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Im Original C. L. Wucke

Sagen der mittleren Werra 95

Von der Schlüsselblume auf dem Ringelstein

Eines Tages sah der Förster von Waldfisch auf dem alten Schloss oben eine ungewöhnlich große und schöne Schlüsselblume blühen. Da dachte er bei sich: Die bringst du deiner Liebsten mit heim. Er knickte sie ab und steckte sie an den Hut. Da er sich wieder erhob, erschrak er nicht wenig, als er eine weiße Jungfrau von wunderbarer Schön­heit vor sich erblickte. Sie stand vor einer weit geöffneten, mit reichem Schnitzwerk verzierten Tür, die zu einem Gewölbe führte, von dem er zuvor nie etwas gesehen hatte. Der För­ster fasste sich ein Herz und folgte der freundlich winkenden Jungfrau in den Berg. Diese deutete nun auf einen großen Haufen, der wie eitel Gold schimmerte, und sagte zu dem er­staunten Förster: »Nimm so viel, wie du zu tragen vermagst.«

Er tat, wie ihm geheißen, und füllte sich die Taschen.

AIs er sich hierauf anschickte, den Keller zu verlassen, rief ihm die Jungfrau nach: »Förster, Förster! Du vergisst das Beste!«

Der aber hatte keine Zeit und suchte das Freie, und wie er nun durch die Tür sprang, schlug ihn die so heftig an die Ferse, dass er vor Schmerz laut aufschrie. Die Tür aber war verschwunden. Nun erst bemerkte der För­ster, dass er den Hut, den er in dem Weiterlesen

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 57

Die Kuhburg und die Räuberkuhle bei Neu-Ruppin

Auf der Feldmark der Kahlberge bei Neu-Ruppin, berichtet Feldmann, finden sich noch heute die Überreste eines alten Gemäuers, die Kuhburg oder auch wohl die Warte genannt, von welcher man weit in das Land hat hinaus sehen können, und welche im Jahre 1715 zum Bau des (damaligen) Neuen Rathauses abgebrochen wurde. Sie stand an der Landwehr und ist ehedem gegen die Streifereien der Nachbarn bei den einheimischen Kriegen zur Be­schirmung der auf dem Feld weidenden Herden gebraucht worden. Es hat auf ihr in unruhigen Zeiten immer je­mand lauern und die Ankunft der Feinde gleich durch ein Zeichen andeuten müssen.
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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 56

Der Schmied im Mond

Eine Ruppinsche Sage

Viele sagen, im Mond sei ein Mann mit einem Reisig­bündel, das ist aber nicht wahr, sondern es ist ein Schmied. Davon hat man auch noch eine ordentliche Geschichte im Ruppinschen. Es war einmal ein Schuhmacher, der bekam an einem Montag von seiner Frau Geld, um Leder einzukaufen. Wie er nun beim Wirtshaus vorbeikommt, sieht er seine Kollegen darinnen, die lassen ihn nicht vorbei, er muss hinein­kommen. Des Montags arbeiten nämlich die Schuhmacher, heißt es, nicht, da trifft man sie im Wirtshaus. Als er nun ohne Leder und ohne Geld nach Hause kommt, da ist die Frau natürlich sehr Weiterlesen

Sagen der mittleren Werra 94

Vom Bruitborn beim Ringelstein

Von dem oberhalb des alten Ringelsteins gelegenen Bruitborn erzählt man sich hier folgendes Stückchen. Einst raubte ein Ritter vom Ringelstein eine gar tugendhafte Salzunger Bürgertochter grade an ihrem Hochzeitstag und wollte sie auf einem Umweg zu seinem Schloss bringen. Als sie nun dort oben an dem Born rasteten und die Jungfrau in ihrer Not inbrünstig zu Gott und ihrer Schutzheiligen um Rettung und Beistand aus der Bedrängnis flehte, fand sie auch bald Gelegenheit, von dort aus auf einem der Ritter Pferde nach ihrer Heimat wieder zu entfliehen, wurde jedoch noch gerade vor ihrem Haus von dem ihr nachsetzenden Ringelsteiner eingeholt. Hier aber war die Jungfrau rasch vom Pferd und schleuderte dem Räuber, der mit seinem Schwert nach ihr hieb, noch zur rechten Zeit die Tür vor der Nase zu, worauf sich der Jungfernräuber wieder schnell aus dem Staub machte. Den Schwerthieb aber in der Tür hat man in dem Haus noch lange als Wahrzeichen sehen können.

Die weiße Jungfer vom Ringelstein

»Es war vor vielen Jahren, als meine Eltermutter noch lebte«, begann eine alte Kräutersammlerin aus Waldfisch, »da erschien Weiterlesen

Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 55

Pater Wichmann in Neuruppin

In der Klosterkirche steht noch die Bildsäule vom Pater Wichmann, einem der Grafen von Lindow, der das Kloster hier gegründet haben soll und sein erster Prior gewesen ist. Er soll die Gabe gehabt haben, Wunderwerke zu tun, wo­von in alten Schriften namentlich eine Begebenheit erzählt wird. »Einstmals«, heißt es, »hatte er jenseits des Ruppiner Sees, welcher dicht vor dem Kloster vorbeigeht, im Namen seines Konvents etwas zu verrichten. Weiterlesen