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Im Original Dr. Karl Mueller

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 4

Der junge Auswanderer
Kapitel 4

Dieser Empfang war einfach, aber wohltuend, und Alfred fühlte sich hier bald heimisch und suchte sich nützlich zu machen. Squire Holz, wie man ihn gemeinhin nannte, war der Besitzer von etwa fünftausend Morgen Landes und zahlreichen Herden von Rindern, Schafen, Pferden und Maultieren, die seinen Hauptreichtum bildeten. Er war ein wortkarger, einfacher, aber gottesfürchtiger Mann, welcher sehr zurückgezogen lebte und sich keinerlei Aufwand gönnte. Streng gegen sich selbst, war er es auch gegen andere, und er hasste nichts so sehr wie Müßiggang und Völlerei. Seine Lebenserfahrungen hatten ihn etwas misstrauisch gegen die Menschen gemacht. Obwohl Alfred ihm auf den ersten Blick sehr wohl gefallen hatte, so wollte er es ihm doch nicht sogleich zeigen, sondern ihn erst auf die Probe stellen, ehe er ihm seine Liebe und sein volles Vertrauen schenkte. Er machte ihn zunächst mit Weiterlesen

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 3

Der junge Auswanderer
Kapitel 3

Alfred Richter hatte, wie alle wissbegierigen Jungen, sehr viel über Amerika gehört und gelesen und war einigermaßen bekannt mit den wunderbaren Fortschritten des Landes, mit der ungeheuren Ausdehnung seines Gebiets, mit der fabelhaft anschwellenden Menge seiner Bevölkerung und mit feinen großen Städten. Trotzdem aber sah seine aufgeregte Fantasie sich doch einigermaßen enttäuscht, weil er gar nichts von den Szenen sah, auf welche ihn Der letzte Mohikaner, die Lederstrumpf-Erzählungen und andere Geschichten Coopers vorbereitet hatten. Als er nach einer Reise von tausend englischen Meilen und mehr in St. Louis einen Tag lang anhielt, war er förmlich überrascht, so fern von der Meeresküste eine solche ungeheure Stadt zu finden, welche ebenso rührig und geordnet, aber um so vieles größer war als irgendeine deutsche Stadt, die er gesehen hatte. Vom Fenster Weiterlesen

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 2

Der junge Auswanderer
Kapitel 2

Als Herr Levering auf die Straße trat, verriet sein Gebaren nichts von der Unentschiedenheit oder Unschlüssigkeit, womit ein müßiger, junger Mann einen Abendspaziergang in einer fremden Stadt anzutreten pflegt. Er schien im Gegenteil einen ganz besonderen wohlerwogenen Zweck zu verfolgen, denn er überschritt, ohne gerade übermäßige Eile zu zeigen, den Broadway, ging die Wall Street hinab, schlug dann wieder eine andere Durchfahrtsstraße ein und erreichte nach längerer Wanderung Gem Street, von wo er in ein anderes Häuserviertel einbog und endlich in ein Haus von wenig einladendem Aussehen trat. Mancher Fremde würde vielleicht gezaudert haben, nach Einbruch des Abends die Straße zu betreten, worin dieses Haus lag, und noch mehr, sich in dieses Haus hineinzuwagen. Nicht so Levering, dessen Züge ja länger einen desto finsteren und entschlosseneren Weiterlesen

Im fernen Westen – Der junge Auswanderer 1

Der junge Auswanderer
Kapitel 1

Es mögen etwa sechzehn Jahre her sein, da wohnte in einem abgelegenen schwäbischen Dorf eine Schullehrerswitwe namens Johanne Richter mit ihrer Familie, welche aus zwei Söhnen und zwei Töchtern bestand. Sie war schon fünf Jahre verwitwet, hatte nur ein kleines Vermögen, ein Häuschen mit einigen Morgen Acker und Baumgütern und eine kleine Pension. Aber sie wusste doch ihren Kindern durch Lehre und Beispiel eine gute Erziehung zu geben und sie zu wackeren, tüchtigen Menschen heranzubilden. Ihr ältestes Kind war ein Sohn, ein hübscher, strammer, aufgeweckter Junge, an welchem ihr Herz mit besonderer Liebe hing und der der Mutter Liebe mit innigster Wärme erwiderte. Alfred hatte schon früh gute Gaben gezeigt, und sein Vater hatte den ehrgeizigen Plan gehabt, ihn studieren zu lassen und ihn deshalb mit Opfern in die Lateinschule der nahen Weiterlesen