Maddrax 350 – Der Kult
Jo Zybell, Michael Schönenbröcher
Der Kult
Bastei Lübbe, Köln, 18.06.2013, 68 Seiten, 1,70 Euro
Extras:
- Umlaufendes Titelbild und Miniposter von Néstor Taylor
- QR-Code 1: Kapitel 1 von Jo Zybell gelesen (ca. 9 Minuten)
- QR-Code 2: Video mit allen bisherigen Néstor Taylor-Coverillustrationen
- Cartoon von Matthias Kringe und Michael Schönenbröcher
- Maddrax-Leserseite
- Maddrax-Galerie: Xij
- Maddrax-Zeittafel
Matthew (Matt) Drax, der Mann aus der Vergangenheit und Aruula, die telepathisch begabte Kriegerin der Dreizehn Inseln, sind zurück aus dem zeitlosen Raum, zurückgekehrt in ihre Welt, in das Mexiko des Jahres 2528. Matts Gefährtin, Xij Hamlet, bleibt dieser Weg jedoch endgültig verschlossen. Sie und der Abenteurer Tom Ericson mussten im zeitlosen Raum, der Domäne der Archivare, zurückbleiben.
Mit Matt und Aruula ist jedoch auch eine Hinterlassenschaft des abtrünnigen und verbrecherischen Archivars Samugaar in diese Welt gelangt, die BagBox, ein Licht schluckender, schwarzer Koffer. Als dieser in einer Explosion vergeht, werden die Artefakte, die er enthielt, über die ganze Erde verstreut. Eines, der sogenannte Transkommunikator, gelangt nach New Orleans und wird dort zum Objekt der Begierde für zwei Voodoo-Priester und eine -Priesterin, die sich gegenseitig die Herrschaft über die verfallene Stadt und ihre Einwohner streitig machen.
Mit dem Mondshuttle fliegen Matt und Aruula nach New Orleans, nachdem sie mithilfe eines Scanners das Artefakt dort orten konnten. Unfreiwillig werden sie in die gewalttätigen Auseinandersetzungen und Machtkämpfe von Papa Anastaa, Queen Latifeeh und dem Baron hineingezogen, gelangen zum Transkommunikator und erleben, wie die Vergangenheit quasi lebendig wird und Aruula von Wudans Auge, der toten Göttersprecherin, drei rätselhafte Aufgaben gestellt bekommt.
Die Handlung von Maddrax 350 knüpft nahtlos an die vorangegangenen Ereignisse an, es wird keine Zäsur vorgenommen und doch beginnt ein neuer, dieses Mal auf 50 Bände angelegter, Zyklus. Auch wenn es noch einige offene »Baustellen« aus vorherigen Romanen zu beseitigen gilt, werden in Der Kult die künftigen Primärziele für Matt und Aruula festgelegt: Unsere Helden müssen die weltweit verstreuten Artefakte finden und speziell Aruula hat zudem die Aufgabe, die drei Rätsel zu lösen.
Aber auch das Zwischenmenschliche kommt nicht zu kurz, gilt es doch für Matt und Aruula, die einst ein Paar waren und um deren Verhältnis es zuletzt nicht allzu gut bestellt war, sich langsam wieder anzunähern, Schuld und vergangenes Unrecht aufzuarbeiten und ihre Partnerschaft neu zu definieren. Die Autoren lassen den beiden zum Glück genügend Zeit, es kommt zu ersten Aussprachen, aber noch nicht mehr. Die Zeit wird beweisen, ob Matt und Aruula ihre einstigen Gefühle füreinander neu entdecken können/werden und ob es wieder ein gemeinsames Leben für die beiden Protagonisten geben kann.
Vordringlich gilt es jedoch, sich der angesprochenen Probleme anzunehmen, nämlich dem Auffinden von Samugaars Artefakten, mit deren Hilfe er die Welt erobern wollte und das Verhindern eines möglichen Missbrauchs. Gleich das erste, der Transkommunikator, hat es in sich. Rein optisch scheint er der Fantasie und dem Zeichenstift des niederländischen Künstlers und Grafikers M.C. Escher entsprungen und eine seiner unmöglichen Figuren zu sein. Die Fähigkeiten des Artefaktes könnte man versuchen, mit »Technomagie« zu umschreiben, wobei Matt folgende pseudowissenschaftliche Erklärung liefert: Der Transkommunikator sei möglicherweise ein Instrument, mit welchem man Verbindung zu einem Paralleluniversum aufnehmen könne und damit zu den Manifestationen toter Lebewesen! Denn nicht nur Wudans Auge ist Aruula erschienen und kommunizierte mit ihr, sondern der Voodoo-Priester Papa Anastaa hatte, als er das Artefakt einsetzte, um den Herrn des Totenreichs zu beschwören, gar eine Begegnung mit einem Daa`muren namens Est`hal`orguu, einem der Außerirdischen, die einst mit dem Kometen, dem Wandler, zur Erde gelangten.
Mit der Einbindung dieser Erscheinungen schlagen die Autoren geschickt eine Brücke zur eigenen Serienvergangenheit.
Dem argentinischen Künstler Néstor Taylor ist übrigens mit seiner Titelbildzeichnung, die Matt, Aruula, Papa Anastaa und den Transkommunikator zeigt, erneut eine wahrhaft fantastische und atmosphärisch sehr ansprechende Illustration gelungen, die eine Szene des vorliegenden Romans perfekt wiedergibt.
Spaß machen natürlich bei der Lektüre eines Maddrax-Romans die Anspielungen auf die heutige Popkultur, so z. B. hier: Queen Latifeeh = Queen Latifah, die Musikerin und Schauspielerin oder Wichard Tymbel, der zu Beginn um sein Leben rennt und dessen Name bewusst an Richard Kimble und die gleichnamige Fernsehserie der 60er Jahre angelehnt ist: Dr. Kimble auf der Flucht.
Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, gerade bei den skurrilen Wortschöpfungen des »Wuduu« und den Flüchen Papa Anastaas.
Der Kult ist flüssig und kurzweilig zu lesen, die Handlung schreitet zügig voran.
Zybell und Schönenbröcher haben mit Maddrax 350 einen in sich durchaus abgeschlossenen Roman geschrieben, der den Grundstein für die künftige Handlung legt. Die Mischung aus Action und emotionalen Elementen wie auch die Einbeziehung/Erwähnung vergangener Handlungselemente und Figuren ist stimmig.
Grundkenntnisse des Maddrax-Universums sind bei der Lektüre sicherlich von Vorteil, doch haben die Autoren auch immer wieder Erläuterungen, zum besseren Verständnis der großen Zusammenhänge, in die Handlung eingewoben. Kurzum: Maddrax 350 ist ein absolut empfehlenswerter Roman der Serie.
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