So finster, so kalt
Diana Menschig
So finster, so kalt
Fantasy; Taschenbuch, Knaur TB, München, April 2014, 384 Seiten, 8,99 Euro, ISBN 9783426514931, Titelbild: Bilderdienst
www.droemer-knaur.de
Diana Menschig, geboren 1973, arbeitet als Dozentin und Autorin. Wenn sie nicht gerade in fantastischen Parallelwelten unterwegs ist, teilt sie sich mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze ein Haus am Niederrhein.
Als Merle Hansen nach dem Tod ihrer Großmutter in deren einsam gelegenes Haus im Schwarzwald zurückkehrt, findet sie im Nachlass ein altes Dokument. Darin berichtet ein gewisser Johannes, der Ende des 15. Jahrhunderts im Haus lebte, über merkwürdige Geschehnisse rund um seine Schwester Margareta. Merle tut diese Geschichte zunächst als Aberglaube ab. Doch dann ereignen sich während ihres Aufenthaltes immer mehr unerklärliche Dinge: Kinder verschwinden, tauchen unversehrt auf und verschwinden wieder. Auch das alte Haus selbst scheint ein seltsames Eigenleben zu entwickeln. Langsam, aber sicher beginnt Merle sich zu fragen, ob an Johannes‘ Erzählung mehr dran ist, als sie wahrhaben wollte.
Wer das Buch von Tom Finn Schwarze Tränen kennt, der ahnt, worauf er sich bei diesem Buch einlässt. Wer Ähnliches mag, sollte beim Panini Verlag Grimm Fairy Tales lesen.
Merle Hänssler lebt als erfolgreiche, leicht unzufriedene Wirtschaftsanwältin in Hamburg. Sie trennte sich vor Kurzem von ihrem rechthaberischen Freund Michael, sehr zur Freude ihres Vaters und ihrer Freunde, die Michael nicht leiden konnten. Nach dem Tod von Merle Hänsslers neunzigjährigen Oma Mago reist sie in einen abgelegenen Teil des Schwarzwalds, wo sich der kleine unbedeutende Ort Steinberg befindet. In einem Waldstück unweit des kleinen Ortes steht das sehr alte Häuschen mit einem kleinen Garten dahinter. Dort lebte Omi Mago, die nicht bereit war, auf den Namen Margaret zu hören. Die begnadete Lebkuchenmännchenbäckerin erfreute immer wieder die Kinder und deren Eltern in ihrer Umgebung mit Gebäck. Nach dem Tod kommt ihre Enkelin Merle zurück an den Ort ihrer Kindheit. Hier soll sie eine Aufgabe erfüllen, die ihrer Familie schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts auferlegt ist.
In Omas alten Häuschen ordnet Merle den Nachlass und findet einige Unterlagen mit Hinweisen auf die Ahnenforschung in ihrer Familie. Ein Dokument enthält die Geschichte eines Mannes namens Johannes, der im 15. Jahrhundert gelebt haben soll. Omi Mago forschte anscheinend intensiv im Bereich der Märchenmagie. Dabei nahm sie auch Kontakte zu Universitätsprofessoren auf. Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Familie irgendwie mit dem Märchen Hänsel und Gretel verbunden zu sein scheint. Daher wendet sich die Enkelin von Omi Mago an Professor Jakob Wolff. Zufällig erfährt sie vom Verschwinden mehrerer Kinder im Umkreis des alten Hauses. So kommt es, dass Jakob Wolff, der am Tage des Verschwindens der Kinder zum ersten Mal im Dorf gesehen wurde, und sie als Fremde sehr misstrauisch angesehen werden. Zudem wirkt das Haus selbst sehr lebendig und nicht gerade einladend.
Die Handlung ist ungewöhnlich, eigenwillig, originell und mit einem sehr einfachen, lesefreundlichen Schreibstil versehen. Den Leser erwartet eine bizarre Version von Hänsel und Gretel, wie sie die Gebrüder Grimm in ihren 1812 erschienenen Kinder- und Hausmärchen nicht niederschrieben.
Verschiedene Märchen und ein paar Sagen, nicht nur Hänsel und Gretel, verschmelzen in dieser Erzählung. Die Erzählung, die in den Bereich passt, wo es um selbstverliebte Vampire und deren Liebchen geht, ist sehr nah an einer Liebesgeschichte geschrieben. Zwar stehen die Märchen im Mittelpunkt mit ihrer unheimlich anmutenden Handlung, aber nichts desto trotz ist es ein Liebesroman. Diana Menschig gelingt es einen für die Leser befriedigenden Abschluss für die Geschichte zu finden.
(es)