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Partials 1 – Aufbruch

Dan Wells
Aufbruch

Partials 1

Dystopie, Hardcover, ivi Verlag, März 2013, 512 Seiten, 16,99 Euro, ISBN: 9783492702775

10 Jahre ist es her, dass fast die komplette Menschheit von einem Virus vernichtet wurde. Dieser Virus tötet immer noch die Neugeborenen der letzten Überlebenden, die sich in East Meadows, einem Teil von New York, versammelt haben. Die Verbliebenen versuchen, die komplette Vernichtung der Menschheit zu verhindern. Einige forschen nach einer Heilung, andere verteidigen die Grenze gegen die Partials, Mensch-Maschinen, die vor 10 Jahren gegen ihre Herrscher rebelliert haben und für die Dezimierung der Weltbevölkerung verantwortlich sind. Und da ist dann noch der Senat, der mit seinen »Zukunftsgesetzen« u.a. dafür sorgt, dass alle Frauen immer wieder schwanger werden – in der Hoffnung, eines Tages ein gegen den RM-Virus immunes Kind zu gebären.
Mit diesen Gesetzen sind selbstverständlich nicht alle einverstanden und schließen sich einer Rebellengruppe – der »Stimme« – an.
Unsere Heldin arbeitet auf der Geburtsstation – sie kann aber nicht einfach zusehen, wie alle Neugeborenen nach spätestens ein paar Tagen von RM dahingerafft werden.
Sie weiß um die enge Verbindung zwischen dem Virus und den Partials und will daher einen gefangen nehmen, um ihn zu erforschen – gegen den Willen des Senats, der die Partials nicht mit einer Entführung provozieren will.

Kira ist ein sechzehnjähriges Mädchen, ein sogenanntes Seuchenbaby, da sie sich nicht an die Zeit vor der Seuche erinnern kann. Aus diesem Grund wird sie auch nicht wirklich von den Erwachsenden ernst genommen und nicht unterstützt. Was auch daran liegt, dass sie bis zu einem bestimmten Grad wirklich keine Ahnung hat, sie das aber nicht an der Ausführung ihrer Idee hindert. Durch ihre Willenskraft und ihr Durchhaltevermögen, ihrer Sturheit nicht alles so hinzunehmen, wie es ist, macht sie einen sympathischen Eindruck. Man wird direkt zu Beginn des Buches mit dem Tod eines Säuglings konfrontiert und ist daher von Anfang an emotional an Kira gebunden und will mit ihr zusammen ein Heilmittel finden.

Sie gehört zwar in die Gesellschaft, die von einem Regime unterdrückt wird, wird aber von Beginn an nicht als normale, brave Bürgerin dargestellt. Außerdem gibt hier nun eine größere Auswahl an Gruppen. Denn die beiden Seiten »Regime und normaler Bürger« werden um zwei weitere ergänzt: Das sind die wahren Feinde, die für den Untergang der Welt verantwortlich waren, das heißt die Partials, und zudem eine Widerstandsbewegung der Menschen, die »Die Stimme« genannt werden. Hieraus ergibt sich nun ein deutlich komplizierteres Muster als in vielen Dystopien. Sehr interessant fand ich hier außerdem, dass die Cyborgs (Partials) nicht als solch mordlüsterne Kampfmaschinen beschrieben werden, wie man es sonst in diesem Genre meist erlebt.

Von Kira als Protagonistin erhält man zwar die meisten Hintergrundinformationen, aber auch die anderen Charaktere werden soweit beschrieben, dass man sie nicht für reine Lückenfüller hält. Man kann die Handlungsweisen der einzelnen Figuren gut nachvollziehen und die durchaus nachvollziehbare Beschreibung der Umwelt (Pflanzen erobern sich die Städte zurück etc) hilft dabei, sich alles sehr deutlich vorstellen zu können.

Das Buch hat einen stark medizinischen Charakter. Was die Beschreibung und Erklärungen der medizinischen Begriffe angeht, die innerhalb der Forschungsarbeiten aufkommen, könnte es sein, dass die jugendlichen Leser etwas überfordert sind, der Autor beschreibt aber eigentlich alles so anschaulich, dass man sich auch als Laie hiervon nicht abschrecken lassen sollte.

Das Buch hat einen sehr schnellen Erzählstil, sodass man (außer im Labor, wenn alles etwas deutlicher erklärt wird) kaum Verschnaufpausen bekommt. Dies geht an einigen Stellen ein wenig zulasten der Gefühle und Emotionen, was mich persönlich aber nicht gestört hat, da ich mir lieber etwas selbst zusammenreime, als 20 Seiten unnützes Blabla zu lesen. Die einzelnen Handlungsstränge (u.a. Heilmittelsuche, Aufstände, zwischenmenschliche Beziehungen) sind gut voneinander getrennt und ergeben zum Schluss ein stimmiges Ganzes.

Sehr positiv ist zu erwähnen, dass, auch wenn dieser Roman der erste Teil einer Reihe ist, die Handlung in sich abschließt, so gut es eben geht. Es bleibt natürlich ein Cliffhänger, es gibt aber kein bösartiges, total offenes Ende, das den Leser quält, der nun auf die Fortsetzung warten muss.

Fazit:
Ein spannendes Buch für alle, die eine neue Art eines postapokalyptischen Settings, Cyborgs und Verschwörungen zu schätzen wissen.

Copyright © 2013 by Tanja Hölter