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Im Original Dr. Karl Mueller

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 3

Der junge Auswanderer
Kapitel 3

Alfred Richter hatte, wie alle wissbegierigen Jungen, sehr viel über Amerika gehört und gelesen und war einigermaßen bekannt mit den wunderbaren Fortschritten des Landes, mit der ungeheuren Ausdehnung seines Gebiets, mit der fabelhaft anschwellenden Menge seiner Bevölkerung und mit feinen großen Städten. Trotzdem aber sah seine aufgeregte Fantasie sich doch einigermaßen enttäuscht, weil er gar nichts von den Szenen sah, auf welche ihn Der letzte Mohikaner, die Lederstrumpf-Erzählungen und andere Geschichten Coopers vorbereitet hatten. Als er nach einer Reise von tausend englischen Meilen und mehr in St. Louis einen Tag lang anhielt, war er förmlich überrascht, so fern von der Meeresküste eine solche ungeheure Stadt zu finden, welche ebenso rührig und geordnet, aber um so vieles größer war als irgendeine deutsche Stadt, die er gesehen hatte. Vom Fenster Weiterlesen

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 2

Der junge Auswanderer
Kapitel 2

Als Herr Levering auf die Straße trat, verriet sein Gebaren nichts von der Unentschiedenheit oder Unschlüssigkeit, womit ein müßiger, junger Mann einen Abendspaziergang in einer fremden Stadt anzutreten pflegt. Er schien im Gegenteil einen ganz besonderen wohlerwogenen Zweck zu verfolgen, denn er überschritt, ohne gerade übermäßige Eile zu zeigen, den Broadway, ging die Wall Street hinab, schlug dann wieder eine andere Durchfahrtsstraße ein und erreichte nach längerer Wanderung Gem Street, von wo er in ein anderes Häuserviertel einbog und endlich in ein Haus von wenig einladendem Aussehen trat. Mancher Fremde würde vielleicht gezaudert haben, nach Einbruch des Abends die Straße zu betreten, worin dieses Haus lag, und noch mehr, sich in dieses Haus hineinzuwagen. Nicht so Levering, dessen Züge ja länger einen desto finsteren und entschlosseneren Weiterlesen

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 1

Der junge Auswanderer
Kapitel 1

Es mögen etwa sechzehn Jahre her sein, da wohnte in einem abgelegenen schwäbischen Dorf eine Schullehrerswitwe namens Johanne Richter mit ihrer Familie, welche aus zwei Söhnen und zwei Töchtern bestand. Sie war schon fünf Jahre verwitwet, hatte nur ein kleines Vermögen, ein Häuschen mit einigen Morgen Acker und Baumgütern und eine kleine Pension. Aber sie wusste doch ihren Kindern durch Lehre und Beispiel eine gute Erziehung zu geben und sie zu wackeren, tüchtigen Menschen heranzubilden. Ihr ältestes Kind war ein Sohn, ein hübscher, strammer, aufgeweckter Junge, an welchem ihr Herz mit besonderer Liebe hing und der der Mutter Liebe mit innigster Wärme erwiderte. Alfred hatte schon früh gute Gaben gezeigt, und sein Vater hatte den ehrgeizigen Plan gehabt, ihn studieren zu lassen und ihn deshalb mit Opfern in die Lateinschule der nahen Weiterlesen

Im fernen Westen – Feurige Kohlen 7

Feurige Kohlen
Kapitel 7

Unsere Reisekarawane kehrte nach einigen Wochen wohlbehalten nach Fort Catsop zurück, wo Otto mit wenigen anderen, einem Dolmetscher, einem Lehrling und einigen Indianern und ihren Squaws zurückblieb, um mit den Rothäuten der Nachbarschaft Handel zu treiben. Herbst und Winter vergingen friedlich, und es gelang Otto, durch sein freundliches und maßvolles Benehmen ein gutes Verhältnis mit den Indianern der Nachbarschaft herzustellen, mit deren Sprache, Sitten und Gewohnheiten er sich bekannt zu machen suchte. Im Frühjahr kam Max Becker wieder mit einer Anzahl Leute nach Catsop und brachte Otto den Befehl, mit einigen seiner Leute sich Max anzuschließen und eine neue noch entferntere Station dicht am westlichen Fuß der Felsengebirge anlegen zu helfen, weil in jener Gegend einige indianische Stämme wohnten, welche tüchtige Jäger waren und viele Pelze und Weiterlesen

Im fernen Westen – Feurige Kohlen 6

Feurige Kohlen
Kapitel 6

Bald darauf traf die Antwort Howards von Vancouver ein, welche den Befehl erhielt, dass Max und Otto mit etwa fünfzig Ruderern und einigen Führern und Dolmetschern in sechs Kähnen verschiedene Handelsgüter und Lebensbedürfnisse nach Fort Bute bringen sollten, welches damals der äußerste Handelsposten der Company in dieser Richtung der Felsengebirge war. Die Kähne, deren man sich dazu bediente, waren aber nicht von Birkenrinde erbaut, wie die auf der Ostseite der Felsengebirge üblichen, sondern sogenannte Einbäume, nämlich aus einem einzigen Stamm der weißen Zeder ausgehöhlt und durch Sperrhölzer, welche oben am Rande des Kahns angebracht waren, gesprießt. Sie wurden mittels hohler Schaufelruder von etwa fünf Fuß Länge fortbewegt, und fasste jedes neun Mann und eine Last von etwa dreißig Zentnern in Waren. Max befehligte die Weiterlesen