Electric Boogaloo
Regie: Mark Hartley, Produktion: Brett Ratner, Interviewpartner: Tobe Hooper, Franco Nero, Michael Dudikoff, Richard Chamberlain, Bo Derek, Dolph Lundgren u. a., Australien/USA 2014, Laufzeit: 103 Minuten
Die Story könnte man so zusammenfassen: Anfang der 80er Jahre machten sich zwei israelische Cousins auf, um den Rest der Welt zu erobern. – Gemeint sind Menahem Golan und Yoram Globus, die mit der Eis am Stil-Reihe die bis heute erfolgreichsten israelischen Filme drehten. Danach zog es beide nach Hollywood. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Eine Abhandlung über die Popkultur der 80er Jahre wäre ohne die Erwähnung der Produktionsfirma Cannon Group schlicht und ergreifend nicht komplett. Kein anderes Filmstudio beeinflusste das Trash-Genre so sehr wie eben diese Firma, die von Golan und Globus gekauft wurde, um auf diese Weise ihre Leidenschaft für das Kino auszuleben. Dabei gingen sie ein irrwitziges Risiko ein, indem sie einfach … nun ja Filme drehten. Mehr durch Zufall wurden manche Produktionen zu großen Erfolgen. Das Problem war, sie produzierten Filme, wie sie sie selbst gerne sehen wollten und dachten dabei weniger an das Publikum. Auch wenn die beiden Cousins davon überzeugt waren, dass der nächste Film garantiert ein Blockbuster werden würde oder sie garantiert einen Oskar bekommen würden, so sah die Realität dann doch etwas anders aus.
Regisseur Mark Hartley hat in seiner durch und durch unterhaltsamen Dokumentation die Geschichte der Cannon Group und damit die Geschichte von Menahem Golan und Yoram Globus nachgezeichnet. Anhand vieler Filmausschnitte und Interviews mit Regisseuren wie Tobe Hooper und Schauspielern wie Richard Chamberlain, Franco Nero, Bo Derek und Michael Dudikoff lässt er den kompletten Wahnwitz, der im Zusammenhang mit dieser Firma steht, nochmals auferstehen. Es wird u. a. berichtet, wie es zu den Chuck Norris-Filmen kam, wie Jean-Claude van Damme seine erste Rolle erhielt und wieso niemand Sharon Stone leiden konnte.
Hartley unterstreicht den filmischen Wahnsinn zusätzlich durch eine rasante Schnittfolge, in der Interviews mit Filmszenen und Ausschnitten von damaligen Reportagen unaufhörlich abwechseln. Er zeigt, wie Golan und Globus aufgrund ihrer Vielzahl an Filmen, die zum Teil gleichzeitig produziert wurden, nach und nach den Überblick verloren, was Ende der 80er zum unvermeidlichen Ende der legendären Firma führte.
Für Trash-Fans und Liebhaber von Filmen der 80er Jahre ist Electric Boogaloo so gut wie unverzichtbar. Die Doku macht ungeheuren Spaß, ist überaus informativ und lässt einem aufgrund der Verrücktheiten, für die die beiden Cousins bekannt waren, aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kurz: Absolut zu empfehlen.
(mp)