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Die Wahrheit des Blutes

Jean-Christophe Grangé
Die Wahrheit des Blutes

Thriller, Hardcover, Bastei Lübbe, Köln. Juli 2013, 429 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 9783431038705

Olivier Passan ist Kommissar in der Pariser Mordkommission und eingefleischter Japan-Fan. Als er einem extremen Serienkiller auf der Spur ist, der schwangere Frauen tötet und ein dabei ein ganz eigenes Ritual zu verfolgen scheint, begibt Passan sich auf einen Weg, der ihn neben seiner Karriere auch das Leben kosten könnte. Doch der Liebhaber alter japanischer Kultur, der eher zum Harakiri als zur Angst neigen würde, hat seine ganz eigene Vorstellung von Verantwortung und Ehre. Und auch der Umstand, dass seine Ehe mit der Japanerin Naoko, die sein längst überholtes Bild von Japan, der japanischen Kultur und der asiatischen Wesensart nicht mehr ertragen kann, vor dem Aus steht, ist nicht grade förderlich für die Psyche des Polizeibeamten. Als die Gewalttaten sich dann auch noch gefährlich seinem Umfeld und seiner Familie nähern, ist es an der Zeit für Passan zu entscheiden, was in seinem Leben wirklich zählt.

Jean-Christophe Grangé, in Deutschland insbesondere durch den Roman Die purpurnen Flüsse bekannt, legt hier einen Roman vor, in dem er den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele mitnimmt. Dabei wird es schwer, für irgendeine der Personen Sympathien zu empfinden. Einen echten Helden hat dieses Buch auf jeden Fall nicht. Die einzelnen Charaktere wirken jeder für sich »kaputt«. Und dabei beschränkt Grangé sich nicht auf kleinere Schäden, wie sie viele Ermittlercharaktere haben, nein, Grangé macht seine Figuren zu Extremen. So wie Passan seine Liebe zu Japan und der altjapanischen Kultur und auf der anderen Seite seine dunkle Seite, die der Kriminalität näher steht als dem Gesetz, völlig überdreht, ist Naoko total auf ihre Ideen, Ideale und den Materialismus an sich fokussiert. Doch keiner der Charaktere, bis auf den Bösewicht vielleicht, wirkt in seiner Ausgestaltung wirklich glaubwürdig, zu widersprüchlich sind die Handlungen und die Hintergründe der Figuren. Und zu sehr scheint Grangé bemüht, seinen Figuren noch eine Facette zu geben. So wirken die Charaktere völlig überlastet.

Auch die Handlung kommt oft ins Stocken, vor allem dann, wenn Grangé wieder einmal versucht, eine seiner Hauptfiguren noch mehr auszuschmücken. Die Ignoranz und der extrem negative Tenor, mit dem Grangé dabei den Handlungsort Paris oder auch die japanische Kultur an sich beschreibt, lassen das Buch zu einer echten Qual werden.

Es mag an der Mentalität des Autors liegen (an einer Stelle schreibt er, dass Franzosen immer negativ sind), aber die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt ist, gestaltet sich in weiten Teilen negativ. Man hat das Gefühl, dass nahezu alles, was beschrieben wird, schlecht ist. Paris ist verkommen, das Leben ist schrecklich, die Polizei ist korrupt, Japaner sind entweder zentralgesteuert, wenn sie altmodisch sind, oder dekadent, wenn sie neumodisch sind, und der Westen ist sowieso nur materialistisch und ignorant. Unter dem Strich scheint hier ein Geist mit extrem negativem Weltbild am Werke gewesen zu sein.

Fazit:
Spannung ist vorhanden. Aber Lesevergnügen bleibt leider völlig aus.

(jp)