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Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte

Bernhard Hennen
Die Chroniken von Azuhr
Der Verfluchte

Fantasy, Paperback, Fischer Tor, Frankfurt am Main, Dezember 2017, 576 Seiten, 16,99 Euro, ISBN: 9783596297269, Titelbild:  Bilderdienst, farbige Karte: Markus Weber
www.fischerverlage.de

Mal gleich zu Beginn: Das Buch gefällt durch die Klappbroschur und der farbigen Karte auf der Innenseite des Umschlags. Da macht allein schon die Karte auf die Geschichte in dieser Welt neugierig. Der farbige Buchschnitt ist mir immer etwas suspekt, oft ist die verwendete Farbe nicht benutzerfreundlich und fühlt sich schlecht an.

Bernhard Hennen schafft einen spannenden Auftakt einer Fantasywelt, die mir jedoch der Namen wegen immer wieder andere Assoziationen beschert. Azuhr, mit blauem Buchschnitt, weist auf die Farbe blau hin. Gleichwohl auch andere Begrifflichkeiten italienisch angehaucht sind. Mit interessanten Ideen, faszinierenden Charakteren und vielen Handlungssträngen lässt er die Leser am Ende allein stehen, auf den nächsten Band hinfiebernd.

Bernhard Hennen schreibt flüssig und gibt nur soviel preis, die Welt zu verstehen, ohne sie genau zu beschreiben. So bleibt dem Leser, wie einem Expeditionsteilnehmer, die Erforschung einer fremden Welt, mit dem Unterschied, dass man als Entdecker eigentlich ein unsichtbarer Begleiter ist. Der Leser steht quasi als Schatten immer zwischen den Handlungsträgern. In guten wie in schlechten Tagen.

Die Insel Cilia wird lebendig beschrieben, und die Bevölkerung wächst einem ans Herz. Dem Autor gelingt es, die angesiedelten Städte und Orte liebenswert zu beschreiben, und die Charaktere sind hoffnungsfroh dargestellt. Das ändert sich im Laufe der Handlung, wenn der eine oder andere Rückschlag erfolgt. Die Anzahl der handelnden Personen ist hoch, sodass die Aufmerksamkeit nicht nachlassen sollte. Gerade dies sowie die sich langsam aufbauende Spannung ergeben ein gut unterhaltsames Buch.

Greifen wir doch einfach mal ein, zwei Charaktere heraus. Da ist Nundus. Ein Vater, der für seinen Sohn eigentlich nur das Beste will, sich aber in seinem Verhalten manchmal negativ ausdrückt. Gelegentlich hielt ich ihn für einen Widerling, sicher vom Autor absichtlich gewollt, dennoch ist er der Vater. Und dessen Sohn Milan? Er gefiel mir gut, vor allem seine Entwicklung von einem eher naiven Jüngling zum gewichtigen Handlungsträger und einer Art Held. Dabei leidet er jedoch in seiner Formbarkeit, weil die beiden Frauen Nok und Felicia ihn gern nach ihrem Willen formen und beeinflussen wollen. Doch dagegen ist der Vater und hat die Weichen gestellt, um den Jungen zur Selbstständigkeit zu erziehen, auch wenn Nundus letzten Endes undurchschaubar war. Ich denke, wir werden in der nächsten Erzählung auf sein Geheimnis stoßen.

Die Wege sind vorgezeichnet, aber sicherlich nicht geradlinig. Es wird Wendungen und Überraschungen geben, die den Fortgang der Erzählung und das Ziel infrage stellen werden. Aber ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass Bernhard Hennen den ein oder anderen Sidekick oder Spin-off in dieser Welt ansiedelt. Groß genug ist sie.

Manchmal ist nichts so, wie es scheint. Immer wieder gibt es Ränkespiele und unvorhergesehene Vorkommnisse. Auch die auftretenden Personen und Wesen, wie zum Beispiel der Krähenmann, sind durchdacht. Es gefällt, ihnen zu begegnen, ihre Handlungen zu verfolgen und sogar zu hinterfragen.

Eine fantastische Fantasy.

(es)