Buk und Jimmy ziehen nach Westen
Brett McBean
Festa Extrem 5
Buk und Jimmy ziehen nach Westen
Originaltitel: Buk and Jimmy go West
LegumeMan Books, Australien, 2012
Thriller, Taschenbuch, Festa Verlag, Leipzig, Februar 2014, 160 Seiten, 12,80 Euro, Privatdruck ohne ISBN, nur direkt beim Verlag erhältlich, aus dem Englischen von Patrick Baumann, Covermotiv und Illustrationen: Pierre Lloga
www.festa-verlag.de
»[…]Menschen sind bloß die Hirngespinste Gottes, genau wie die Leute auf der Kinoleinwand die Hirngespinste von Drehbuchschreibern, Schauspielern und Regisseuren sind. Wir sind alle bloß Schauspieler, die das kranke Drehbuch von Gott umsetzen. Scheiße, sind die größten Regisseure wirklich Kubrick, Hitchcock, Kurosawa oder Bunuel? Nein! Gott ist der größte Regisseur von allen. Sein Film ist der längste, den es je gegeben hat und er bringt alles mit, was man sich von einem Film wünschen kann.[…]«
Nach dem 20-jährigen Treffen seiner Abschlussklasse beschließt der Filmfreak William Buk Thompson, der stets der Schweigsame an der Schule war, nicht wieder nach Hause zu fahren, sondern mit seiner ehemaligen Mitschülerin Sue im Kofferraum nach Hollywood zu fahren, wo all die Stars aus Buks geliebten Filmen zuhause sind. Unterwegs macht er die Bekanntschaft des jungen Jimmy, den er vor einem Psychopathen rettet. Buk findet Gefallen an dem Jungen, in dem er langsam aber sicher die zweite Hauptrolle im ganz persönlichen Film seines Lebens sieht.
»[…]Dieser junge Kerl war schon etwas Besonderes. Ein weinerlicher Feigling von einem Menschen, aber auch vollkommen naiv und unschuldig – wie ein großer Klumpen Knetmasse, der nur darauf wartet, bearbeitet und in irgendeine erkennbare Form gebracht zu werden.
Er erinnerte Buk ein wenig daran, wie er selbst in diesem Alter gewesen war, nur dass dieser Junge viel weiblicher war und Buk zudem um einiges besser aussah.[…]«
2010 tauchte der Australier Brett McBean mit dem hammerharten Roman Die Mutter dank Festa auf dem deutschen Markt auf. Dabei reihte er nicht einfach derbe Folterszenen aneinander, er hat dem Roman noch einen psychologischen Unterbau und eine schmerzhafte Dichte verpasst, der den Roman weit über die üblichen Hardcore-Thriller hinaus gehoben hat, was schließlich sogar zu einer nochmaligen Veröffentlichung in Heynes Hardcore-Label geführt hat. Die Nachfolger Die Bestien und Das Motel waren immer noch gut zu lesen, fielen gegen Die Mutter jedoch sehr viel flacher aus. Buk und Jimmy ziehen nach Westen ist nun McBeans Einstand in der Festa Extrem-Reihe, wo gerne nochmal eine Schippe draufgelegt wird, sodass die Bände gleich gar nicht über den normalen Buchhandel zu beziehen sind. Irgendwie widerwillig, weil man Brett McBean im Grunde doch als Autor schätzt, muss man feststellen, dass die Qualitätskurve noch weiter nach unten geht. Zwar ist Buk und Jimmy ziehen nach Westen immer noch super – hardboiled-mäßig, knapp und schnell – geschrieben, doch bleibt man als Leser bei der Verfolgung dieses blutigen Road Trips teilnahmslos außen vor. Die Gewaltszenen geraten zum Selbstzweck und selbst die Augenblicke, die Buks von Hollywood geprägte Sicht der Welt spiegeln, wollen keinem richtigen Spaß machen. Da helfen auch die in Schreibmaschinenschrift eingeschobenen Drehbuchausschnitte und Storyboards nichts. So ist Buk und Jimmy ziehen nach Westen zu albern für einen dichten Thriller geraten und zu ernsthaft für eine schwarze Komödie.
Die Verarbeitung, Layout und Satz sind dagegen wieder erstklassig geraten. Gewohnt bewährte Festa-Qualität.
Fazit:
Ansonsten darf Brett McBean gerne als Garant harter und dichter Thriller gelten, Buk und Jimmy ziehen nach Westen ist dagegen alles andere als überzeugend geraten.
(eh)