Flesh + Blood
Regie: Paul Verhoeven, Drehbuch: Gerard Soeteman, Paul Verhoeven, Produktion: Gijs Versluys, Darsteller: Rutger Hauer, Jennifer Jason Leigh, Tom Burlinson, Brion James, Jack Thompson.
USA/Niederlande/Spanien 1985
Laufzeit: 123 Minuten
Die Ritterfilme der 40er und 50er Jahre zeigten in der Regel strahlende Helden, die stets für eine gute Sache eintraten und den Bösewicht spätestens beim Schwertkampf zur Strecke brachten. Ein völlig anderes Bild lieferte Paul Verhoeven Mitte der 80er Jahre mit seinem Film Flesh + Blood. Keine strahlenden Helden, keine sauberen Burgen und Tischmanieren gibt es auch nicht. Im Gegensatz zu den früheren Ritterfilmen wollte Verhoeven ein realistischeres Bild der damaligen Zeit liefern. Das Ergebnis war bzw. ist ein moderner Klassiker dieses Genres.
Es geht um den Söldnerführer Martin, der sich zusammen mit seinen Leuten gegen seinen früheren Auftraggeber Lord Arnolfini stellt. Dieser hat ihn nach einem ausgeführten Auftrag betrogen. Aus Rache entführt er Prinzessin Agnes, die für dessen Sohn als Frau vorgesehen war. Nach schweren Misshandlungen verliebt sich Agnes in Martin. Doch Arnolfinis Sohn zieht mit einem Ritterheer gegen Martins Festung, um die Prinzessin zu befreien.
Über 20 Jahre lang war Flesh + Blood indiziert. Inzwischen wurde der Film wieder freigegeben und erhielt das Siegel FSK 18. Grund für die Indizierung war wohl die dargestellte Brutalität, die nicht nur die Schlachten und Schwertkämpfe betraf. Auch die Szenen, in denen Agnes von Martins Leuten brutal misshandelt wird, waren anscheinend den FSKlern ein Dorn im Auge. Insgesamt liefert Verhoeven ein extrem düsteres, schmutziges und blutiges Bild des Mittelalters. Einen richtigen Helden gibt es nicht. Es bleibt den Zuschauern überlassen, zu entscheiden, ob sie sich mit dem Sohn Arnolfinis identifizieren, der seine Zukünftige aus den Fängen der Söldner befreien möchte, oder mit Martin, dem Anführer der Söldner, der einerseits hintergangen wurde, andererseits aber auch nicht das ist, was man als einen Helden bezeichnen könnte. Genau das aber macht Verhoevens Film interessant. Die Charaktere sind keine klischeehaften Stereotypen wie in den Klassikern der 40er und 50er Jahre, sondern verhalten sich ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Milieu entsprechend, wobei sie auch dessen jeweilige moralischen bzw. unmoralischen Vorstellungen übernehmen. Die Figuren wirken damit realer als ihre Hollywood-Vorgänger.
Action und Spannung kommen in dem Film ebenfalls nicht zu kurz. Gleich der Beginn des Films zeigt eine Schlacht, in der Martin und seine Söldner versuchen, eine Burg einzunehmen. Nicht nur mit dieser Anfangssequenz wird der Film seinem Titel gerecht. Mordend und kämpfend geht es weiter bis zum großartigen Finale.
Flesh + Blood gehört zu den besten Ritterfilmen, die bisher gedreht wurden. Es ist schön, dass es diesen Klassiker endlich wieder ungeschnitten zu sehen gibt.
(mp)