte vertauschen werde, doch er war noch nicht alt. Sein Auge war noch hell und sein Haar noch nicht vom Schnee des Alters befallen. Kein Mensch wusste, was ihm eigentlich fehlte. Seit einem unglücklichen Tag hatte er den Kopf hängen lassen und nur sehr wenig Speise und Trank zu sich genommen. Als sie an seine Tür kamen und ihm mitteilten, dass Weiterlesen