Jack Reacher
Nach dem Roman Sniper von Lee Child
Paramount Pictures, Mutual Film Company, Skydance Productions, USA, 2012
Paramount Home Entertainment, Unterföhring, 06.05.2013, 1 DVD, Krimi/Thriller,
Regie und Drehbuch: Christopher McQuarrie, Darsteller: Richard Jenkins, Tom Cruise, Christopher McQuarrie, Rosamund Pike, Werner Herzog, Robert Duvall, Alexia Fast, Musik: Joe Kraemer
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In Pittsburgh, Pennsylvania, tötet ein Scharfschütze scheinbar wahllos fünf Menschen in einem Park. Ein Fingerabdruck am Tatort führt zu James Barr, der sofort um die Unterstützung von Jack Reacher (Tom Cruise), einem ehemaligen hochdekorierten Militärpolizisten bittet. Einst hat Reacher Barr eines Kriegsverbrechens überführt, aufgrund der Kriegswirren wurde Barr jedoch nicht angeklagt. Da Barr von seinen Mitgefangenen ins Koma geprügelt wurde, bevor Reacher ankommt, beginnt dieser als Ermittler für Barrs Anwältin Helen Rodin (Rosamund Pike) zu arbeiten. Entgegen den Ermittlungen der Polizei konzentriert sich Reacher dabei nicht auf den Täter, sondern nimmt auch die Opfer unter die Lupe. So wächst die Überzeugung, dass zumindest eins der Opfer nicht aus Zufall ermordet wurde.
Jack Reacher ist ein ehemaliges Mitglied der US Militärpolizei. Ein effizienter, analytischer Denker und gut ausgebildeter Kämpfer mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, der jedoch seit einigen Jahren nahezu spurlos von der offiziellen Bildfläche verschwunden ist. In bisher 18 Romanen von Lee Child spielt Reacher die Hauptrolle.
Viel wurde geschrieben über den augenfälligen Unterschied im Erscheinungsbild von Lee Childs Serienheld (nahezu 2 m und über 100 kg) und dessen Darsteller Tom Cruise. Wer die Romane nicht kennt, kann sich jedoch ganz unvoreingenommen an einem fast klassischen Detektivthriller erfreuen, der in der heutigen Zeit schon fast einen Anachronismus darstellt. Denn hier steht ausnahmsweise einmal nicht um das (pyrotechnisch aufbereitete) Schicksal der (freien) Welt auf dem Spiel. So würde man einen Film wie Jack Reacher eher in den frühen 1990er Jahre suchen, als Bestsellerverfilmungen von John Grisham und Co Hochkonjunktur hatten. In einigen Szenen erinnert die Stimmung des Streifens sogar an die New Hollywood-Thriller der 1970er-Jahre.
Das Hauptproblem des Films ist allerdings der Hauptdarsteller Tom Cruise, dessen Superstarstatus diesen, eher bodenständigen, Film unter sich begräbt. Obwohl man dem Mimen keine schwache Leistung ankreiden kann, sieht man stets automatisch den Megastar Cruise und nie wirklich die Figur Jack Reacher. Interessant hier, dass noch weitere Darsteller ähnlichen Kalibers für die Rolle im Gespräch waren (u.a. Brad Pitt, Will Smith, Hugh Jackman). Dabei ist der Film an sich durchaus gehobene, wendungsreiche Thrillerunterhaltung. Zwar nicht unbedingt ein Muster an Eleganz und Finesse aber auch alles andere als schlampig. Lediglich der ominöse Drahtzieher »The Zec« bleibt trotz eindrücklicher Beweise seiner Entschlossenheit eindimensional. Angenehm fällt hingegen auf, dass man sowohl auf eine aufgesetzte Lovestory wie auch auf ein versöhnliches Ende verzichtet hat.
Vielleicht hätte ein versierterer Regisseur mehr aus der Vorlage herausholen können. Christopher McQuarrie verdient vorwiegend als Drehbuchautor (u.a. The Tourist, Die üblichen Verdächtigen, Jack and the Giants) seine Brötchen und hat zuvor – im Jahr 2000 – lediglich den halb garen The Way of the Gun (ebenfalls nach einem eigenen Drehbuch) inszeniert.
Die weibliche Hauptrolle ging an die komplett austauschbare und erfolglos bemüht wirkende Rosamund Pike (Zorn der Titanen). Überzeugend ist die Besetzung dagegen in den Nebenrollen geglückt. Der deutsche Regisseur Werner Herzog (Bad Lieutenant, Aguirre – Der Zorn Gottes) agiert zurückhaltend-diabolisch als ominöser Zec; ferner bietet Jack Reacher nach Tage des Donners ein Wiedersehen von Cruise mit dem gerngesehenen Altstar Robert Duvall.
Fazit:
Schöner, handgemachter Thriller mit einigen gut gesetzten Twists, der etwas unter der Hauptrollenbesetzung leidet.
(eh)