Das Geheimnis des Alchemisten
Jonas Maas
Oscar Wilde & Mycroft Holmes – Sonderermittler der Krone 03
Das Geheimnis des Alchemisten
Mystery, Thriller, Hörspiel, Skyscore Media GmbH /Maritim, Biberwier, 13. Mai 2016, 1 CD im Amaray Case, 77 Minuten, 7,99 Euro, ISBN 978378575322-4, Covermotiv von Mark Freier, Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Sprecher: Lutz Mackensy, Sascha Rotermund, Reent Reins, Holger Löwenberg, Gerhard Acktun, Lutz Schnell, Konrad Bösherz, Martin Sabel, Uschi Hugo, Marius Clarén, Christian Stark, Hartmut Neugebauer, Hans-Jürgen Dittberner, Rainer Fritzsche, Bodo Wolf, Wolfgang Bahro, Gerald Paradies, Patrick Holtheuer
www.maritim-hoerspiele.de
»Cuartero warnt ausdrücklich davor, dass das Wissen nicht in die Hände des Dogen gelangen darf, da man ansonsten damit rechnen müsse, dass die Republik Venedig zu ungeahnter Macht aufsteigen würde, wenn sie über dieses Wissen verfügen würde. […] Er schickt das Tagebuch di Massas nach Rom und regt an, es für den Heiligen Stuhl zu nutzen, doch aus einem nicht geklärten Grund scheint es den Papst nie erreicht zu haben, sondern verschwand ungesehen im Archiv.«
Venedig 1652: Der Alchemist Vicco di Massa wird wegen angeblicher Hexerei und Teufelswerk öffentlich hingerichtet. Für den Dogen hat er Blei in Gold verwandelt, alleine mit den Künsten der Alchemie, wie er betont. Das Tagebuch des Alchemisten, das alle seine Aufzeichnungen enthält, soll dem Papst überstellt werden, um das Geheimnis der Goldherstellung für die heilige Kirche nutzen zu können.
Gegenwart: Bruder Bernard, der mit der Aufgabe betraut ist, Teile des vatikanischen Geheimarchivs zu katalogisieren, findet dort di Massas Tagebuch. Offenbar hat das Manuskript den Papst damals nie erreicht, sondern ist ungesehen im Archiv gelandet. Noch in derselben Nacht wird Bernard ermordet. Kurz darauf stirbt auch der britische Botschafter in Italien, dessen Leiche von Kopf bis Fuß mit einer Goldschicht bedeckt ist. Monsignore Anzzano bittet seinen Jugendfreund Mycroft Holmes um Hilfe. Dieser vermutet, dass mit diesen Taten erneut der Zirkel der Sieben auf den Plan getreten ist. Eine Formel zur Verwandlung von Blei in Gold hätte in deren Händen schier unvorstellbare Konsequenzen. Und es gibt bereits erste Anzeichen, dass der Weltmarkt mit Gold überschwemmt wird.
Um direkt vor Ort zu ermitteln, soll Oscar Wilde – inkognito in der Rolle eines englischen Geistlichen – die Nachfolge von Bruder Bernard im Vatikan antreten. Doch Wilde wird in Rom schon von den Feinden des britischen Empire erwartet und ist dort vollkommen auf sich allein gestellt. Und der britische Botschafter soll nicht die einzige »Goldleiche« bleiben.
»Ihr findet nichts Merkwürdiges daran, wenn ein Mann tot aufgefunden wird und sein ganzer Körper mit einer Goldschichte bedeckt ist? Und ihr findet es auch nicht weiter verwunderlich, wenn der Tote ausgerechnet der britische Botschafter in Italien ist? […] Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Mensch durch den Einsatz von Gold ermordet wurde. Doch das allein ist es nicht, was mich beunruhigt. Ich habe das ungute Gefühl, dass dieses ungewöhnliche Verbrechen in direktem Zusammenhang mit der Ermordung von Bruder Bernard und seiner Entdeckung steht.«
Auch in Teil 3 der historischen Mystery-Krimi-Serie nimmt Autor Jonas Maas ein rätselhaftes Verbrechen – Goldfinger lässt schön grüßen – und baut daraus einen historischen Kriminalfall für unseren Helden Oscar Wilde. In sich ist das alles stimmig, doch wirkt die Folge reichlich gedehnt und weniger rund als ihre Vorgänger. Vieles, angefangen von der ausführlichen Vortitelsequenz bis einigen reichlich lang geratenen Dialogen, hätte deutliche kürzer und knackiger realisiert werden können. Es entsteht der Eindruck, dass die recht schlanke Handlung auf eine annehmbare Länge gestreckt werden sollte. Hat man jedoch ein Faible für die antiquierte Sprache der Figuren und für das Genre an sich, kann man dies gut verschmerzen, denn wie gewohnt ist der Produktionsstandard in allen Belangen wieder außergewöhnlich hoch. Die Sprecherleistungen und Inszenierung sind gleichfalls jenseits aller Kritik. Dass Wilde ausgerechnet im Deckmantel eines Priesters ermitteln soll, gibt außerdem wieder reichlich Anlass zu spitzfindigen Bemerkungen des nicht gerade sittenstrengen Lebemannes.
Inhaltlich nimmt man immerhin mit, dass der Zirkel der Sieben seine Fühler in ganz verschiedene Richtungen ausstreckt, um dem britischen Empire empfindlichen Schaden zuzufügen, und dass die Schurken über gefährlich solide Informationsquellen verfügen.
Fazit:
Zwar drängt sich der Eindruck einer unnötig lang gedehnten Füllepisode auf, doch bleiben Besetzung und technische Umsetzung auf gewohnt hohem Niveau.
(eh)