Gila
Malte nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, um möglichst rasch wieder in der Wohnung zu sein. Natürlich war nichts daran außergewöhnlich oder gar verdächtig, dass er einen Katzenkorb in seinen klobigen Händen trug, und wenn jemand einen neugierigen Blick in das Innere würfe, würde er nur ein ganz normales Kätzchen erkennen.
Allerdings war es nicht sein Kätzchen, und zudem war es jedes Mal ein anderes. An diesem Nachmittag war es eine ganz normale Hauskatze, deren Fell wie das einer Kuh gesprenkelt war. Er hatte sie in einer Seitenstraße aufgelesen, wo sie auf einem Altpapiercontainer lag, der Körper majestätisch ausgestreckt, wie eine Miniaturausgabe der Sphinx. Rückblickend erschien es ihm beinahe so, als hätte sie nur auf ihn gewartet.
Erleichtert betrat Malte die Wohnung und warf die Tür ins Schloss. Seit dem ersten Mal pulsierte die unergründbare Angst in ihm, jemand würde sein Treiben beobachten und seltsam genug finden, die Polizei einzuschalten.
Weiterlesen