Kommissar X – Jagd auf Unbekannt
Jo Walker, alias Kommissar X, erhält von einer attraktiven Frau den Auftrag einen verschwundenen Atom-Physiker ausfindig zu machen. Eine erste Spur scheint eine Dame namens Nancy zu sein, doch als Jo Walker sie aufsucht, wird sie vor den Augen mehrerer Hotelgäste während einer Theateraufführung mit einem Giftpfeil getötet. Gemeinsam mit seinem besten Freund Captain Tom Roland von der Mordkommission Manhattan beginnen die beiden Männer ihre waghalsigen Ermittlungen und stoßen auf eine Mordserie an Waffenhändlern, die eng zusammengearbeitet haben. So auch der Dritte im Bunde, ein Mann namens O’Brien, der jetzt um sein Leben fürchtet und seinerseits Jo Walker um Hilfe und Schutz bittet. Als Jo und Tom zum Anwesen O’Briens fahren sehen sie nur noch, wie O’Brien niedergeschossen wird und im angrenzenden Meer versinkt. Jetzt ist nur noch einer übrig, der, laut Aussage von O’Brien, der Initiator der Anschläge und Kopf eines mächtigen Verbrechersyndikats sein muss. Der Fall führt Jo Walker auf eine Insel, von der aus der unbekannte Gegner einen mörderischen Schlag gegen die Goldreserven der Vereinigten Staaten vorbereitet, um sich selbst zum mächtigsten Mann der Welt zu machen …
Und da sag noch einer die Deutschen könnten keine unterhaltsamen Action-Filme drehen. Zumindest in Kooperation mit Italien und Jugoslawien sind sie dazu durchaus in der Lage. Diese kleine Trashfilmperle stammt aus dem Jahr 1966 und sollte James Bond Konkurrenz machen. Tatsächlich erinnert Tony Kendall stellenweise an den jungen Sean Connery, obwohl schnell klar wird, dass Kendall fast nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Schau stellen kann und meistens nur lässig in die Kamera grinst. Selbst wenn er einen bewaffneten Gangster verfolgt. Walkers Sprüche sind flott, frech und frivol. Als Frauenheld wie er im Buche steht, hat er natürlich keine feste Partnerin und auch keinerlei Hemmungen eine Klientin zu vernaschen, selbst wenn sie eine absolut scheußliche, violette Perücke trägt. Der Charme der süßen Sechziger ist aber nicht nur anhand der Kostüme der Darsteller erkennbar, sondern auch an den Sets und Kulissen. Vor allem die Aufbauten der unterirdischen Anlage sehen herrlich verspielt aus, obwohl sie bei Weitem nicht so billig wirken wie die Kulissen von Star Trek. Hält man sich vor Augen, in welchem Jahr „Jagd auf Unbekannt“ produziert wurde, kann man über den Ideenreichtum, die Sorgfalt und die Liebe zum Detail nur staunen. Die Stunts sind dank Brad Harris, der auch die Rolle von Tom Rowland übernommen hat, sehr gut gelungen. Witzigerweise sieht man lediglich den gestählten Oberkörper von Harris im textilfreien Zustand, während Kendall sich immer züchtig bekleidet zeigt. Ansonsten hat natürlich Kendall alias Jo Walker die Nase vorn. Keine Situation, in der er die Beherrschung verliert, kein Rätsel, dass er nicht lösen kann. Außerdem ein Macho, der in geradezu dreister Art und Weise Frauen zu Objekten degradiert und die weibliche Garde seines unbekannten Gegners nicht im Mindesten ernst nimmt. Doch so ganz wehrlos sind die Frauen dann doch nicht, wie sich im Lauf der Handlung zeigen soll. Glücklicherweise nimmt sich der Film selbst nicht so ernst und funktioniert daher prima als unterhaltsamer Spionagethriller mit nostalgischem Charme. Für die peppige Musik ist Mladen Gutesha verantwortlich, der für das erste KOMMISSAR-X-Abenteuer einen wirklichen soliden Soundtrack geschaffen hat. Auch der Titelsong erinnert an den guten alten James Bond und weckt die Lust auf den Film.
Mit dieser DVD startet die siebenteilige KOMMISSAR-X-Serie bei Anolis Entertainment, zu der es nicht nur einen schmucken Pappschuber gibt, sondern auch eine Extra-DVD mit einer 142-minütigen Dokumentation. Doch auch auf der vorliegenden Einzel-DVD gibt es bereits jede Menge Zusatzmaterial. Angefangen bei den Original-Trailern, der Super-8-Fassung, der deutschen Titelsequenz, dem Filmprogramm, einem Werberatschlag und der obligatorischen Bildergalerie. Außerdem liegt der DVD ebenfalls ein umfangreiches Booklet bei. Auf 12 Seiten erfährt man alles Wissenswertes zu der Verfilmung.
Dem Film zugrunde liegen übrigens die gleichnamigen Heftromane aus dem Pabel-Moewig Verlag, die 1992 mit Band 1740 eingestellt wurden. In den Romanen steht Jo Walker außerdem die Sekretärin April Bondy zur Seite, die es jedoch nicht auf die große Leinwand schaffte.
Fazit:
Selbstironische Heftroman-Verfilmung mit Charme und Stil. Jo Walker, alias Tony Kendall, ist zwar kein James Bond, aber trotzdem ein tougher Ermittler, der für einen unterhaltsamen Filmabend sorgt.
Copyright © 2012 by Florian Hilleberg
Frank Kramer
Kommissar X
Jagd auf Unbekannt
Anolis Entertainment, Haibach
31. August 2012
1 DVD, Krimi, 88 Minuten
EAN-Nummer 4020628952471
FSK 12
Darsteller: Tony Kendall, Brad Harris
Musik: Mladen Bobby Gutesha
Extras:
Booklet, Trailer, Super 8-Fassung,
Filmprogramm, Bildergalerie