Die Geißeln von Enharma – Band 2
Mit Das verrückte Volk setzt der Splitter-Verlag die Trilogie um Die Geißeln von Enharma fort. Erneut stammt der Text von Sylvain Cordurié (Die Herren von Cornwall, Ravermoon) und die Zeichnungen von Stéphane Créty (Acriborea). Für die Farben zeichnet sich Simon Champelovier verantwortlich.
Das Reich der Aspech steht am Abgrund. Zwar kann ein Teil der Bevölkerung dank Baron Kuliks Schiff dem im ersten Band neu erwachten und ziemlich hungrigen Monster noch einmal entgehen, die Hauptstadt Taramora verwandelt sich jedoch bald in ein Trümmerfeld.
Währenddessen suchen die Abenteurer Emrod, Velia, Perelund und Forn, die aus Marketinggründen die Identität der berüchtigten Geißeln von Enharma angenommen haben, gemeinsam mit dem untoten Helden Aracelis in Sirfall nach einer Möglichkeit, das Monster zu besiegen. Denn den Bewohnern dieses einst mächtigen Landes gelang es vor langer Zeit, ein ähnliches Monster zu vertreiben. Nur leider zeigt sich das Volk von Sirfall wenig korporativ.
Im fernen Numante braut sich für die Abenteurer indes noch ein weiteres Übel zusammen: Denn die wahren Geißeln von Enharma finden es alles andere als toll, dass sich jemand einfach ihrer Identität bedient. Und sie sind nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, die Hochstapler aufzuspüren …
Die drei Handlungsstränge, denen in Das verrückte Volk gefolgt wird, sorgen für eine relativ komplexe Handlung. Trotz der Wechsel kann dieser problemlos gefolgt werden, was auch der enthaltenen Karte zu verdanken ist, dank der man den Überblick über die Handlungsorte behält. Allerdings kann nicht jeder der Stränge gleich überzeugen:
Gewohnt vergnüglich und actionreich geht es bei den vermeintlichen Geißeln zu, die gemeinsam einen netten Haufen bilden, dessen Abenteuern man als Leser gerne beiwohnt. Neuzugang Aracelis ergänzt die Chaostruppe gut und sorgt für einige gelungene Running Gags. Zuweilen verwirrend ist allerdings, dass die Geißeln einander nun nicht mehr mit ihren richtigen Namen ansprechen, sondern mit denen ihrer Scheinidentitäten, was wohl an Aracelis’ Anwesenheit liegt.
Die Ereignisse aus Numante werden in diesem Band nur angerissen, sorgen aber für eine Spannungssteigerung und einen gelungenen Cliffhanger zu Band 3.
Fast vernachlässigbar ist allerdings die Geschichte um den Fall von Taramora geraten. Die Hintergründe erschließen sich dem Leser hier nur schwerfällig, das Schicksal der Bevölkerung lässt einen erstaunlich kalt und selbst Kulik ist bisher zu blass geblieben, um diesen ernster geratenen Handlungsteil allein tragen zu können.
Insgesamt kann die Story dennoch überzeugen und man sehnt die erst für Band 3 zu erwartende Zusammenführung der Handlungsstränge herbei.
Trotz der eindeutigen Funtasy-Tendenzen in diesem Heroic Fantasy-Werk mit Sword and Sorcery-Elementen dominieren dunkle Farben in Rot- und Brauntönen oder nächtlichem Blaugrün. Dagegen spiegeln die individuellen und für diese Reihe sehr charakteristischen Figurendarstellungen weiterhin fast ausnahmslos den humorvoll-ironischen Unterton wieder; zusätzlich verstärkt sich das in diesem Band noch durch das affenartige und ziemlich abgedreht anmutende Volk von Sirfall.
Weniger einprägsam, dafür aber ungleich realitätsgetreuer, sind dagegen die durchweg gelungenen Darstellungen von Gebäuden und Landschaften geraten.
Fazit:
Auch wenn in der Handlung ein paar Schwächen bestehen, ist Das verrückte Volk eine würdige und konsequente Fortsetzung vom sehr gelungenen Die Herkunft der Tapferen. Die dichte Atmosphäre und die sympathischen Hauptfiguren sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen.
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