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Im Original Johann Wilhelm Wolf

Deutsche Märchen und Sagen 192

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

260. Die Wundereiche zwischen Sichem und Diest

Um das Jahr 1305 zogen große Pilgerfahrten in Flandern zu einer Eiche, die etwa auf halbem Weg zwischen Sichem und Diest stand. Diese Eiche wuchs in Form eines Kreuzes mit zwei herausragenden Ästen. Viele Menschen kamen dorthin, hängten Krücken und Stöcke an den Baum und behaupteten, durch die Eiche geheilt worden zu sein. Einige legten sich sogar unter den Baum und träumten, dass sie durch ihn gesundet wären. Ein Trunkenbold aus Diest zog einmal sein Schwert und schlug all den Plunder herunter, der an dem Baum hing. Ein anderer, der das sah, fand es ungehörig und hängte alles wieder an den Baum.

Eines Tages kam ein junger Mann, der sich unter den Baum legte und um Heilung bat. Nach einer Stunde verspürte er großen Durst und bat seine Frau, ihm etwas zu trinken zu holen. Die Frau eilte zu einem nahen Haus. Während ihrer Abwesenheit kam ein großer Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 159

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

206. Der Mann ohne Kopf in den Begynensleiden

Vier Meilen von Maastricht am linken Maasufer erhob sich ehedem das Städtchen Stockhem und das Schloss, an dem sieben Fürstbischöfe von Lüttich sich tot bauten. Am Fuße der Wälle von Stockhem lag stets ein Boot bereit zur Überfahrt, und der Schiffer hatte auch bei Tage die Hände wohl voll, bei Nacht aber wagte es selten jemand aus der Gegend, sich auf das rechte Maasufer zu begeben; denn jeder fürchtete den Mann ohne Kopf, der da umwandelte. In meinen Kinderjahren wurde mir unter anderem Folgendes über denselben erzählt:

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Deutsche Märchen und Sagen 64

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

66. Zwerge auf dem Hopfensöller

Die Erdmännlein oder Zwerge sind nicht alle einer Art. Einige sind gütig und traulich, werden darum Hausgeister genannt. Diese halten sich nachts gewöhnlich auf dem obersten Stock auf und scheinen Dienstbotenwerk zu verrichten. Man soll meinen, sie kletterten die Treppe herunter, öffneten die Türen, legten Feuer an, holten Wasser und deckten den Tisch, doch tun sie im Grunde nichts von dies allem. Da sie aus einigen Zeichen wissen, was noch geschehen wird, so hört man sie häufig lange voraus das tun, was später eintreffen soll.
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Deutsche Märchen und Sagen 49

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

49. Der Teufelspütz zu Aersele

Zur linken Seite des Weges, der von Aersele nach Caneghem führt, liegt ein durch Schlagholz beschatteter Pütz, den man den Teufelspütz nennt, und keiner wagt es, sich demselben zu nähern.

In dem Pütz nämlich liegt eine Glocke, die dahin verwünscht ist. Oft hört man sie läuten und das brummt, als käme es aus der tiefsten Tiefe der Hölle. Einst kam man auf den Gedanken, sie auszugraben. Man war auch so glücklich, bis zu ihr zu dringen. Schnell ließ man alle Pferde aus dem ganzen Dorf holen und der waren mehr als Weiterlesen

Deutsche Märchen und Sagen 43

Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

43. Heilige streiten um den Lokerbach.

Die Stadt Lokeren in Ostflandern verehrt als Patron den heiligen Laurenz, die ganz nahe gelegene Gemeinde Zele den heiligen Ludger. Beide Orte sind durch einen Bach voneinander geschieden, den sogenannten Lokerbach.

Vor langer, langer Zeit stritten Lokeren und Zele einmal um das Eigentum dieses Baches. Nach langem Hin- und Herreden kam man darin überein, die beiden Patrone in ehrlichem Zweikampf die Sache entscheiden zu lassen. Wer von ihnen die Oberhand behielte, dem sollte das Eigentum des Baches für seine Schützlinge werden. Sankt Weiterlesen