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Sternenlicht-Anthologie

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Band 6

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Im Original C. L. Wucke

Sagen der mittleren Werra 81

Vom Scherstieg

Von Barchfeld nach Liebenstein führt ein Weg über den ehemaligen Scherstieger Hof an der Haide, der Scherstieg ge­nannt, auf dem Fuhrleute als auch einzelne Wanderer vieles Un­gemach auszustehen hatten. Auch hielt sich noch vor Jahren dort ein feuriger Mann auf, der jedoch niemandem etwas zu Leide tat, vielmehr gegen die Art seiner Genossen die Ver­irrten in dunkler Nacht auf den richtigen Weg brachte und ihnen bis in den Ort vorleuchtete, wo er dann jedes Mal seufzend wieder umkehrte.

Ein armer Mann aus Barchfeld, dem der Feurige auch diesen Liebesdienst erwiesen hatte, dankte ihm beim Abschied mit den Worten: »Das lohn’ dir Gott!«, worauf jener mit ge­rührter Stimme erwiderte: »Auch dir lohn’ dies Gott. Vie­len Hunderten habe ich den gleichen Dienst erwiesen; doch auch nicht einer hatte ein Wort des Dankes für mich. Durch deinen Spruch bin ich jetzt erlöst.« Sprach es, verschwand und ist nie wieder gesehen worden.

Der Stein’sche Jäger Valentin von Barchfeld sah eines Abends auf der Höhe des Scherstiegs in der Richtung von Bairode her eine hohe und breite Feuersäule. Anfangs glaubte er, dass das Dorf in Brand stehe, überzeugte sich jedoch bald, dass die Säule immer näher auf Weiterlesen

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 37

Der Tempel der Morgenröte zu Jüterbog

Als Albrecht der Bär im Jahre 1157 dem Wendenfürsten Jaczo die von demselben weggenommene Feste Brandenburg wieder abnahm, eroberte gleichzeitig der Erzbischof Wichmann von Magdeburg Land und Stadt Jüterbog und zerstörte dort den heidnischen Götzentempel des Jutrebog, eines Gottes oder einer Göttin des Lichts oder der Morgenröte. Derselbe hat, wie man noch heutzutage erzählt, auf einer, wie es scheint, künstlichen Anhöhe in der dortigen Vorstadt gestanden, und zwar zwischen der jetzigen Schmiede und der Kirche. Noch im 16. Jahrhundert soll derselbe vorhanden gewesen sein, wenigstens berichtet der Diakonus Hannemann in seiner im Jahre 1607 herausgegebenen Jubelschrift Folgendes: »Von einer solchen heidnischen Weiterlesen

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 36

Der Schmied zu Jüterbog

Zu Jüterbog lebte einmal ein Schmied, der war ein sehr frommer Mann. Zu dem kam eines Abends noch spät ein Mann, der sehr heilig aussah, und bat ihn um eine Herberge. Nun war der Schmied immer freundlich und liebreich zu jedermann, nahm daher den Fremden auch gern und willig auf und bewirtete ihn nach Kräften. Am nächsten Morgen, als der Gast von dannen ziehen wollte, dankte er seinem Wirt herzlich und sagte ihm, er solle drei Bitten tun, die wolle er ihm gewähren. Da bat der Schmied erstens, dass sein Stuhl hinter dem Ofen, auf dem er abends nach der Arbeit auszuruhen Weiterlesen

Sagen der mittleren Werra 80

Vom Eselsfuß

Ungefähr in der Mitte zwischen Liebenstein und Bairode bezeichnen zwei Felsen, gleichsam Torsteine, den Eingang zum Thüringer Tal. Zwischen diesen mitten im Waldweg und von einer nahen Quelle überrieselt, erhebt sich ein dritter nur wenig über den Boden. Jene werden der Katzenstein und der Eselssprung und dieser wegen der in den Porphyr eingedrückten Fußtapfen eines Tieres der Eselsfuß genannt. Er ist zugleich der Markstein der hier zusammentreffenden Fluren von Bairode, Liebenstein und Steinbach.

Mit Lächeln erzählt das Volk von ihm die seltsame Sage, dass der Heiland auf seinem Esel von den Pharisäern verfolgt, hier von dem Felsen herab auf die Platte gesprengt sei, allwo dann der Esel seine Fußtapfen zurückgelassen habe.

Von der Höhle am Eselsfuß

Zu dem alten Schlosser Timme auf dem Sauerborn, so erzählt der alte Fuchs zu Bairode, kam am Johannisabend ein Venediger und bat dringend um Herberge. Da aber der Mensch von der langen Reise ziemlich bloß und abgerissen war und sein ganzes Hopphöhe1 nur in einem leeren Sack bestand, so nahm ihn Timme nur auf wiederholtes Bitten endlich auf, wunderte sich aber nicht wenig, als der Weiterlesen