Archive

Der Seelenschlüssel

Olivia Woods
Star Trek: Deep Space Nine, Band 9.03
Der Seelenschlüssel
Star Trek – Deep Space Nine: The Soul Key

Cross Cult, Ludwigsburg, Mai 2013, Taschenbuch, Science-Fiction, ISBN: 9783864251733, 280 Seiten, 12,80 Euro
Aus dem Amerikanischen von Christian Humberg
Titelfoto/Titelgestaltung von John Picacio

www.cross-cult.de

Iliana Ghemor, einst in der Gestalt von Kira Nerys von Gul Dukat inhaftiert und missbraucht worden, gelingt während der Wirren des Dominion-Krieges mit einer Handvoll Getreuer die Flucht aus dem Kerker. Während ihre Gefährten inhaftiert und nach Deep Space Nine gebracht werden, gelingt Iliana die Flucht in das Spiegeluniversum. Begleitet wird sie von dem abtrünnigen Jem’Hadar Taran’atar. Hinter dem Spiegel übernimmt Iliana schnell die Rolle der Intendantin mit der Absicht selbst zur Abgesandten des alternativen Universums zu werden, denn in dieser Welt wurde das Wurmloch noch nicht entdeckt. Doch zunächst muss sie das Wohlwollen der Befehlshaber der Allianz, General Martok und Legat Dukat, gewinnen. Denen bietet sie eine Armee von Jem’Hadar-Kriegern an. Taran’atar dient dabei als Beweis, dass sie die grausamen Dominion-Soldaten kontrollieren kann, und tatsächlich scheint Taran’atar seiner neuen Herrin treu ergeben zu sein.
Um die Gunst von Martok zu erlangen, soll Iliana zunächst die von Rebellen besetzte Raumstation Terok Nor zurückerobern. Mit einer Flotte von Klingonen-Schiffen macht sie sich auf den Weg nach Bajor. Kurz vor dem Anflug auf die Raumstation fangen sie einen Funkspruch aus jenem Universum auf, aus dem Iliana und Taran’atar ursprünglich stammen. Es handelt sich um die Crew von DS9. Iliana lässt die Übertragung unterbrechen und ein Störfeld über die Station und den Planeten legen, das verhindern soll, dass ein Transport zwischen den beiden Universen vorgenommen werden kann. Bevor das Störfeld komplett aufgebaut werden kann, gelingt es Captain Kira und Commander Elias Vaughn sich auf das alternative Bajor zu beamen. Dort machen sie sich umgehend auf den Weg in das Arbeitslager Vekobet, wo sich bajoranische Dissidenten verbergen sollen, die mit den terranischen Rebellen paktieren. Doch auch Kira und Vaughn können den Angriff auf Terok Nor nicht verhindern. Die Raumstation konnte ihre Position bislang nur dadurch halten, weil Smiley, der alternative Chief O’Brien, damit drohte, die Stadt Ashalla unter Beschuss zu nehmen. Indem Iliana den Angriff befiehlt, zwingt sie die Rebellen zum Äußersten …

Die Lektüre des dritten Romans der neunten Staffel von Star Trek: Deep Space Nine hinterlässt beim Leser ein lachendes und ein weinendes Auge. Lachend, weil Olivia Woods eine wirklich konsequente und erstklassige Fortsetzung der letzten beiden Titel abliefert und zugleich auch die Handlung um das Paralleluniversum weiterstrickt, das bereits in der TV-Serie zu den beliebtesten Themen zählte. Das weinende Auge richtet sich auf das Nachwort des Übersetzers Christian Humberg, der verlauten lässt, dass der Relaunch der Serie mit dem vorliegenden Band ihr vorläufiges Ende findet. Hier mangelt es an erster Linie an Nachschub aus den USA. Dadurch bleiben zwar viele Fragen, die im Verlauf der Mini-Serie Die Welten von Deep Space Nine gestellt wurden, offen, doch wenigstens wurde die Handlung um Iliana Ghemor zu einem befriedigenden Abschluss gebracht. Nicht, dass man da nicht anknüpfen könnte, aber der Leser wird auch nicht in der Luft hängen gelassen. Tatsächlich hat „Der Seelenschlüssel“ alles, was eine gute Paralleluniversum-Story bieten muss. Bekannte Figuren mit neuen Charaktereigenschaften und in überraschenden Funktionen und Positionen. Eine Winn Adami, die Seite an Seite mit Opaka Sulan die bajoranischen Dissidenten anführt. General Martok und Legat Dukat, die als Führer der Allianz terranisches Schach spielen, und eine alternative Leeta, die die Defiant in die Schlacht führt. Ja, auch die Raumschlachten kommen nicht zu kurz, und eine aus vollen Rohren feuernde Defiant, die aus dem Wurmloch schießt, um eine ganze Raumstation in Schach zu halten, löst unweigerlich Kopfkino aus. Als TV-Episode hätte der Roman wirklich ein enormes Budget für Spezialeffekte geschluckt. Auch Taran’atar spielt wieder eine größere Rolle, nachdem er in Entsetzliches Gleichmaß kurz von der Bildfläche verschwunden war. Und es ist sicher kein Wunder, dass einem der Jem’Hadar-Krieger mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist. Einziger Wermutstropfen ist das sonderbare Verhalten von Captain Sisko, der als verklärter Abgesandter lediglich ein Abziehbild des früheren Kommandanten von Deep Space Nine ist, der energisch und selbstbewusst aufgetreten ist. Das Buch ist in sechs Teile untergliedert und mit gut 250 Seiten ein recht kurzes Abenteuer, das jedoch ein hohes Tempo besitzt. Nur mit der Beschreibung der einzelnen Teile, in die der Roman unterteilt ist, waren sich die Verantwortlichen offenbar uneins. Bis auf Teil 2 wurden nämlich alle anderen Nummern ausgeschrieben, und manchmal ist die Rede vom alternativen Universum, dann wieder nur von dem anderen Universum. In Anbetracht des vortrefflichen Romans, ein zu vernachlässigendes Manko.

Das Covermotiv zeigt Iliana Ghemor mit dem titelgebenden Seelenschlüssel. Sehr treffend und vor allem schöner in Szene gesetzt als das langweilige Cover der amerikanischen Originalausgabe.

Fazit:
Großartiger Abschluss der Paralleluniversums-Trilogie. Olivia Woods brennt ein ganzes Feuerwerk aus originellen Ideen und gelungenen Action-Szenen ab. Schade, dass die neuen Abenteuer der Crew von Deep Space Nine hier ihr vorläufiges Ende finden. Das Ende des Romans weckt jedenfalls die Lust auf weitere Geschichten.

(fh)

Eine Antwort auf Der Seelenschlüssel