Blutgletscher
Blutgletscher
Allegro Film, Filmfonds Wien, Filmstandort Austria (FISA), ORF Film/Fernseh-Abkommen, Österreichisches Filminstitut, Österreich 2013
Koch Media GmbH, München, 20. März 2014
1 DVD im Amaray Case, Horror, 96 Minuten, gesehen 03/2014 für 12,99 Euro, FSK 16, Regie: Marvin Kren, Drehbuch: Benjamin Hessler, Darsteller: Gerhard Liebmann, Edita Malovcic, Brigitte Kren, Michael Fuith, Wolfgang Pampel, Musik: Marco Dreckkötter, Stefan Will, Extras: u.a. Hörfilmfassung
www.blutgletscher.at
www.kochmedia-film.de
In der alpinen Klimaforschungsstation »Glazius« untersuchen drei Wissenschaftler in 3500 m Höhe die Gründe der dramatischen Gletscherschmelze. Vervollständigt wird das Team durch den eigenbrötlerischen Ingenieur Janek (Gerhard Liebmann), der nach einer Affäre mit einer Klimaforscherin in der Abgeschiedenheit Vergessen sucht, und seinen Hund Santos. Bei einer Standardexkursion entdecken die Forscher einen rot eingefärbten Gletscher. Eine Probe zeigt, dass Mikroorganismen für die ungewöhnliche Farbe verantwortlich sind. Doch in der Umgebung der Forschungsstation geht noch etwas anderes vor. Santos legt ein unruhiges Verhalten an den Tag, und noch in derselben Nacht wird Janek außerhalb der Station von einem monsterartigen Wesen attackiert. Da tags darauf der Besuch der Umweltministerin ansteht, wollen die Wissenschaftler diese Ereignisse vertuschen und bringen damit sich selbst, die Politikerin wie auch deren Begleitpersonen – unter anderem Janiks Ex-Geliebte Tanja [Edita Malovcic (Zweiohrküken, Im weißen Rössl)], inzwischen Klimaschutzbeauftragte im Ministerium für Umweltschutz – in tödliche Gefahr.
»Österreichs Antwort auf Das Ding aus einer anderen Welt« verkündet die Werbung vollmundig. Tatsächlich ist schon nach zehn Filmminuten klar, wie der Schneehase läuft, und dass die Filmemacher sich tatsächlich John Carpenters Horror-SF-Klassiker zum erklärten Vorbild genommen haben. Gerhard Liebmann (Spuren des Bösen, Das finstere Tal) macht sich mit Vollbart hervorragend als maulfauler McReady-Ersatz, die Arktis musste den Alpen weichen und der außerirdische Parasit wurde durch genaktive Mikroorganismen ersetzt. Diese befinden sich auch im Schmelzwasser des Gletschers und wirken im Magen der heimischen Tierwelt als eine Art DNS-Mixer. Auf diese Art entstehen Kreaturen, die eine Mischung aus ihren tierischen Wirten und deren zuvor gefressener Beute sind. Der (pseudo-)wissenschaftliche Unterbau funktioniert also ebenfalls hinreichend gut und der befürchtete erhobene Zeigefinger – ob des dauerpräsenten Themas Umwelt- und Klimaschutz – bleibt dankenswerterweise unten. Stattdessen präsentiert Rammbock-Regisseur Marvin Kren und In 3 Tagen bist du tot-Produzent Helmut Grasser Kreaturen-Horror erster Güte, in dem auf handgemachte Effekte (siehe DVD-Bonus) statt auf CGI zurückgegriffen wird.
Doch nicht nur in Sachen Horror funktioniert Blutgletscher hervorragend. Regisseur Marvin Kremm und Drehbuchautor Benjamin Hessler verstehen es auch, Interesse für ihre Protagonisten zu wecken. Allen vorneweg die Hauptfigur Janek, der inmitten des Terrors von außen plötzlich seiner Geliebten gegenübersteht, die ebenfalls noch Gefühle für ihn hegt. Mit solchen Momenten trennt sich die Spreu vom Weizen, denn auch ein Horrorfilm funktioniert nur gut, wenn die Figuren und die Schauspieler überzeugen. Mit fortschreitender Handlung erweisen sich Gerhard Liebmann und Edita Malivcic als schräges Traumpaar. Die Kommunikation der beiden, die im entscheidenden Moment wortlos und nur über Blicke läuft, sucht ihresgleichen. Auch der typische Ösi-Humor der derberen Sorte kommt nicht zu kurz, ohne jedoch dass der Terror dadurch gebrochen wird.
Auch die formale Umsetzung ist außerordentlich gut gelungen. Nach wenigen Minuten hat Blutgletscher bereits ein beachtliches Tempo erreicht, das – angepeitscht noch von einigen Überraschungsmomenten – bis zum Ende durchgehalten wird. So muss Genreunterhaltung aussehen.
Das Team um Produzent Helmut Grasser hat uns mit In 3 Tagen bist du tot 1 und 2 die österreichischen Antworten auf Scream und Backwoods-Terror geliefert. Mit Blutgletscher folgte die Reaktion auf Das Ding aus einer anderen Welt und wenn man die letzten Szenen des Films weiterspinnt, könnte Teil 2 die Ösi-Version von Larry Cohens Die Wiege des Bösen (It’s Alive) werden.
Erwähnenswert ist außerdem, dass Koch Media auf der DVD eine Hörfilmfassung für Sehbehinderte anbietet ohne dass dies irgendwo genannt wird.
Fazit:
Lieber gut ausgeliehen als schlecht selbst gemacht. Marvin Krens Das Ding-Version erweist sich als überzeugender Creature-Horror, der internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht.
(eh)