The Innkeepers – Hotel des Schreckens
Wer sich mit dem Horrorgenre auseinandersetzt, wird früher oder später auf die Independent-Produktionsfirma Glass Eye Pix des Filmemachers Larry Fessenden stoßen. Auf ihr Konto gehen Filme wie die das Mystery-Drama Wendigo, der Öko-Horror The last Winter oder die Horrorkomödie I sell the Dead. Alle diese Filme sind Beispiele dafür, wie man mit wenig Geld gute Filme drehen kann.
Die neueste Produktion mit dem Titel The Innkeepers handelt von den beiden Hotelangestellten Luke und Claire, welche am letzten Wochenende, an dem das »Yankee Pedlar Inn« noch geöffnet hat, Dienst schieben. Danach soll das Hotel für immer geschlossen werden. Doch das letzte Wochenende hat es in sich. Luke und Claire sind Hobbygeisterjäger und beschließen daher, das Wochenende dazu zu nutzen, um den Spukgerüchten, welche sich um das Hotel ranken, auf den Grund zu gehen. In der Tat stellen sie dabei sonderbare Phänomene fest. Als sie versuchen, den Geist Madeleine O´Malleys, die in dem Hotel vor Jahren Selbstmord begangen hat, anzurufen, gerät die Situation außer Kontrolle.
Drehbuch und Regie stammen von Ti West. Bekannt wurde West durch Cabin Fever 2, bei dem er ebenfalls Regie führte. Bereits damals zeigte er sein Können, auch wenn dieses seitens der Produzenten ziemlich gegen die Wand gepfeffert wurde (West wollte nach Fertigstellung mit dem Film nicht mehr in Verbindung gebracht werden). Sein Können durfte er nun erneut unter Beweis stellen. Larry Fessenden ließ West freie Hand.
The Innkeepers ist ein fast schon klassischer Geisterhausfilm, bei dem das Unheimliche nach und nach und gelegentlich auch zwischen den Zeilen in Erscheinung tritt (wer stielt nur ständig all die Handtücher?). Dabei zitiert der Regisseur hin und wieder gerne Filme der Hammer-Ära sowie modernere Klassiker wie etwa Shining. Ein solches Vorgehen gehört längst zum guten Ton und bereichert die Optik. Und da sind wir bereits beim nächsten Stichwort. The Innkeepers ist unglaublich gut in Szene gesetzt. West nutzt die Leere des Hotels bis in den letzten Winkel hinein aus, wobei er diese auch akustisch umsetzt. Wer genau aufpasst, wird besonders eines mitbekommen: die Stille, welche die beiden Protagonisten umgibt und die Verlassenheit des alten Hotels zusätzlich betont. Der Regisseur schafft dadurch eine realistische Umgebung, in welche er schließlich den Spuk in Erscheinung treten lässt. Ti West gelingt es hierbei, mit nur zwei Schauspielern ein witziges, doch gleichzeitig gruseliges Filmvergnügen zu schaffen. Die unheimlichen Zwischenfälle verfehlen keineswegs ihre Wirkung. Sie treten im klassischen Stil in Erscheinung (egal ob mit oder ohne Leintuch) und sorgen für recht viel Gruselfeeling. Besonders das Finale sucht seinesgleichen. Ti West schließt sich Fessendens Philosophie an, indem er zeigt, dass man kein großartiges Budget benötigt, um gute Filme zu drehen. Sein großräumiges Kammerspiel wirkt überzeugend. Einen Blick ist dieser Film auf jeden Fall wert.
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