Deutsche Märchen und Sagen 21
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
21. Der kühne Sergeant
Es waren einmal drei brave Soldaten, ein Tambour, ein Korporal und ein Sergeant, die gingen auf Reisen. Nachdem sie schon lange herumgezogen waren, kamen sie eines Abends in einen großen Wald. Weil sie nun bange waren, des Nachts möchten die wilden Tiere kommen und sie auffressen, während sie schliefen, kletterten sie auf einen hohen Baum, um da zu schlafen.
»Das ist das beste Mittel«, sprach der Tambour, »anders könnte es leicht geschehen, wenn wir morgen Früh Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 20
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
20. Ohneseele
Es war einmal ein junger Bursche, der hieß Körper-ohne-Seele oder auch schlechtweg Ohneseele. Das war ein Menschenfresser, und er mochte anders nichts als junge Mädchen. Es war aber Brauch im Land, dass alle Mädchen ums Los zogen. Welche es traf, die musste ihm übergeben werden. Nun geschah es einmal, dass das Los auf die Königstochter fiel. Der König war darüber außermaßen betrübt, aber er konnte nichts gegen das Gesetz machen. Man führte die Königstochter zu dem Schloss, auf welchem Ohneseele wohnte. Der sperrte sie in ein Kämmerchen Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 19
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
19. Die beiden Bräute
Es war einmal ein reicher und mächtiger König, dem nichts auf der Welt fehlte als eine Frau. Deren hätte er nun natürlich so viel haben können, wie er wollte, aber er fand keine, die ihm schön genug gewesen wäre, wie lang er auch schon suchte. Nun trug es sich zu, dass er einen Kammerdiener bekam, der eine so bildschöne Schwester hatte, dass kein schöneres Weib auf Erden zu finden war. Weil sie nun aber so sehr schön war, hatte ihr Vater sie malen lassen. Das Bild nahm ihr Bruder mit, als er beim König in Dienst kam, und hing es in seiner Schlafkammer Weiterlesen
Deutsche Märchen und Sagen 18
Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845
18. Die Eisenkerle
Vor langer, langer Zeit war einmal ein Königssohn, der ging von zu Hause weg und wollte die Welt bereisen. Als er nun schon zwei Tage und zwei Nächte immer weiter gegangen war, da sah er am Morgen des dritten Tages in der Ferne ein großes schönes Schloss. Er ging darauf zu und kam an eine Mauer, auf der ein eisernes Gitter stand. Daran ging er herum und gelangte so endlich zur Tür. Daran klopfte er. Auf das Klopfen kam ein steinaltes Mütterchen und machte ihm auf. Sie führte ihn dann in das Schloss und zeigte ihm alle ihre Schätze, welche in vier Weiterlesen