Phoenix – Tochter der Asche
Ann-Kathrin Karschnick
Dark-Edition
Phoenix – Tochter der Asche
Teslapunk-Dystopie-Krimi, Taschenbuch, Papierverzierer Verlag, Essen, Oktober 2013, 400 Seiten, 14,95 €, ISBN: 9783944544052
Hamburg in naher Zukunft, jedoch innerhalb einer alternativen Zeitlinie: Unsere heutige Moderne gibt es nicht, stattdessen wurde alles auf die Errungenschaften des Wissenschaftlers Tesla aufgebaut, sodass Magnetvorrichtungen und Stromwaffen die Welt dominieren. Geleitet werden die Geschicke des geeinten Europas von den Saiwalo, geisterhaften Wesen, die auf einer anderen Daseinsebene leben und sich als die großen Retter und Helfer ausgeben.
In den Trümmern Hamburgs verbergen sich unter den Menschen einige »Seelenlose«: Hexen, Dämonen und andere Wesen. Tavi jedoch ist die einzige Phoenix, die noch nicht geflohen ist. Seelenlose gelten als gefährlich, sie werden gnadenlos verfolgt. Tavi ist klar, dass die Saiwalo die eigentlichen Bösen sind, doch der Menschheit kann sie dies nicht klar machen.
Gleichzeitig geschehen mehrere Morde in Hamburg. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben! Tavi wird die Hauptverdächtige des leitenden Ermittlers Leon, doch schließlich müssen die beiden sich zusammentun, um den wahren Mörder zu finden. Dabei haben sowohl Tavi als auch Leon ihre ganz eigenen Beweggründe, mit dem jeweiligen »Feind» zusammenzuarbeiten. Doch um an ihr gemeinsames Ziel zu gelangen, müssen sie lernen, einander zu vertrauen.
Mit ihrem Roman entführt Ann-Kathrin Karschnick in ein dystopisches Hamburg, das zwar in gar nicht so ferner Zukunft liegt, jedoch einer anderen Zeitlinie folgt. Schuld an all der Zerstörung sind das gescheiterte »Experiment«, das in aller Munde ist, sowie mehrere Kriege mit Amerika.
Das Cover ist nicht nur ein Blickfang und wunderbar anzusehen, sondern bezieht sich auch sehr eng auf das Buch, was mir persönlich immer sehr wichtig ist. Die Farbgebung passt sehr gut, außerdem finde ich die seitlich auf die Seite gedruckte schwarze bzw. bei mir orangefarbene Feder eine verdammt coole Idee. Eigentlich müsste man sich das Buch mit dem Rücken zur Wand ins Regal stellen, um diese Feder sehen zu können. Oder man müsste sich mehrere Exemplare aus mehreren Winkeln aufstellen.
Auf den ersten Seiten war es ein wenig verwirrend, in die Story hinein zu kommen. Das Buch beginnt mit einer Flucht Tavis, von der man nicht weiß, was genau eigentlich geschehen ist. Erst nach und nach erfährt man, welche Zustände eigentlich herrschen und was passiert ist.
Viel zu schnell habe ich Phoenix – Tochter der Asche zu Ende gelesen. Die Autorin überzeugt mit einer Sprache, die ein detailreiches Kopfkino erzeugt, und ausführlich ausgearbeiteten Charakteren. Die Hauptfiguren haben allesamt eine Vergangenheit, die nach und nach aufgedeckt wird und ihre Beweggründe und Charakterzüge erklärt.
Die Idee, wie die »Seelenlosen« genau entstehen, gefällt mir außerordentlich gut. Auch in Tavi kann ich mich gut einfühlen.
Der Zerstörungsgrad Hamburgs fließt immer wieder in die Geschichte ein, sodass es mir teilweise vorkam, als würde ich selbst durch die staubigen Straßen und baufälligen Gebäude wandern.
Was mich etwas störte, war, dass die Szenen teilweise etwas knapp wirkten. Einige Male startete eine neue Szene oder gar ein neues Kapitel, obwohl ich noch vollauf in den vorherigen Geschehnissen gefangen war. Dann brauchte ich einen Moment, um in die neue Szene einsteigen zu können. Ich hätte nichts dagegen gehabt, Tavis und Leons Abenteuer noch ausführlicher miterleben zu können.
Ab und zu warf mich die Wortwahl auch etwas aus dem Lesefluss heraus, solche Stellen hielten sich jedoch in Grenzen, sodass es insgesamt kaum störte.
Fazit:
Alles in allem hat Phoenix – Tochter der Asche mir einige spannende Lesestunden beschert und mich so sehr überzeugt, dass ich schon gespannt auf Band 2 bin. Eine tolle Geschichte zwischen zwei ebenso tollen Buchdeckeln. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Nachfolger dies noch steigern wird!
(jh)