Phoenix – Erbe des Feuers
Ann-Kathrin Karschnick
Dark-Edition
Phoenix – Erbe des Feuers
Teslapunk-Dystopie-Krimi, Taschenbuch, Papierverzierer Verlag, Essen, Oktober 2014, 472 Seiten, 14,95 €, ISBN: 9783944544519, Cover: Timo Kümmel
Tavi und Leon verschlägt es nach einigen Beschwerlichkeiten auf der Reise nach Paris. In der Stadt, die in Trümmern liegt und nur noch einen halb zerstörten Eiffelturm aufweisen kann, erwarten sie mehr Abenteuer als nur durch die Luft schießende Blitze. Die Seelenlosen haben sich hier zu einem rebellischen Untergrund zusammengeschlossen, der gegen die Kontinentalarmee kämpft. Zugleich scheint es bei ihnen jedoch auch einen Maulwurf zu geben, denn immer wieder werden Seelenlose umgebracht.
Leon soll lernen, wie er sich unter Seelenlosen zu verhalten hat, außerdem trifft er immer wieder auf eine alte Bekannte. Tavi trifft dafür einen großen Unbekannten: den sonderbaren Eleazar, der schon fast so alt zu sein scheint wie sie, ihr Komplimente macht und sich zugleich in Geheimnisse hüllt. Zudem kämpft sie mit ihrer neu erwachten Fähigkeit, die sie nicht kontrollieren kann und mit der sie alle um sich herum in Gefahr bringt.
Die beiden Hamburger Helden werden auf eine harte Probe gestellt, als sie zwischen den unnachgiebigen Methoden der Kontinentalarmee und den nicht weniger gnadenlosen Plänen der Seelenlosen einen Weg finden müssen, das nahende Massaker zu verhindern. Dabei können sie nicht genau wissen, wem sie vertrauen können und wem nicht.
Der zweite Band der Phoenix-Trilogie ist wieder ein echter Hingucker geworden. Das Cover ist sogar noch einen Tick besser geworden als das vom ersten Band. Zwar fehlt hier der bedeutungsvolle Gegenstand, der bei Tochter der Asche der Dolch war, doch dafür erhalten wir einen Blick auf den zerstörten Eiffelturm und haben eine schöne Ansicht von Tavi und Leon, wie sie nebeneinanderstehen und die kaputte Stadt überblicken. Die Szene kommt in dieser Form auch im Buch vor und wirkt mit den leuchtenden Blautönen sehr blickfangend. Der Buchschnitt ist diesmal mit einem blauen Pfeil verziert. Leser des ersten Bands wissen, dass dies ein Zeichen auf Leon ist; außerdem ist es auch schön auf die kriegerischen Handlungen in den Straßen von Paris übertragbar.
Inhaltlich ist ohne Weiteres zu sagen, dass das Warten auf die Fortsetzung sich definitiv gelohnt hat. Der zweite Band ist etwas dicker als der erste und bietet dadurch mehr Seiten, die den Lesenden in ihren Bann ziehen. Der Autorin ist es wieder gelungen, die einzelnen Charaktere detailreich und plausibel zu beschreiben. Tavis Kampf mit ihrer neuen Fähigkeit und dem Verlust Nathans sowie Leons Mühen, die Kunst von Pfeil und Bogen seinem Willen zu unterwerfen, sind sehr gut umgesetzt worden.
Der Roman wartet mit einigen gänzlich unerwarteten Wendungen auf, die den Szenen ganz neue Perspektiven verleihen und verschiedene Zwickmühlen schaffen, durch die Tavi und Leon hindurch manövrieren müssen.
Eleazar hat mich allerdings zugegeben etwas gestört. Seine geheimnisvolle, aber zugleich aufdringliche Art war zum Haare raufen, passte aber zu ihm. Was mich jedoch nicht überzeugen konnte, waren seine ständig eingeworfenen französischen Ausdrücke. Sicher ist es ein schönes Detail, das er diese in Karschnicks dystopischer Welt eigentlich nicht mehr existente Sprache noch benutzt, doch nach einigen Szenen wurde es einfach zu viel. Als jemand, der kein Französisch kann, habe ich 70% der Ausdrücke schlichtweg nicht verstanden, und wenn diese dann über ein oder zwei Worte hinausgingen, war das schon ärgerlich. Etwas weniger hätte es sicher auch getan.
Bei diesem Band ist mir ebenfalls aufgefallen, dass sich einige Tippfehler und vor allem doppelte Leerzeichen durchgemogelt haben, was mich stellenweise stutzten und die betreffenden Stellen noch einmal lesen ließ, um herauszufinden, was mich beim Lesen gerade irritiert hatte.
Den Roman dafür aber pünktlich ein Jahr nach Band 1 in der Hand halten zu können, war es für mich wert. Unbedingt auch hervorzuheben ist, dass die Autorin in diesem Band näher auf die verschiedenen Arten und Eigenschaften der Seelenlosen eingeht und man auch endlich einiges zu den Hintergründen des Experiments erfährt.
Fazit:
Alles in allem hat der zweite Band der Trilogie mich wieder mitreißen und überzeugen können und lässt mich schon jetzt ungeduldig auf den abschließenden dritten Band warten. Die vielen französischen Ausdrücke und die stellenweise durchgerutschten Tippfehler sind ein kleines Manko, doch auch so erhält der Roman von mir wie auch schon Band 1 gute vier Sterne mit Option auf Steigerung beim nächsten Band. Aussehen und Inhalt stimmen einfach und führen zu einer klaren Leseempfehlung.
(jh)