Horrorstories – Das Beste vom Meister des Unheimlichen
H. P. Lovecraft
Horrorstories
Das Beste vom Meister des Unheimlichen
Horror, Taschenbuch, Suhrkamp Verlag, Berlin, Juli 2015, 519 Seiten, 12,00 Euro, ISBN: 9783518466049, ausgewählt und mit einem Vorwort von Wolfgang Hohlbein, aus dem amerikanischen Englisch von H. C. Artmann, Charlotte Gräfin von Klinckowstroem und Rudolf Hermstein, Titelbild: M. Peekofen
www.suhrkamp.de
Cthulhus Ruf
Cthulhus Ruf (Call of Cthulhu) ist eine der bekanntesten Kurzgeschichten des Autors. Die Geschichte im Februar 1928 im Pulp-Magazin Weird Tales veröffentlicht. Es ist die einzige Geschichte, in der Cthulhu persönlich auftritt, in allen anderen Schriften zum Mythos wird nur von den Großen Alten berichtet. Die Geschichte besteht aus mehreren Teilen. Als Rahmenhandlung dienen mehrere Dokumente, die der verstorbene Francis Wayland Thurston hinterlassen hat. Dieser wiederum war Nachlassverwalter für George Gamell Angell, einem Großonkel, der Professor für semitische Sprachen war. Thurston sichtet den Nachlass von Prof. Angell und findet Hinweise auf die Existenz eines übernatürlichen Wesens namens Cthulhu. Dabei stößt er auf ein wirklich abstoßendes Basrelief, das Cthulhu darstellen soll. Das Relief ist von Henry Anthony Wilcox geschaffen worden. Wilcox hatte daraufhin Alpträume und Professor Angell schrieb eine Abhandlung über die alptraumhaften Visionen. In der zweiten dazugehörigen Erzählung Die Erzählung des Inspektors Legrasse (The Tale of Inspector Legrasse) geht es ebenfalls um Angells Nachlass. Es handelt sich hier um einen Bericht über eine Archäologie-Konferenz. Polizeiinspektor John Raymond Legrasse berichtet, wie er in Louisiana einen grausamen Kult zu Cthulhu auflöste. Der Polizist kann mit dem Kult jedoch nichts anfangen, kennt keine Parallelen und ist kulturell nicht örtlich zuzuordnen. In diesem Zusammenhang berichtet der Kongressteilnehmer Professor William Channing Webb über eine Grönlandexpedition, bei der er ebenfalls auf diesen Kult traf. In der Erzählung Der Wahnsinn aus der See (The Madness from the Sea) stellt Thurston eigene Nachforschungen an. In einem australischen Zeitungsartikel wird über eine seltsame Schiffsreise des Norwegers Gustaf Johansen berichtet. Diese fand etwa zeitgleich mit der Erschaffung des Basreliefs statt. In dem Tagebuch des einzigen Überlebenden wird vom Auftauchen des Außerirdischen berichtet, sowie dem Auffinden der seltsamen Stadt R’lyeh.
Lovecraft sorgt mit seiner häppchenweisen Informationspolitik dafür, dass der Leser lange im Dunkeln tappt. Hier und da Anspielungen die die Spannung langsam aufbaut. Mit dem Protagonisten Thurston findet sich der Leser in der gleichen Lage. Beide verfügen nur über wenig Informationen, müssen sich alles erarbeiten, bis dann ein Ende kommt.
Der Fall Charles Dexter Ward lautet im Original The Madness Out of Time und wurde als The Case of Charles Dexter Ward erst nach seinem Tod 1941 in dem Magazin Weird Tales veröffentlicht.
Charles Dexter Ward ist ein junger Mann aus einer bekannten Familie in Lovecrafts Heimat Providence. Nach einem längeren Aufenthalt in einer Psychiatrie verschwindet er aus dem geschlossenen Heim. Sein Hausarzt Doktor Marinus Bicknell Willet überlegt, warum es zu den seltsamen Veränderungen des jungen Mannes kam. Seine Nachforschungen führten zu Hinweisen, dass Charles in den vergangenen Monaten nur damit beschäftigt war, das Grab seines in Verruf geratenen Vorfahren Joseph Curwen aufzufinden. Curwen war ein reicher Händler mit einem Monopol für Importwaren. Das ist nur die Erklärung für den Reichtum. Warum sich der Mann jedoch Nachts auf Friedhöfen herumtrieb, bleibt einer Erklärung schuldig, sorgte aber für seinen schlechten Ruf. Seine Alterslosigkeit und dunkle Beschwörungen sorgen dafür, dass er als Hexenmeister tituliert wurde.
Die Farbe aus dem All
Die Farbe aus dem All (The Colour Out of Space) wurde im März 1927 geschrieben und erstmals in dem Pulp-Magazin Amazing Stories im September 1927 veröffentlicht.
Der Ich-Erzähler ist ein Landvermesser aus Boston. Die Stadt Arkham soll einen neuen Stausee als Wasserreservoir erhalten. Daher muss ein Gebiet neu vermessen werden.
Zur Vorbereitung für den Bau eines Stausees als neues Wasserreservoir für die Stadt Arkham prüft er ein Heidegebiet westlich der Stadt. Er stößt auf ein mysteriöses Bauerngehöft, auf welchem jegliches Leben fehlt. Im Zentrum des dessen steht ein alter Brunnen. Die Stätte erfüllt den Landvermesser mit Abscheu und er hastet schnell daran vorbei. Beim Einsiedler Ammi Pierce holt er sich mehr Informationen über das verfluchte Land. Dieser erzählt ihm die grauenerregende Geschichte des Bauernhofs.
Berge des Wahnsinns
(At the Mountains of Madness) 1931 von H. P. Lovecraft verfasst, 1936 in Astounding Stories veröffentlicht.
William Dyer, Geologe an der fiktiven Miskatonic-Universität, von Arkham ist der Ich-Erzähler. Er muss sich seine Erlebnisse und Erkenntnisse einer von ihm geleiteten Expedition in die Antarktis von der Seele reden. Der Grund ist eine erneute Expedition in die Antarktis und er befürchtet, dass dadurch die Zukunft der Menschheit bedroht sein könnte.
Stadt ohne Namen
November 1921 zuerst veröffentlicht.
Tief im Inneren der arabischen Wüste liegt die Stadt ohne Namen, verfallen und stumm, ihre niederen Mauern vom Sand ungezählter Zeitalter fast verborgen. Lovecrafts Helden nähern sich den unheiligen Überresten dieser Zivilisation – und treffen auf das Unerklärliche, bedrohliche, auf etwas, was der Menschheit unvorstellbaren Schaden oder gar den Tod bringen kann. Dennoch, ein Forscher betritt die verlassene und gemiedene Wüstenstadt und entdeckt dabei eine untergegangene Zivilisation.
Die Ratten im Gemäuer
(The Rats in the Walls) erschien erstmals im März 1924 im Weird Tales.
Der Titel bezieht sich auf das Rascheln von Ratten in den Gemäuern des Familienanwesens, das der Erzähler Delapore nach 300 Jahren auf den Ruinen des Stammsitzes seiner Vorfahren neu errichtet hat. Im Verlauf der Erzählung führen die Ratten Delapore zur finsteren Vergangenheit seiner Familie. Die Geschichte zeigt deutlich Einflüsse von Edgar Allan Poe.
Schatten über Innsmouth
Unter dem Originaltitel The Shadow over Innsmouth erschien die Erzählung 1936.
Die Erzählung beginnt mit dem Bericht über eine Regierungsuntersuchung, ausgelöst durch den Erzähler. Dieser begibt sich im Alter von 21 Jahren auf eine Reise durch Neuengland, um genealogische Studien zu betreiben. Sein Weg führt ihn auch in die Hafenstadt Innsmouth. In dieser verfallenen Hafenstadt trifft er auf eine seltsame Hybridrasse – halb Mensch, halb Amphibie. Von den Bewohnern gejagt gelingt die Flucht aus der Stadt. Später, als er bemerkt, dass er sich ebenfalls in ein Hybridwesen verändert, will er seinen in einer psychiatrischen Anstalt gefangen gehaltenen Vetter befreien. Bei ihm zeigen sich ähnliche Symptome und gemeinsam wollen sie in der Unterwasserstadt der Tiefen Wesen, Y’ha-nthlei, für alle Zeiten als unsterbliche Kreaturen leben.
Die Musik des Erich Zann
(The Music of Erich Zann) wurde erstveröffentlicht im März 1922 in der Zeitschrift The National Amateur.
In einer Mansarde wohnt der Stumme Erich Zann, der tagtäglich und allabendlich Musik spielt. Im tiefer gelegenen Zimmer lauscht der Erzähler dieser Geschichte der Musik und wird davon gefangen genommen. Der gelähmte Hausverwalter Blandot spricht mit dem Erzähler über den Gast in der Mansarde. Er meint, der Mann spielt eine Gambe (ähnlich einer Geige aber ich bin unwissend). Zann ist in einem billigen Theaterorchester beschäftigt und spielt nachts für sich. Fasziniert von der fremdartigen Musik, die so gar nicht zum Theatermusiker passen will, trifft er, nicht ganz zufällig, den alten Mann. Es folgt ein Besuch bei Zann, der ihn jedoch schnell wieder vor die Tür setzt. Eines Nachts hört er einen Schrei. Während sich der Erzähler im Zimmer Zanns befindet, erhebt sich durch die Musik ausgelöst ein Sturm, der das Fenster zerstört. Draußen sieht der Erzähler einen chaotischen, licht- und formlosen, klangerfüllten unendlichen Raum. Von Panik ergriffen flieht er, findet den Ort des Grauens, als er wieder danach sucht, nie wieder.
Kurzgeschichtensammlungen von H. P. Lovecraft gibt es in den unterschiedlichsten Variationen. Ihnen gemein ist, dass sie versuchen, immer wieder die Gedankenwelt des Autors zu spiegeln oder in dessen Sinn die Sammlung zusammenzustellen. Allerdings pfuscht der Herausgeber immer wieder dazwischen, wenn Geschichten zusammengestellt werden, die vor allem ihm gefallen. Dennoch ist dieses Buch eine gelungene Zusammenstellung von Horrorgeschichten. Nicht zu Unrecht gilt H.P. Lovecraft als Altmeister des subtilen Horrors. Genau wie sein Schriftstellerkollege Edgar Allen Poe versteht er es, eine dezente und feinsinnige Gruselatmosphäre aufzubauen. Im krassen Gegensatz zu vielen anderen Horrorautoren lebt Lovecraft mit seinen Geschichten, die auf einen eher subtilen Schrecken setzen. Vor allem kommt es ihm darauf an, dass die Gedanken des Lesers eher den Schrecken ausmachen, als sein geschriebenes Wort. Heutzutage verstehen jüngere Leser oftmals nicht, was sich Lovecraft und die Leser seiner Zeit unter Horror vorstellten. Was damals als gruselig empfunden wurde, lockt heutzutage kaum noch jemanden. Die Sammlung des Suhrkamp Verlages ist jedenfalls gut gelungen.
(es)