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Im Gespräch mit Anke Koopmann

Anke Koopmann ist Grafikdesignerin und Mitgeschäftsführerin der Design-Agentur Guter Punkt (www.guter-punkt.de). Cover verschiedener Bücher von Markus Heitz, Dan Wells, Ralf Isau, Stephan Russbült – um nur einige aus dem Phantastik-Genre zu nennen – stammen von Anke Koopmann und ihrem Team.

Markus Heitz machte mich mit Anke Koopmann während der Frankfurter Buchmesse bekannt und in dem Gespräch dort wurde klar, dass das Thema Covergestaltung sicher nicht nur mich, sondern viele Leser interessieren wird.

Geisterspiegel: Liebe Anke, ich freue mich, dass du mir die Gelegenheit gibst, ein wenig mit dir über deine Arbeit zu plaudern. Bitte stell dich unseren Lesern zunächst einmal kurz vor.

Anke Koopmann: Hallo liebe Geisterspiegel-Leserinnen und Leser! Es freut mich sehr, dass ich hier ein paar Einblicke in meine Arbeit geben darf! Mein Name ist Anke Koopmann, Jahrgang 82 und ich habe das große Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.

Geisterspiegel: Die erste obligatorische Frage lautet natürlich, warum du Grafikdesignerin geworden bist. Was fasziniert dich an diesem Beruf?

Anke Koopmann: Tatsächlich habe ich schon immer gerne gezeichnet und mich für Bücher und Comics interessiert. Später während des Kunst-Leistungskurses wurde mir klar, dass ich mal was Kreatives machen will. Also habe ich nach dem Abitur massenhaft Bewerbungen für ein Grafikdesign-Praktikum geschrieben und es hat tatsächlich geklappt.
Für mich ist es immer wieder spannend, aus einem leeren – und mittlerweile digitalen – Blatt
anhand von wenigen Vorgaben etwas komplett Neues zu erschaffen. Das hat mich eben damals im Kunstunterricht schon fasziniert.

Geisterspiegel: Wie sieht für dich das perfekte Cover aus?

Anke Koopmann: Eine schwierige Frage … Für mich zeichnet sich ein gutes Cover durch seine Gesamtheit aus. Wenn alle Elemente so gut harmonieren, dass man einzelne gar nicht ausmachen kann, ist es für mich perfekt. Ein Gesamtkunstwerk sozusagen.

Geisterspiegel: Das Zusammenspiel von Bild und Schrift spielt eine entscheidende Rolle. Gibt es da Regeln, welche Art Bild mit welcher Schriftart harmoniert oder wird das für jedes Bild individuell entschieden? Wie kann ich mir die Auswahlkriterien dabei vorstellen?

Anke Koopmann: Dazu gibt es eigentlich keine festen Regeln. Das Ziel ist es, mit der Schrift das Bild zu unterstützen. Ein romantisches Motiv bekommt natürlich auch eine romantische Schrift, aber es darf auch nicht zu viel werden – sonst besteht »Kitsch-Alarm«.
Aber es gibt natürlich auch Cover, bei denen die Schrift im Vordergrund steht, dafür wählt man eine möglichst interessante Schrift als Blickfang.

Geisterspiegel: Und wie entstehen eigentlich die Bilder?

Anke Koopmann: Bei Fantasy-Covern lassen wir die Bilder oft nach den Vorgaben des Verlages oder des Autors illustrieren, weil die Motive meist sehr speziell sind. Sonst kaufen wir bereits vorhandene Fotos oder Illustrationen ein und nehmen diese als Grundlage für die Covergestaltung. In seltenen Fällen illustrieren wir auch selbst.

Geisterspiegel: Wird für jede Anfrage ein eigenes Bild erstellt oder habt ihr einen »Fundus«, aus dem ausgewählt werden kann?

Anke Koopmann: Wir erstellen für jeden Titel ein eigenes Cover, aber wir haben auch ein Bildarchiv mit Motiven, die sich öfter verwenden lassen. Das sind z. B. Hintergründe, Landschaften oder verschiedene Objekte.

Geisterspiegel: Autoren aber auch Verlage haben sicher ganz konkrete Vorstellungen, wie ihr Buch am Ende aussehen soll. Du als Designerin hast aber ganz andere Ideen. Wie löst du eine solche Situation? Schließlich fällt die Gestaltung des Covers ja am Ende auf den Designer zurück …

Anke Koopmann: Glücklicherweise geben uns die Briefings meist relativ viel Spielraum. Wenn ich dann zusätzlich noch eine andere Idee habe, setze ich sie auch um und biete sie an. Dann drücke ich die Daumen, dass sich der Verlag dafür entscheidet – was auch ab und zu vorkommt.

Geisterspiegel: Bekommst du Vorgaben, was auf ein Titelbild drauf soll? Kennst du zu jedem Buch eine kurze Inhaltsangabe, um diese dann bildlich umzusetzen? Oder läuft die Gestaltung ganz anders ab?

Anke Koopmann: Die Vorgaben sind recht unterschiedlich. Zu manchen Büchern bekommen wir viel Material, also ein detailliertes Briefing mit Personenbeschreibungen, ein Exposé oder sogar das fertige Manuskript, zu anderen nur eine kurze Zusammenfassung. Oft sind auch Cover mit angegeben, die dem Verlag gut gefallen und in die richtige Richtung gehen.

Geisterspiegel: Was zeichnet ein professionelles Cover aus? Heutzutage könnte doch ziemlich jeder, der einen Computer bedienen kann, selbst ein paar Buchstaben auf ein Bild geben und fertig ist ein Cover. Oder anders gefragt: Welches Werkzeug und welche Voraussetzungen sind für die Erstellung eines ansprechenden Covers notwendig?

Anke Koopmann: Die Lieblings-Frage jedes Designers 🙂
Natürlich kann jeder heutzutage ein Cover erstellen, aber was dabei passieren kann, sieht man hier: www.buzzfeed.com.

Die wichtigste Voraussetzung ist meiner Meinung nach ein gutes Auge für Proportionen, Farben und Aufteilungen. Das Motiv kann noch so gut sein, wenn die Schrift darauf alles verdeckt oder der Ausschnitt merkwürdig gewählt ist, macht das alles zunichte.
Dann muss man die einzelnen Elemente aber auch noch so verbinden können, dass es realistisch aussieht. In Bildbearbeitungsprogrammen (Branchenstandard Photoshop) werden dann Hintergründe geändert, Farben angepasst und auch schon mal Köpfe ausgetauscht. Hier muss man allerdings wirklich wissen, was man tut, denn der Teufel steckt im Detail. Eine gute Ausbildung ist also mehr als hilfreich.

Geisterspiegel: Verrätst du uns, welches Cover dein deiner Meinung nach bisher gelungenstes ist? Und warum gerade dieses?

Anke Koopmann: Puh … Mittlerweile habe ich schon so viele Cover gestaltet, dass mir die Antwort echt schwerfällt. Besonders, weil die vielen Genres so unterschiedlich sind.
Aktuell finde ich das Cover für Neil Gaimans Der Ozean am Ende der Straße sehr gelungen.
Das Motiv nimmt Bezug auf den Inhalt und macht den Leser hoffentlich neugierig. Das Cover ist mystisch und ein wenig abstrakt. Die Titelschrift ist relativ schlicht, hat aber doch einen sehr speziellen Look.

Geisterspiegel: Mit deinem Team erstellt ihr unter anderem Cover für Verlage wie Piper oder Bastei Lübbe, bedient aber nicht nur das Phantastik-Genre. Welche Leistungen bietet die Agentur Guter Punkt sonst noch?

Anke Koopmann: Im Buchcover-Bereich sind wir in allen Genres vertreten: Fantasy & Science-Fiction, Romantasy, Sachbuch, Jugendbuch, Esoterik, Krimis & Thriller und natürlich normale Romane.
Außerdem gestalten wir Buchinnenseiten, Magazine, jegliche Werbemittel über Flyer bis hin zu Plakaten, DVDs & CDs und komplette Geschäftsausstattungen. Unser zweites Standbein ist die Gestaltung und Programmierung von Webseiten, wodurch wir unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten können.

Geisterspiegel: Und in welchem Bereich bist du hauptsächlich tätig?

Anke Koopmann: Zum größten Teil kümmere ich mich um die Cover der Genres Fantasy & Science-Fiction, Romantasy,  New Adult und Krimi & Thriller. Bei uns gibt es aber keine so strenge Aufteilung – jeder darf sich an allem versuchen und mithelfen, wo Not am Mann ist. In letzter Zeit gestalte ich häufig Innenseiten für Kinderbücher. Das sind größtenteils Malbücher mit Geschichten oder auch Rätselbücher. Dabei kann ich mich super kreativ austoben!

Geisterspiegel: Verspürst du manchmal Lust, zu einem besonderen Cover selbst mal eine Geschichte zu schreiben? Und welches Genre würdest du dann bevorzugen?

Anke Koopmann: Tatsächlich würde ich gerne einmal eine eigene Geschichte schreiben. Allerdings würde ich dafür mein eigenes Cover entwerfen und natürlich im Genre Fantasy!
Das Einzige, was mir noch fehlt, ist eine gute Idee für die Geschichte … 😉

Geisterspiegel: Ich danke dir ganz herzlich für das Interview und wünsche dir und deinem Team weiterhin viel Erfolg und immer tolle Ideen!

Bildquellen:

Die Fragen stellte Anke Brandt.

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