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Suicide Girls

Steve Niles, Missy Suicide, Brea Grant
Suicide Girls
Original-Storys: Suicide Girls 1 – 4, IDW, März – Juni 2011

Comic, Softcover, Paninicomics, Stuttgart, Januar 2014, 128 Seiten, 16,99 Euro, ISBN: 9783862017850, Zeichner: David Hahn, Cameron Stewart, Andy Belanger, aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
www.paninicomics.de

Bisher hielt Frank die Suicide Girls für eine Legende, einen Mythos, eine Seite im Internet. Sie wird eines Besseren belehrt, als ihr Cassius, Porter, Wheeler und Kim helfen, aus dem Gefängnis der omnipotenten Techno-Sekte Die*Art*Zu*Leben auszubrechen. Frank und ihre Freundin Xenia drohten durch ihre Recherchen einige unliebsame Geheimnisse von Die*Art*Zu*Leben aufzudecken. Seitdem saß Frank im Gefängnis, Xenia blieb verschwunden. Gemeinsam mit den Suicide Girls macht sich Frank auf die Suche nach ihrer Freundin und muss dabei mit ihren neuen Gefährtinnen in die Höhle des Löwen eindringen.

»SuicideGirls ist eine englischsprachige kommerzielle (Softcore, Anm. d. Verf.) Alt-Porn-Website. Auf der Website befinden sich vor allem Erotikfotografien eines bestimmten – alternativen – Frauentyps (vornehmlich mit Body Mods, der eben nicht dem gängigen ›Playboy-Schönheitsideal‹ entspricht, Anm. d. Verf.), Blogs, Foren und redaktionelle Texte.« (Wikipedia)

Nachdem die Suicide Girls bereits andere Medien erobert hatten (Magazine, Bücher, Filme, Spiele, eine Burlesque-Bühnenshow), hatten sie in Hack/Slash Annual Vol. 1 einen ersten Comicauftritt, dem 2011 eine vierteilige Miniserie bei IDW folgte, die nun gesammelt auf Deutsch vorliegt. Hier wird eine Handvoll dieser alternativen Models durch eine hanebüchene Story gehetzt, die direkt auf das Credo von Suicide Girls zugeschnitten ist. Dafür wurde als Gegenspieler die Gleichmachergesellschaft »Die*Art*Zu*Leben« kreiert, die einen strengen Einheitszwang proklamiert. Unangepasste und Querulanten werden wie Kriminelle behandelt, landen mal eben im Knast (mindestens). Freilich hat »Die*Art*Zu*Leben« ihren Status nicht mit legalen Mitteln erreicht, und einige Unruhestifterinnen, hier Frank und Xenia, drohen ihre unlauteren Machenschaften aufzudecken und publik zu machen.

Die Story erweist sich insgesamt als recht gefällig, hat einige gutgemeinte Twists im Gepäck, z.B. dass »Die*Art*Zu*Leben«-Gedanken manipulieren kann und Frank deswegen nicht sicher sein kann, dass ihre Erinnerungen auch der Wahrheit entsprechen, wird aber letzten Endes mit vier Bänden viel zu schnell abgebrannt, um wirklich zu überzeugen.

Völlig unnötig für die Story ziehen die Girls auch mal blank, um ihre Tatoos und mehr zu präsentieren.

Die hauptsächliche Crux an dieser Veröffentlichung ist, dass die Serie in erster Linie von ihrer Verbindung zu der Webseite lebt. Das Heft ist unterm Strich nicht mehr als ein Merchandisingprodukt der Marke Suicide Girls, in dem um einige der Models eine halbgare Geschichte,  geschrieben von Steve Niles (30 Days of Night, Freaks of the Heartland) und Missy Suicide (Suicide Girl der ersten Stunde), gekleistert wurde. Dabei ist es gerade die Fülle an Merchandisingprodukten und die z.B. inzwischen strengen vertraglichen Reglements (die Models arbeiten exklusiv für SG, ehemalige SGs sind zumindest temporär für weitere Modeljobs gesperrt), die der Unkonformität, die sich Suicide Girls auf die Flagge geschrieben hat, absolut zuwiderläuft.

In dem Paperback ist nach der Comicstory noch reichlich Platz für die Abbildung der originalen Heft- und Variantcover, Cameron Stewarts Pin-up Zeichnungen realer Suicide Girls, einer Fotogalerie der Models, die im Comic verwendet wurden und der freizügigen Vorstellung zweier deutscher Suicide Girls. Hier ist auch am ehesten die Leseempfehlung ab 16 Jahren zu finden.

Fazit:
Halbgares Begleitheft zu der alternativen Pin-Up-Webseite suicidegirls.com.

(eh)