Chernobyl Diaries
Bradley Parker
Chernobyl Diaries
Chernobyl Diaries, USA, 2012, Warner Home Video, Hamburg, Oktober 2012
Horror, 1 DVD im Amaray-Case, Laufzeit: ca. 82 Minuten, 11,35 Euro, EAN 5051890118134, FSK: 16
Regie: Bradley Parker, Drehbuch: Oren Peli, Darsteller: Jesse McCartney, Jonathan Sadowski, Olivia Dudley, Ingrid Bolsø Berdal, Nathan Phillips, Pasha D. Lychnikoff, Devin Kelley, Alex Feldman, Dimitri Diatchenko, Kristof Konrad, Cordelia Zawarski
Musik: Diego Stocco
chernobyldiaries.warnerbros.com
Während eines Europatrips besuchen Amanda, Natalie und Chris dessen Bruder Paul in Kiew. Paul überredet die anderen zu einem Trip nach Pripyat, einer Stadt nahe des stillgelegten Atomkraftwerks Tschernobyl, die nach dem Reaktorunfall 1986 geräumt wurde und heute eine Geisterstadt ist. Unter Führung des »Extreme Tour«-Guides Juri (Dimitri Diachenko) machen sich die vier, gemeinsam mit einem weiteren Pärchen auf den Weg. Da die Stadt jedoch von Militär bewacht wird, verfolgt man einen Schleichweg ins Innere der Stadt. Als sie den Rückweg antreten wollen, lässt sich der Bus aufgrund durchgebissener Kabel nicht wieder starten. Die Gruppe muss die Nacht in Pripyat verbringen und die Anzeichen häufen sich, dass sie dort nicht alleine sind.
Prominenter Name im Produzentenstab des Films ist Oren Peli, der für die Paranormal Activity-Reihe verantwortlich ist und mit diesen eine wahre Flut ähnlicher Produktionen im Handkamerastil ausgelöst hat. Chernobyl Diaries verzichtet dankenswerterweise auf den Found-Footage-Look und präsentiert lupenreinen Indiehorror, der sich stärker dem atmosphärischen Grusel verschrieben hat, als man zunächst annehmen sollte.
Großen Anteil an der bedrohlichen Grundstimmung hat natürlich die real existierende Geisterstadt Pripyat, die langsam von der Natur zurückerobert wird und in ihrer Verlassenheit ein beklemmendes und nahezu surreales Gefühl vermittelt. Bis zum Reaktorunglück von Tschernobyl lebten hier fast 50.000 Menschen, großteils Arbeiter im nahen Atomkraftwerk. Diese dankbare Kulisse nutzen Bradley Parker (Regie) und Oren Peli (Drehbuch) um dort sieben Personen auszusetzen, die sich plötzlich einer sich allmählich steigernden Bedrohung gegenüberstehen. Ab dem Eintreffen in Pripyat, wird kontinuierlich Spannung erzeugt und gesteigert. Schrittweise verdichtet sich die Gewissheit, dass die Besucher hier nicht alleine sind. Dennoch muss man irgendwann den schützenden Wagen verlassen, um Ersatzteile zu besorgen und/oder einen Weg aus der Stadt zu finden.
Die Macher begehen auch nicht den Fehler, die Bedrohung zu früh sichtbar zu machen. Erst zum Finale hin steigert sich die Bedrohung massiv, sobald sich gesichtslose Gestalten aus dem Schatten lösen und Jagd auf die Eindringlinge machen. Dennoch werden diese Szenen nie überstrapaziert.
Als Zoe konnte die Norwegerin Ingrid Bolso Berdal gewonnen werden, die für Horrorfans schon einen kräftigen Startbonus mitbringt. Sie war die toughe Heldin Jannicke aus Cold Prey 1&2 sowie die Hexe in Hänsel & Gretel: Hexenjäger. Chris-Darsteller Jesse McCartney ist dagegen ein echtes Multitalent. Obwohl erst in wenigen Film- und Serienrollen zu sehen, liefert er bereits Synchronarbeiten in Tinkerbell, Alvin und die Chipmunks und Horton hört ein Hu! ab. Außerdem ist er Sänger und Songwriter. Als zwielichtiger Juri glänzt Dimitri Diachenko, der gerne eingesetzt wird, wenn ein »böser Russe« benötigt wird, z. B. auch in den A-Produktionen Indiana Jones und das Geheimnis des Kristallschädels und Gea Smart sowie als Seriengaststar und als Sprecher/Darsteller in Computerspielen (Call Of Duty Command & Conquer).
Fazit:
»Die Geisterstadt der Strahlenzombies«. Wirkungsvoller Indie-Grusel, der von einer fast surrealen Atmosphäre lebt und nicht den Fehler begeht, dem Schrecken zu schnell ein Gesicht zu geben.
Copyright © 2013 by Elmar Huber