Lovecraft Letters 5
Christian Gailus
Lovecraft Letters 5
Horror, E-Book, Bastei Lübbe AG / be-ebooks, Köln, Januar 2018, 178 Seiten, 1,99 Euro, ISBN: 9783732552566, Cover-Motiv: Timo Wuerz, Covergestaltung: Thomas Krämer, Altersempfehlung: ab 16 Jahren
www.be-ebooks.de
[…] Webster entwickelte eine Legende, nach der Wesen von fernen Planeten oder Sternen einst durch den Weltraum zur Erde reisten, um sie zu beherrschen. Aus irgendwelchen nicht näher genannten Gründen wurde ihre Macht beschnitten, und sie zogen sich in Höhlen und andere dunkle Gegenden der Welt zurück, wo sie seitdem schlafen und darauf warten, erweckt zu werden, um die Erde erneut zu bevölkern. […]
Gerade muss Ray feststellen, dass Karen und die Kinder das gemeinsame Haus auf unbestimmte Zeit verlassen haben, da sind ihm bereits weitere Verfolger auf den Fersen. Nur Dank der Warnung eines Unbekannten, der sich »Trance« nennt, kann er ihnen entkommen. Seine Flucht führt ihn in das Küstenstädtchen Newburyport und weiter nach Lynxworth, wo er sich mit »Trance« trifft. Der Hacker erzählt Ray von dem Darknet-Spiel Final Battle, das für seinen dynamischen Spielverlauf eine Mischung aus Fiktion und realen Fakten nutzt. Einige der nahezu besessenen Spieler tun Dinge in der Realität, um damit den Spielverlauf zu beeinflussen. Das Spiel handelt von einer Invasion der Erde durch die Monster von H. P. Lovecrafts, die aus dem Erdinneren an die Oberfläche drängen.
[…] Ray trat zurück und betrachtete sein Werk. Es gab deutliche Parallelen zwischen Lovecrafts Geschichten und der Realität – als wären die Erfindungen des Schriftstellers in die Wirklichkeit herübergeschwappt. Allerdings nur in Teilen, wie Puzzlestücke, die Ray zusammensetzen musste. Noch einmal vertiefte er sich in das Netzwerk an der Wand. […]
Mit dem fünften Teil der Lovecraft Letters geht es in die zweite Halbzeit der auf acht Bände angelegten Serie. Tatsächlich tut Autor Christian Gailus hier schon einiges, um die bisher noch relativ autonom erscheinenden Ereignisse, die in den letzten Wochen über Ray Berkeley hereingebrochen sind, zusammenzuführen. Ein geheimes Onlinespiel soll für dies alles verantwortlich sein, in dem verhindert werden muss, dass Monster aus den Geschichten H. P. Lovecrafts aus dem Inneren der Erde an die Oberfläche kommen. Um einen möglichst hohen Grad an Realismus zu erreichen, zieht sich das Spiel angeblich Daten aktueller realer Ereignisse und bindet diese in den Spielverlauf ein. Irgendwelche Spinner bringen im Umkehrschluss in der Realität Menschen um, um das Spielgeschehen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Auch fällt es Ray schwer, zu glauben, dass Lovecrafts Monster tatsächlich existieren und wahrhaftig dabei sind, sich Wege an die Erdoberfläche zu bahnen. Der Leser ist dank der Parallelhandlung schon weiter, in der eine geheime Militäreinheit die Aufgabe hat, diese Durchbrüche auf die Erdoberfläche, »Outbursts« genannt, mit allen Mitteln zu verhindern, ebenso, dass etwas darüber bekannt wird, was sich unter den Füßen der Menschen abspielt.
Ein Schlüsselelement der Ereignisse scheint auch die Sekte zu sein, die in den 1940ern nahe von Rays Haus ihr Domizil hatten und über ein regelrechtes Wunderpulver aus einer unbekannten Quelle verfügt hat. Die Rückblenden ins Jahr 1948 weisen einen beträchtlichen Ekelfaktor auf. Außerdem bringen Rays Recherchen einiges ans Licht, was seine Blackouts und Visionen erklären könnte. Hier scheint es, als würde der Handlungsverlauf wirklich sehr gut die Kurve kriegen und sich nicht immer weiter verzetteln. Überhaupt wirkt dieser Teil trotz der Einführung eines weiteren, neuen Storyelements insgesamt sehr viel straffer und emotional eindringlicher als die Vorgänger. Rays Reise an die Küste, seine damit verbundenen Gefühle und nicht zuletzt das Lynxworth vorgelagerte Riff im Meer wecken unter Lovecraft-Kennern weitere Vermutungen. Pate stand dieses Mal natürlich Schatten über Innsmouth.
Fazit:
Der bisherige Höhepunkt der Serie. Ereignisse werden zusammen geführt und ein Ziel wird langsam erkennbar.
(eh)