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Sternenlicht-Anthologie

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Band 6

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Im Original Pierre Souvestre und Marcel Allain

Fantomas – Kapitel 10.1

Das Bad der Fürstin Sonia

Vier Monate waren vergangen, seit Etienne Rambert vom Schwurgericht in Cahors freigesprochen worden war. Die Welt begann die Tragödie von Beaulieu zu vergessen, wie sie den geheimnisvollen Mord an Lord Beltham schon fast wieder vergessen hatte. Allein Juve ließ es nicht zu, die beiden Fälle als seine Tagesbeschäftigung aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Sicher, er hatte damit nicht mehr direkt etwas zu tun, und es gab auch keinerlei Anzeichen an einem Interesse an diesen Verbrechen mehr. Aber der Détective wusste sehr wohl, dass er es in beiden Fällen mit keinem normalen Mörder zu tun hatte. Er begnügte sich damit, im Schatten zu bleiben, in scheinbarer Inaktivität auf einige Pannen zu warten und zu beobachten, dass einige die Person oder Personen verraten, welche die zwei rätselhaftesten Morde begangen haben könnten, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte.
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Fantomas – Kapitel 9.2

»Was genau taten Sie nach dem Verlassen des Schlosses?«

»Was jeder tut, wie ich denke, der wegläuft. Wir wanderten kläglich umher, durchquerten Felder und Wälder, während ich ihn beschuldigte und er sich verteidigte. Wir vermieden Ortschaften, wagten es schwerlich höchstens in den frühen Morgenstunden hinein, um Essen zu kaufen und bewegten uns schnell, mit dem Wunsch so weit weg wie möglich zu gelangen. Wir verbrachten die furchterregendste Zeit, die man sich nur erdenken kann.«

»Wie lange ging dies so?«

»Ich war mit meinem Sohn vier Tage zusammen, Monsieur.«

»Also haben Sie ihn am vierten Tage umgebracht?«
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Fantomas – Kapitel 9.1

Nur der Ehre wegen

Die gesamte Gesellschaft war im Gerichtshof von Cahors erschienen, wo die Schwurgerichtssitzung abgehalten werden sollte. Hupende Motorfahrzeuge und altmodische, von edlen Pferden gezogene Kutschen trafen im Minutentakt ein, um ihre Herrschaften der umliegenden Herrenhäuser, die Gutsleute, gut betuchten Landeigner, angesehene Farmersleute, vergnügte Winzer abzusetzen; jeder Einzelne von ihnen entschlossen, nichts von dem »Prozess« zu verpassen, der solch eine immense Aufregung verursachte, da die Hauptfigur in ihm als guter Freund einer der ältesten Familien dieses Landstriches bekannt war; und weil er nicht bloß ein Zeuge, noch eben das Opfer, sondern vor allem der Angeklagte in diesem Fall war, auch wenn ihm auf Weisung des Gerichtes zugestanden worden war, zwischenzeitlich zu bürgen.

Verglichen mit denen in den großen Städten war dieser Gerichtssaal in Cahors klein, aber gefüllt mit einem ansehnlichen und Weiterlesen

Fantomas – Kapitel 8.2

Es war ein fürchterlicher Anblick. Der Körper eines sehr jungen Mannes, noch fast ein Junge mit seinen langen, schlaksigen Gliedmaßen. Das Gesicht war so schrecklich angeschwollen und zerfetzt, dass es ohne Konturen war. Eines der Beine war nahezu gänzlich vom Leib abgerissen. Durch Risse in der Kleidung quoll das Fleisch, blau und verfärbt vom langen Treiben im Wasser. Auf den Schultern und im Nacken waren Schrammen und Flecken von Blut. Bouzille, der sichtlich unbeeindruckt von dem schrecklichen Anblick war und weiter sang »Ich habe einen Leichnam geangelt, ich habe 25 Francs gewonnen«, bemerkte, dass große Holzsplitter in einigen der Wunden steckten, die vom langen Wasserbad verrottet waren. Er richtete sich auf und sprach zu Mère Chiquard: »Ich sehe schon, was das ist. Er muss in eines der Mühlräder geraten sein, das hat ihn so zugerichtet.«

Mit Unbehagen schüttelte Mère Chiquard ihren Kopf. »Ich denke, das war Mord! Was für eine hinterhältige Sache!«

»Es nützt nichts, wenn ich ihn länger ansehe«, sagte Bouzille, »ich erkenne ihn nicht. Er ist nicht aus der Gegend.«
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