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Hexensabbat

Hexensabbat
Originaltitel: The Sentinel, USA, 1977
Universal Pictures, Jeffrey Konvitz Productions. N.S.M. Records, Neudörfl, Österreich, 06. Dezember 2013

Limitiertes Mediabook mit Blu-Ray+DVD, Horror/Okkult/Mystery/Thriller, 92 Minuten, Januar 2014 gesehen für 29,98 Euro (Cover A), FSK 18, Regie: Michael Winner, Drehbuch: Michael Winner, Jeffrey Konvitz, Darsteller: Chris Sarandon, Cristina Raines, John Carradine, Ava Gardner, Eli Wallach, Christopher Walken, Burgess Meredith, Martin Balsam, Beverly D’Angelo, José Ferrer, Arthur Kennedy, Tom Berenger, Nana Visitor, Jeff Goldblum, Richard Dreyfuss, Jerry Orbach, Musik: Gil Mellé
Extras: Film Intro von Regisseur Michael Winner, Audiokommentar von Regisseur Michael Winner, Originaltrailer, Aushangfotos, Filmografien, Bildergalerien, Trailershow
Nach dem Roman Allisons Haus bzw. Tor zur Hölle (Wiederauflage) von Jeffrey Konvitz

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Das erfolgreiche Fotomodell Allison Parker (Cristina Raines) ist zwar mit dem Anwalt Michael Lerman (Chris Sarandon) verlobt, scheut jedoch noch den Schritt des gemeinsamen Zusammenlebens und bezieht alleine eine eigene Wohnung in einem New Yorker Altbau in Brooklyn Heights. Von da an sorgen unerklärliche Ohnmachtsanfälle, eine skurrile Schar an Nachbarn, Schritte aus einer verlassenen Wohnung, schlechte Träume und nicht zuletzt ein blinder Priester, der offenbar ununterbrochen am Fenster des oberen Stockwerks sitzt dafür, dass sich Allison immer schlechter fühlt. Nach einer Beschwerde bei ihrer Vermieterin sieht Allison, dass alle Wohnungen außer ihrer und der des Priesters schon lange Zeit unbewohnt sind. Die aufwühlenden Ereignisse führen schließlich zu einem Zusammenbruch Allisons, die daraufhin Hilfe bei Ihrem Freund sucht. Michaels Recherchen über Allisons angebliche Nachbarn ergeben, dass es sich dabei um bereits verstorbene Mörder handelt. Weiterhin findet er heraus, dass das Haus einer Diözese gehört, die ein ungeheuerliches Geheimnis verbirgt.

The Sentinel, wie Hexensabbat sehr viel treffender im Original heißt, ist ein typischer Okkult-Thriller seiner Zeit, der offenbar im Zuge der Megaerfolge Rosemary’s Baby (1968), Der Exorzist (1973) und Das Omen (1976) produziert wurde. Als Vorlage griff man dabei auf den Roman The Sentinel (dt. Allisons Haus bzw. Tor zur Hölle (Wiederauflage)) von Jeffrey Konvitz zurück, der hier auch als Drehbuchautor und Produzent tätig war. Im Gegensatz zu einigen anderen Filmen, die auf der Okkult-Welle schwammen, ist Hexensabbat in Würde gealtert und kann auch heute noch mühelos überzeugen, wenn man sich auf das freilich – aus heutiger Sicht – etwas gemächliche Erzähltempo einlässt. Routinier Michael Winner (Ein Mann sieht rot, Rendezvous mit einer Leiche), der als Ersatz für den zuerst vorgesehenen Don Siegel (Dirty Harry) die Regie übernommen hat, verfügt über keine ausgeprägte inszenatorische Handschrift, was dem Film letztendlich eher zugutekommt als schadet. So erreicht Hexensabbat zwar nicht die formale Meisterschaft des im Grunde sehr ähnlich gelagerten Rosemary’s Baby, kann so jedoch die Stärken des Drehbuchs ungestört voll ausspielen.

Allison leidet nach ihrem Einzug in ihrer Wohnung immer mehr unter den sich häufenden seltsamen Ereignissen, die schließlich sogar eine persönliche Schwelle übertreten, als Allison plötzlich ihrem toten Vater gegenübersteht. Der Grund für diese Geschehnisse bleibt indes bis zum konsequenten und stimmigen Finale im Dunkeln. Fast unmerklich gelingt es Winner, sein Publikum über die komplette Laufzeit gut dosiert zu füttern und somit die Suspense-Schraube immer weiter anzuziehen. Auch Allisons Freund wird zur weiteren Verunsicherung des Zuschauers zunächst als halbseiden eingeführt – die Polizei vermutete eine Beteiligung am Tod seiner ersten Frau, konnte ihm jedoch nichts nachweisen – und überrascht, indem er sich als absolut loyal gegenüber Allison erweist und so als rationaler Anker für sie und den Zuschauer dient.

Obwohl das gesamte Bild eigentlich von Beginn an sichtbar ist (und auch die Werbezeile auf dem Kinoplakat deutlich darauf hindeutet), verfehlt das Finale nicht die beabsichtigte Wirkung. Am Höhepunkt des Films lässt Winner die Höllenkräfte schließlich in Form eines »Aufmarschs« an »Freaks« Gestalt annehmen, der die aufgestaute ungreifbare Bedrohung personalisiert und damit in Terror umwandelt. Hier ist der Film jedoch schon so kurz vor dem Ende, dass nur noch die obligatorische »Erlösung« folgt. Die Entscheidung, für diese Szenen tatsächlich missgestaltete und behinderte Personen einzusetzen, sorgte im Vorfeld des Films für einige Proteste entsprechender Interessengruppen.

So präsentiert sich Hexensabbat als ungewöhnlich gut aufgebauter Okkult-Horrorfilm, dessen unsichere Stimmung sich bis hin zum ungewöhnlich schlüssigen Finale beständig steigert. Michael Winner gelingt eine perfekte Balance von skurriler und bedrohlicher Atmosphäre und einigen effektvoll platzierten derben Effekten, die man zunächst in einer Produktion eines großen Studios so nicht erwarten sollte. Erinnert man sich dagegen an vergleichbare Produktionen des »New Hollywood« (z. B. Der Exorzist, Das Omen), wird klar, dass auch diese nicht gerade zimperlich zu Werke gingen.

Was die Besetzung angeht, ist ausgerechnet Cristina Raines, die den Film hauptsächlich trägt, recht bald wieder vom Filmparkett verschwunden. Chris Sarandon stand damals noch am Anfang seiner Karriere und ist bis heute in TV und Kino, aber auch in den neuen Medien (z. B. als Sprecher von Jack Skellington in den Disney Video Games) aktiv. Auffällig sind dagegen – aus heutiger Sicht – die Nebenrollen besetzt, deren Aufstellung sich wie ein Telefonbuchauszug von Hollywood liest. Neben (ehemaligen) Größen wie John Carradine, Ava Gardner, Eli Wallach, Christopher Walken, Burgess Meredith, Martin Balsam, Beverly D’Angelo, José Ferrer und Arthur Kennedy agieren in Minirollen – teilweise sogar ungenannt – einige heute noch zumindest halb bekannte Mimen wie Tom Berenger, Nana Visitor, Jeff Goldblum, Richard Dreyfuss und Jerry Orbach.

Während der Film im Großbritannien recht günstig zu haben ist, waren mit deutschem Ton bislang lediglich zwei Bootlegs unterwegs. Das österreichische Label NSM hat den Film nun uncut in zwei limitierten edlen Mediabook-Varianten (Hartboxen) veröffentlicht, die jeweils Blu-ray und DVD enthalten, dafür jedoch etwas kräftiger zu Buche schlagen. Die Veröffentlichung richtet sich damit an Fans und Sammler, die diesen Film gezielt suchen und dafür auch ein absolutes Schmuckstück erhalten.

Fazit:
Nicht nur durch die Nostalgiebrille gesehen ist Hexensabbat ein perfekter und angenehm überraschender Okkult-Thriller, der in Würde gealtert ist und über die Jahre nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat.

(eh)

3 Antworten auf Hexensabbat