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Die Weiße Lilie: Tödliche Stille, Staffel 1

Timo Kinzel, Benjamin Oechsle
Die Weiße Lilie: Tödliche Stille, Staffel 1 (Folgen 1-3)

Folgenreich / Universal Music, 13. Oktober 2017, 3 CDs im Digipack, Action/Thriller/Politthriller, EAN: 0602557736069, ca. 135 Minuten, gesehen 01/2018 für 17,99 Euro, Produktion: Lily Sound, Benjamin Oechsle & Timo Kinzel, Regie: Timo Kinzel & Benjamin Oechsle, Sounddesign: Benjamin Oechsle, Sounddesign Assistent: Robin Großkopff, Musik: Jochen Mader, Johannes Arzberger, Grafik: Alexander Maus, Florian Schäfer, Lukas Bischoff, Layout Box: Michaela Ollesch, Sprecher: Martin Sabel, Stephan Benson, Mark Bremer, Holger Mahlich, Timo Kinzel, Tim Knauer, Sonja Szylowicki, André Beyer, Jan-David Rönfeldt, Céline Fontanges, Achim Buch, Sascha Rotermund, Tilman Borck, Ulrike Johannson, Altersempfehlung: ab 12 Jahren

www.universal-music.de

[…] Das groteske Bild, das sich den beiden Männern bot, lies ihnen den Atem stocken. An einem Kronleuchter hing die Leiche eines völlig entstellten schwarzen Mannes. Dem Opfer war der Hals bis zur Wirbelsäule durchtrennt worden, sodass es aussah, als ob der Körper, nur noch an einem weißen Faden hängend, jederzeit zu Boden fallen könnte. […] Der Boden war mit einer Blutlache überzogen, in der unzählige weiße Blüten schwammen. […]

Der Auftragskiller Daniel Porter reist als Journalist getarnt in den Kongo, um dort den Rebellenführer Besongua zu ermorden. Kaum in seinem Hotelzimmer angekommen, erhält er einen merkwürdigen Telefonanruf, in dem von einer weißen Lilie die Rede ist. Auch sein Auftrag gestaltet sich in den bürgerkriegsähnlichen Wirren der Hauptstadt alles andere als einfach, und Porter gerät sogar in die Hände des Warlords.

Gleichzeitig in Boston, USA. Detective Henry Miles (Stephan Benson) von der Massachusetts State Police und sein neuer Partner Samuel Haden (Timo Kinzel) werden Zeuge eines Unfalls, bei dem eine Frau verletzt wird. Sie suchen die Adresse auf, welche die Unbekannte auf einen Zettel bei sich hatte, und finden dort einen Toten. Ein Schwarzer, der – gefoltert und nahezu geköpft – aufgeknüpft wurde. Auf dem Fußboden die Blütenblätter einer weißen Lilie. Ein weiterer Zettel mit einer verschlüsselten Botschaft führt die Polizisten schließlich zu Daniel Portes Auftraggebern und zu einem weiteren Mordauftrag.

[…] Ihretwegen sind diese Kongolesen hier in Boston auf Rache aus und haben einen Killer auf Besongua angesetzt. Und auch auf Sie. Sie sollten doch wohl am besten Wissen, dass man vor der Weißen Lilie keine Geheimnisse haben kann. […] Sie sollten vorsichtig sein, Howard. Die Weisse Lilie verzeiht keine Fehler. […]

Mit dieser CD-Box liegen die ersten drei Folgen der Serie Die Weiße Lilie vor, die es wirklich in sich hat. Hier wird tatsächlich Kino für die Ohren geboten und das nicht nur in technischer Hinsicht. Surroundsound macht es beispielsweise möglich, dass einem die Kugeln nur so um die Ohren fliegen oder man sich mit Daniel Porter im dichten Verkehrsgewühl der kongolesischen Stadt Goma wähnt. Mit Kopfhörer genossen, versteht sich. Auch der Aufbau der Story nimmt sich ausreichend Zeit, die Figuren einzuführen. Wie sich der bärbeißige Einzelgänger Miles und sein neuer Partner, frisch von der Akademie, zusammenraufen, bedient zwar jedes Buddyklischee, funktioniert damit aber auch hervorragend, sodass die beiden unterschiedlichen Männer sehr bald ein gut funktionierendes Team abgeben, das im Laufe der Ermittlungen noch von der Kryptografin Carol Nolasco ergänzt wird, die den geheimnisvollen Zettel entschlüsselt und Miles und Haden damit auf eine kleine Schnitzeljagd in bester Drei Fragezeichen-Manier schickt. So werden die Detectivs immer weiter in Ereignisse hineingezogen, die sich parallel gerade im Kongo abspielen und in Boston ihren Anfang nahmen. Dass Miles und der Auftragskiller Porter eine gemeinsame Vergangenheit haben, dient als Sprungbrett für die zweite Staffel Krieg in Boston.

Insgesamt ist Tödliche Stille eine mehr als lohnenswerte Anschaffung für Hörspielfans, die beispielsweise gerne mal einen Mord in Serie-Mehrteiler hören würden. Sowohl Figuren- als auch die überraschend komplexe Storyentwicklung sind durchdacht und bekommen ausreichend Raum, den Hörer einzufangen und ins Geschehen hineinzuziehen. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Intensität des Hörspiels hat die fantastische technische Umsetzung, die ihresgleichen sucht. Ebenfalls die Musik, die besonders in den Afrikaszenen die Imagination befeuert, sowie der allgemeine »Klangteppich« der Alltagsgeräusche. Es sind auch nicht wenige kleine Szenen und Dialoge enthalten, die vom roten Faden abweichen, die Handlung aber angenehm bereichern und damit für Realismus sorgen. Trotzdem wird das Erzähltempo zu keinem Moment ausgebremst.

Was die Sprecherauswahl angeht, wurde nicht auf die allgegenwärtigen Headliner gesetzt, doch liefern alle hinter dem Mikrofon einen großartigen Job ab, sodass die Figuren regelrecht lebendig werden. Mark Bremer sorgt als Erzähler für die stimmungsvolle Szeneneinführung.

Fazit:
Komplexe Thriller-Serie, in der alle Elemente perfekt aufeinander abgestimmt sind.

(eh)