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Crossing Lines – Folge 1 + 2

Crossing Lines – Staffel 1
Folgen 1 + 2 »Ein neues Team«

Genre: Thriller/Krimi
Originaltitel:
Crossing Lines Piloat 1+2
Laufzeit: jeweils 60 min.
Produktionsland: USA/Frankreich/Deutschland
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16
Regie:
Daniel Percival
Darsteller: Donald Sutherland, William Fichtner, Tom Wlaschiba, Marl Lavoine, Gabriella Pession, Moon Dailly, Richard Flood, Genevieve O’Reilly

Michel Dorn (Donald Sutherland), ein Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, und der französische Polizeibeamte Louis Daniel (Marc Lavoine) haben eine Idee: Sie stellen gemeinsam ein Team zusammen, das Verrbecher jagen soll, die über die Grenzen Europas hinaus operieren. So wollen sie vermeiden, dass bürokratische Hürden die Ermittlungsarbeit erschweren und den Verbrechern das Entkommen ermöglichen. Und so stellt Daniel sein Team zusammen, bestehend aus dem deutschen Kriminaltechniker Sebastian Berger (Tom Wlaschiba), der Italienischen Ermittlerin Eva Vittoria (Gabriella Pession), der französischen Polizistin Anne-Marie Son (Moon Dailly), dem irischen Raubein Tommy McConnell (Richard Flood), der englischen Scotland Yard Agentin Sienna (Genevieve O`Reilly) und dem ehemaligen NYPD-Detective Carl Hickmann (William Fichtner). Und schon ihr erster Fall hat es in sich. Ein Mörder hinterlässt in den verschiedenen Hauptstädten Europas junge Frauen, die er stets auf die gleiche Art und Weise tötet. Als das Team dem Killer endlich dicht auf den Fersen ist, gerät ein Teammitglied selbst in tödliche Gefahr.

Crossing Lines ist eine Gemeinschaftsproduktion des französischen Fernsehsenders TF1, des US-amerikanischen Senders NBC und des deutschen Senders Sat 1. Interessanterweise wurde die Serie als Erstes in Italien ausgestrahlt. Ab dem 22. August 2013 wird die Serie nunmehr auch in Deutschland gesendet.

Recht schnell merkt man, was die eigentliche Idee hinter der Serie ist: Hier wurde versucht eine »europäische« Handlung zu kreieren. Dabei kann der Head Writer der Serie Edward Ellen Benaro seine Vorliebe für skurile Problemcharaktere, die man von ihm aus der ursprünglich aus seiner Feder stammenden Serie Criminal Minds hinreichend kennt, nicht verleugnen. Auch der Umstand, dass es eine Produktion mit amerikanischer Teilnahme ist, ist kaum zu übersehen, ist doch die mit interessanteste Figur mit Carl Hickmann ein Amerikaner. Stellt sich die Frage, was ein ehemaliger NYPD-Cop in einer europäischen Spezialeinheit verloren haben sollte, die noch dazu aus rechtlicher Sicht extrem fragwürdig ist. Was der internationale Gerichtshof mit »normaler« Polizeiarbeit zu tun hat, ist sehr fraglich, dass dieser Gerichtshof Ermittler beauftragen könnte, quasi über die Grenzen der Länder hinaus als übergeordnete Behörde den einzelnen Polizeibehörden vor Ort Anweisungen zu erteilen, ist schlichtweg falsch. Aber: Es schafft eine durchaus interessante Story. Wenn man nun also bedenkt, dass die Macher der Serie eigentlich amerikanische Verhältnisse gewohnt sind, wo es normal ist, dass eine Spezialeinheit des FBI in den Zuständigkeitsbereichen der Polizei der einzelnen Bundesstaaten ihr Ding durchzieht, kann man sich, wenn man denn möchte, auf die Story die Crossing Lines als ein neues Serienformat erscheinen lässt, durchaus einlassen.

Und so kommen wir zu einem Problem, das schon in den ersten beiden Folgen zu einem klaren Qualitätsverlust führt: Fehlender Lokalkolorit. Es ist genau diese Idee, die Crossing Lines von den bisherigen Produktionen Beneros abheben soll. Eine Spezialeinheit, die aus den verschiedensten Ländern Europas rekrutiert wurde und die die Eigenarten der verschiedensten Nationalitäten einbringen und zu einem großen Ganzen bringen soll. Aber weder die Mitglieder der Einheit noch die Handlungsorte (immerhin Paris, Amsterdam und Berlin) können dahingehend überzeugen. Stattdessen sind es Klischees, die bedient werden: Der Deutsche kann Technik. Die Italienerin flirtet und hält flammende Vorträge. Der Ire ist der harrte Kerl. Die Engländerin kann den Iren nicht leiden, oder eben doch? Und die beiden Franzosen sind einfach nur farblos. Bleibt der Ami, der eine schreckliche Vergangenheit hat, ein gebrochener Mann ist und nun seinen Seelenfrieden in der neuen Aufgabe sucht. Und ob die Handlung nun in Paris/Amsterdam/Berlin spielt oder in New York/LA/Las Vegas hätte keinen Unterschied gemacht.

Ein weiteres Problem ist die Geschwindigkeit, mit der die Charaktere von einem Ort zum anderen gelangen. Da ist die Gruppe in Den Haag in der (sehr atmosphärischen) Zentrale der Einheit und schon kurze Zeit später treffen alle Teammitglieder auf unterschiedlichen Wegen in Paris ein. Die Reisezeiten sind gefühlt stark unterschätzt.

Zur Handlung selbst muss man sagen: Der Pilot von Crossing Lines ist eine solige gemachte Folge einer Thrillerserie. Da sind die Elemente Spannung, z.T. auch Überraschungsmoment, aber ein Stück weit auch Drama und Überraschung nicht nur ansatzweise sondern durchaus überzeugend vorhanden. Lässt man die oben angeführten Kritikpunkte außen vor und beachtet, dass es sich um eine gänzlich neue Serie handelt, man keinen der Charaktere kennt und auch die Macher erst ihre Erfahrungen mit diesem Stoff machen müssen, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll ist, sich zurückzulehnen, nicht allzu viel über die Hintergründe nachzudenken, und einfach ein wenig Unterhaltung zu genießen.

Fazit:
Crossing Lines ist nicht das Feuerwerk, dass man nach der Werkung vielleicht hätte erwarten können. Auch die Charaktere können in den ersten beiden Folgen noch nicht wirklich überzeugen. Die Story an sich kann sich aber durchaus sehen lassen und schafft einen netten Fernsehabend, zumindest wenn man bereit ist, über die Anfangsschwächen der Serie hinwegzusehen. Auf jeden Fall werden wir den Fortgang der Serie beobachten.

(jp)