Al Capone Band 6
Gangsterboss Barry I. Keaton hat einen großen Coup gelandet. Bei dem Überfall auf die Chicagoer City Bank haben er und seine Gang eine Viertelmillion Dollar erbeutet. Doch etwas lief schief bei der Aktion: Ein kleiner Junge beobachtete die drei ausführenden Gangster der Truppe und wird von einem der Täter brutal niedergeschossen. Während FBI-Agent Eliot Ness noch hinter einem in mehreren US-Staaten gesuchten Geldfälscher her ist und ihn über die Hinterhöfe Chicagos jagt, anschließend stellt und dingfest machen kann, versucht die Polizei die Bankräuber zu finden. Doch Eliot Ness hat den besseren Riecher und erkennt die Situation mit messerscharfem Verstand. Die Banditen müssen mit dem Bus geflüchtet sein! Also schnell rein in ein Taxi und alle Bushaltestellen samt dort stehenden Leuten fotografiert, bis man den Bus anhalten und die Personalien der restlichen Leute feststellen kann. Auf einem dieser Bilder entdeckt der Kollege Cassedy den zwielichtigen Ben Hickok, der einst in einen Rauschgiftskandal verwickelt war. Eliot Ness folgt dieser ersten Spur, spricht mit Nachbarn und Bekannten Hickoks, bis er den Playboy nach zahlreichen Besuchen bei mehr oder weniger leichten Mädchen, in einem Hotelzimmer tot auffindet. Auch zwei andere Männer sind ermordet worden, einer wie Hickok vergiftet, der andere in Untersuchungshaft erstochen, und so schließt sich bald der Ring der Ermittlungen um den Kopf der Keaton-Bande. Und das, obwohl der Mord an Hickok zunächst wie ein eigenständiger Fall erschien! Neben Bestechungen und Beihilfe zum Giftmord deckt Elliot Ness noch so manchen Lug und Trug auf, bis er schließlich in der Wohnung der mysteriösen jungen Bildhauerin Jane Fabian, einer Nachbarin von Hickok, Barry Keaton festnehmen kann. Dieser brachte in Habgier seine Komplizen um, oder beauftragte andere, dies für ihn zu erledigen. Hickok war einer der Helfershelfer, die Barry Keaton als Sicherheitsnetz entlang seiner Fluchtroute, der Buslinie, positioniert hatte.
Eliot Ness’ sechster Fall ist ein hochgradig konstruierter Krimi, der sich auf gar nichts anderes als seine überglorifizierte Hauptperson verlassen kann, welche in ihrem schon fast als übernatürlich zu bezeichnenden Ermittlungswahn noch den minimalsten Spuren nachzugehen vermag. Getreu dem Motto: »Wenn man nur lang genug ermittelt, stellen sich irgendwann schon Zusammenhänge zwischen unabhängig begangenen Verbrechen ein!«, tapert der FBI-Agent durch Chicago und redet sich mit viel zu vielen Leuten den Mund fusselig. Neben dem schier unglaublichen Ermittlungsglück, das Al Cann seiner Hauptfigur auf den Leib geschrieben hat, muten auch die intuitiven Nachforschungsmethoden (Bushaltestellen fotografieren!), nebst Plot, vollkommen unnatürlich bzw. artifiziell an. Ab und zu bricht der Autor aus dieser doch bald sehr ermüdenden Story aus und lässt Eliot Ness ein Abendessen mit seinem aktuellen Schwarm erleben, oder dessen Kollegen dem Zeitungsmacher Matherley auf die Finger klopfen, der MR. CHICAGO durchgehend schlechte Schlagzeilen beschert. Hier lebt dieser Band auf und schafft das Gefühl, man lese eine »echte« Serie mit einem sich entwickelndem Hintergrund-Plot. Doch leider trägt die Idee von Drei von der Keaton-Gang nicht das gesamte Heft: Zu ausgedacht und aufgeblasen, zu künstlich und auf Zufällen beruhend wirkt der Roman – ganz zuungunsten des Unterhaltungswertes. Völlig in die Röhre gucken zudem die Leser, welche die Vorankündigung zu Band 6 in dem vorausgehenden Band 5 gelesen und im Kopf haben: Der dortige Text spoilert den gesamten Roman! Ungeschickter kann man eine Vorankündigung nicht gestalten – Ein ironischer Applaus an die Verantwortlichen beim Kelter-Verlag!
Copyright © 2007 by Sascha Vennemann